Von Rochelle Toplensky

ZÜRICH (Dow Jones)--Anders als bei vielen anderen europäischen Banken ruhen bei der UBS nicht alle Hoffnungen auf einem dominanten Boss. Angesichts der schwierigen Position ihres neuen Chefs ist das ein Glücksfall.

Am Dienstag gab die in der Schweiz ansässige Bank hervorragende Jahresergebnisse mit konzernweit steigenden Gewinnen bekannt. Der Vorstandsvorsitzende Ralph Hamers, der im November die Leitung übernahm, kündigte auch eine neue Strategie an, die er im nächsten Quartal präsentieren möchte.

Doch ausgerechnet nun holt ihn ein Geldwäscheskandal ein, der zurückreicht in die Zeit, als er noch Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der ING war. Die Niederlande entschieden überraschend im Dezember, neue Ermittlungen gegen Hamers wegen dessen Rolle in der Affäre einzuleiten. Eigentlich ging man davon aus, dass die Angelegenheit vor seinem Wechsel zur UBS geklärt war. Solche Untersuchungen, die sich gewöhnlich über 18 Monate hinziehen, sind für die Anleger der UBS eine lästige Quelle der Unsicherheit.


   Hamers kann auf bewährter Strategie aufbauen 

Die Strategie der Bank umfasst die Integration von Vermögensverwaltung, Investmentbanking und Asset Management, um vermögende Privatpersonen weltweit zu bedienen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem Wachstum in Asien liegt. Jeder Bankenlenker wird wahrscheinlich auf dieser, als erfolgreich anerkannten Formel aufbauen, anstatt sie neu zu erfinden. Hamers hob deshalb noch drei Schwerpunkte hervor: Er will die Investitionen in Technologie auf ein neues Level heben, Märkte, in denen die Bank keine ausreichenden Größenvorteile erzielen kann, neu bewerten und die Bank insgesamt agiler machen.

Der technologische Fokus ist keine Überraschung. Hamers wurde bei der UBS eingestellt wegen seines hohen Fachwissens beim Management der digitalen Transformation. Schließlich investieren alle Banken in Technologie, um Kosten zu senken und ihre Produkte zu verbessern.

In der Summe wird Hamers wohl nicht mehr Geld ausgeben, sondern sich eher kurzfristigen Projekten und vierteljährlichen statt jährlichen Finanzierungsentscheidungen zuwenden. Auch wird er prüfen, ob kleinere Einheiten noch zur Gruppe passen.

Bei der UBS hat man sich kürzlich darauf geeinigt, die österreichische Vermögensverwaltungseinheit zu verkaufen. Andere europäische Unternehmensbereiche könnten folgen. Einige Märkte, in denen die erforderliche Größe fehlt, könnten durch Investitionen auf Wachstumskurs gebracht werden. Wahrscheinlicher aber ist, dass man sich aus solchen verabschiedet.

Hamers sagte, Joint Ventures mit starken lokalen Banken, wie sie UBS in Brasilien und Japan hat, böten eine vielversprechende Rampe für die Bereitstellung ihrer globalen Dienstleistungen in Märkten, in denen die Präsenz der UBS begrenzt ist.


   Hohe Aktienrückkäufe geplant 

Er möchte auch "die eine UBS" für den Kunden formen, unterstützt von einer einfacheren Organisation, die schnellere Entscheidungen trifft. Doch das ist wahrscheinlich ein längerfristiges Projekt bei einer Bank, der man nachsagt, bürokratisch zu sein.

Die Aktionäre können in den kommenden Jahren mit leicht wachsenden Dividenden und einer Vielzahl von Aktien-Rückkäufen rechnen. Die UBS geht davon aus, dass sie ihre derzeit laufende Rückkaufaktion bald abschließen wird, und beantragt die Genehmigung, in den nächsten drei Jahren weitere Aktien im Wert von 4 Milliarden Franken zu erwerben.

Dieser Plan könnte sehr schnell aufgehen, wenn die UBS im März mit ihrer Berufung gegen das Urteil eines französischen Gerichts Erfolg haben sollte. Dieses hatte die Bank wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu einer Rekordbuße von 3,7 Milliarden Euro plus Schadenersatz verurteilt.

Die niederländische Rechtsangelegenheit ist eine Art Wundertüte. Im günstigsten Fall ist sie nur ein Störfeuer. Schlimmstenfalls könnte sie die UBS dazu bringen, sich einen neuen Chef zu suchen.

Wenigstens können sich die Anleger damit trösten, dass die Bank dafür nicht weit Ausschau halten müsste: Alle vier internen Kandidaten, die ebenfalls für den Top-Job in Betracht gezogen wurden, sind noch im Haus.

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January 27, 2021 04:48 ET (09:48 GMT)