Von Laura Forman

NEW YORK (Dow Jones)--Fast alle Menschen hatten darauf gehofft, dass das Jahr 2021 anders wird, doch es bleibt vieles Gleich. Das bedeutet jedoch nicht, dass Investoren in der Reisebranche generell auf die Bremse treten müssen.

Im Vorfeld einer Investorenkonferenz in dieser Woche warnen aber eine Handvoll großer Fluggesellschaften in Pflichtmitteilungen, dass ihr drittes Quartal weniger rosig als erhofft aussehen könnte. So klagt United Airlines bei der Reisenachfrage über eine Verlangsamung der Kundenbuchungen. Southwest Airlines muss eine anhaltende Schwäche bei den Buchungen - sogar im Freizeitbereich - verkraften und meldete häufigere Reisestornierungen. Auch American Airlines teilt nunmehr nach einem starken Juli eine Abschwächung der kurzfristigen Buchungen im August und generell einen Anstieg der kurzfristigen Stornierungen mit. Alle drei deuteten an, dass die Delta-Variante des Coronavirus sich dämpfend auf das Geschäft ausgewirkt habe.

Die Anleger waren dieser Entwicklung bis zu einem gewissen Grad voraus, aber es besteht noch Raum für eine deutliche Wende zum Besseren als erhofft. So könnte es sein, dass nicht alle Reisen auf Eis gelegt wurden, sondern die Verbraucher mit Blick auf die Ausbreitung der Delta-Variante einfach stärker darauf achten, wohin sie reisen und wie sie dorthin kommen.

Auf der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Monat berichtete Walt Disney über einen starken Anstieg der Reservierungen in den heimischen Parks und dass diese insgesamt über dem Niveau des dritten Geschäftsquartals liegen, das am 3. Juli endete. Laut Disneys Online-Reservierungssystem waren für die nächsten drei Samstage sowohl in Disneyland als auch in Disney California Adventure keine Reservierungen mehr verfügbar.


   Umfragen deuten auf anhaltende Nachfrage hin 

Das ist zwar nur eine Zeitpunktbetrachtung, aber sie deutet auf eine anhaltende Nachfrage nach Reisen hin, die die Verbraucher im vergangenen Jahr möglicherweise auf Eis gelegt haben. Eine kürzlich von Jefferies realisierte Umfrage in den USA ergab, dass von denjenigen, die in diesem Jahr noch nicht verreist sind, etwa 30 Prozent angaben, das in der zweiten Jahreshälfte zu planen. Die Umfrage zeigte auch, dass die meisten Befragten in diesem Jahr gleich viele oder mehr Reisen planen wie 2019, unabhängig vom Impfstatus. Es ist unwahrscheinlich, dass jeder, der in diesem Monat eine Wochenendreservierung für Disneyland hat, in oder in der Nähe der Disneyland-Heimatstadt Anaheim in Kalifornien oder in deren Nähe lebt. Aber angesichts der aktuellen Aussagen der Fluggesellschaften wohnen viele Ticketinhaber zumindest so nah, dass sie mit dem Autor anreisen können.

Das wäre eine gute Nachricht für Unternehmen, die Unterkünfte in der Nähe anbieten, wie zum Beispiel Airbnb, dessen Aktien seit Ende Juli um rund 15 Prozent zugelegt haben. Auch Expedia, zu der Vrbo gehört, könnte davon profitieren. Während die Aktien von Expedia im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent emporgeschossen sind, gingen sie im August um 10 Prozent in die Knie. Die Tatsache, dass der Anteil der Unterkünfte an den Einnahmen des Online-Reisebüros im Jahr 2019 bei 70 Prozent lag und im Jahr 2020 auf 78 Prozent kletterte, während der Flugverkehr einbrach, könnte die Anleger erschrecken.


   Marriott macht Hoffnung 

Aber es gibt noch Hoffnung: Zuletzt machte der CEO der Hotelkette Marriott, Tony Capuano, deutlich, dass der Umsatz pro verfügbarem Zimmer im August gegenüber Juli zwar leicht gesunken sei, sich aber in diesem Monat stabilisiert habe. Er wies auch auf zwei Trends im Geschäftsreiseverkehr hin, die dem Beherbergungsgewerbe insgesamt zugutekommen dürften. Da das Reisen heute beschwerlicher ist und oft Impfungen, den Nachweis dieser Impfungen und ein gewisses zusätzliches Risiko erfordert, beobachtet Capuano, dass Arbeitnehmer ihre Geschäftsreisen verlängern, um sich für die Anstrengung zu entschädigen. Dies könne auch zu mehr so genannten "Bleisure"-Reisen führen - einer Wortschöpfung aus den englischen Worten "Business" and "Leisure" - bei denen sich Geschäfts- und Freizeitreisen vermischen.

Die Marriott-Aktien stiegen nach Capuanos Äußerungen, aber es könnte sein, dass andere Unternehmen besser positioniert sind, um von dem Bleisure-Trend zu profitieren. Frische Daten des Hotelanalyseunternehmens STR zeigen, dass die Belegungsraten für Hotels in Kleinstädten und Vororten im gleitenden Vier-Wochen-Durchschnitt für den Zeitraum bis Anfang September nahe oder über dem Niveau des Vergleichszeitraums 2019 lagen. Stadt-, Resort- und Flughafenhotels liegen dagegen relativ gesehen weiterhin zurück.


   Mittelklasse-Übernachtungen hängen Luxusklasse ab 

Das ist ein gutes Zeichen für die Nachfrage, auch nach Beherbergungsunternehmen am Straßenrand. Choice Hotels hat zum Beispiel erklärt, dass mehr als die Hälfte seiner inländischen Standorte innerhalb anderthalb Kilometern von einer Autobahnausfahrt entfernt liegen und 90 Prozent davon in Vororten, Kleinstädten oder an Autobahnen. Auch Wyndham Hotels & Resorts, zu dessen Marken Super 8, Days Inn und Travelodge gehören, wird davon profitieren. Die Belegungsraten für Hotels der Economy-Klasse und der Mittelklasse lagen zuletzt über dem Niveau des Vergleichszeitraums 2019, während teurere Hotels zurücklagen, wie die Daten von STR zeigen. Für Reiseinvestoren könnte es nur darum gehen, die richtige Wahl zu treffen.

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September 13, 2021 11:18 ET (15:18 GMT)