HANNOVER/LONDON (awp international) - Der weltgrösste Reisekonzern Tui sieht sich nach einer starken Wintersaison auch im Sommer auf Wachstumskurs. "Wir sehen, dass der Sommer sehr gut läuft", sagte Konzernchef Sebastian Ebel am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz für das Winterhalbjahr (Oktober bis März). 60 Prozent des Sommerangebots sei bereits verkauft. Vor allem Griechenland, die Türkei und die spanischen Balearen samt der Insel Mallorca seien gefragt.

An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die Tui-Aktie legte zeitweise um rund drei Prozent zu. Am frühen Nachmittag lag sie noch mit 1,7 Prozent im Plus bei 7,12 Euro. Damit wurde sie allerdings nur rund ein Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel. Anfang April war ihr Kurs noch auf etwas mehr als 8 Euro gestiegen.

Laut Ebel hat Tui für den Sommer bereits neun Millionen Reisen verkauft, fünf Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Bei den Buchungen in Deutschland liege der Konzern sogar mit sieben Prozent im Plus. Es sei auch nicht zu erkennen, dass die Kunden am Urlaub sparten. Im Schnitt gäben sie für die bisher gebuchten Sommerreisen sogar vier Prozent mehr aus als vor einem Jahr.

Das stimme den Konzern zuversichtlich, auch im Gesamtjahr zulegen zu können, sagte Ebel. Der Umsatz soll um mindestens zehn Prozent steigen, der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sogar um mindestens 25 Prozent. Und auch bei der Zahl der Gäste wolle Tui zulegen.

Ob der Konzern dabei wieder auf Vor-Corona-Niveau komme, als er bis zu 20,5 Millionen Gäste zählte, liess Ebel weiter offen. Für eine abschliessende Prognose sei es noch zu früh. Schliesslich müsse 40 Prozent des Sommerkontingents noch verkauft werden. Im vergangenen Jahr zählte Tui rund 19 Millionen Gäste, davon 5,6 Millionen aus Deutschland.

Im abgelaufenen Winterhalbjahr (Oktober bis März) vereisten 5,1 Millionen Gäste mit Tui, neun Prozent mehr als vor einem Jahr. Und sie gaben im Schnitt drei Prozent mehr Geld für ihren Urlaub aus als in der vorigen Wintersaison. Der Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 7,95 Milliarden Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust im traditionell schwachen Winterhalbjahr verringerte sich um ein Drittel auf 417 Millionen Euro. Reiseunternehmen schreiben im Winter in der Regel rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie in der Hauptsaison im Sommer ein.

Deutlich zugelegt habe im Winter auch das Kreuzfahrtgeschäft. Die Auslastung der Schiffe habe in den Monaten Januar bis März bei 98 Prozent gelegen. Und auch für den Sommer liege Tui bei den Kreuzfahrtbuchungen bereits sieben Prozent über Vorjahresniveau. Die Schiffe dürften wohl bald ausgebucht sein, sagte Ebel.

Zusätzlich zu den bisherigen 16 Kreuzfahrtschiffen plant Tui daher bereits drei weitere mit zusammen knapp 11 000 Betten. Das erste soll im Juni an den Start gehen und ist nach Ebels Angaben bereits jetzt gut gebucht. 2025 und 2026 soll dann jeweils ein weiteres folgen.

Der Einbruch des Reisegeschäfts wegen der Corona-Pandemie hatte Tui im Jahr 2020 an den Rand der Pleite geführt. Der deutsche Staat rettete den Konzern mit Milliardenhilfen vor dem Untergang. Inzwischen hat Tui die Unterstützung durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit frischem Geld von Anlegern zurückgezahlt. Ende März sass der Konzern jedoch noch auf einer Nettoverschuldung von 3,1 Milliarden Euro. Der Vorstand will die Schulden nach und nach abbauen, um die Zinsbelastung zu senken./fjo/stw/jha/