München (Reuters) - Der saarländische Porzellan-Konzern Villeroy & Boch übernimmt den Badausrüster Ideal Standard.

Der Hersteller von Badarmaturen und -keramik werde dabei mit rund 600 Millionen Euro bewertet, teilte Villeroy & Boch am Montag mit. Mit dem Zukauf, dem größten in der Unternehmensgeschichte, würde der Familienkonzern aus Mettlach seinen Umsatz um mehr als drei Viertel auf mehr als 1,6 Milliarden Euro steigern. Finanziert werden soll die Übernahme von Ideal Standard unter anderem mit 250 Millionen Euro neuen Schulden. Beide Unternehmen ergänzten sich regional, im Vertrieb und im Produktportfolio. "Das bildet die Basis für eine stärkere Wettbewerbsposition und zusätzliches Wachstum", erklärte Villeroy & Boch. Das Unternehmen werde damit einer der umsatzstärksten Badprodukte-Hersteller in Europa.

Villeroy & Boch ist zwar vor allem für seine Kaffee-Services bekannt, erwirtschaftet aber zwei Drittel des Umsatzes mit Waschbecken und Toiletten. An der Börse ist Villeroy & Boch gut 250 Millionen Euro wert. Im frühen Handel stiegen die Vorzugsaktien um 8,3 Prozent.

Einen ersten Anlauf zur Übernahme von Ideal Standard hatte die Firma vor zweieinhalb Jahren wieder zu den Akten gelegt. Es hatte Bedenken in Teilen der Großaktionärs-Familie gegeben, der aktivistische Investor Lakestreet Capital hatte Ideal Standard als Sanierungsfall bezeichnet und vor dem Zukauf gewarnt.

Das in Brüssel ansässige Unternehmen gehörte bis 2018 dem Finanzinvestor Bain Capital, geriet wegen der hohen Schulden, die dieser Ideal Standard aufgebürdet hatte, aber in finanzielle Schwierigkeiten. Die Gläubiger Anchorage und CVC Credit Partners wandelten ihre Anleihen darauf in Eigenkapital und haben seither bei Ideal Standard das Sagen. Villeroy & Boch erklärte, das Unternehmen werde im Zuge der Übernahme deutlich entschuldet.

Ideal Standard beschäftigt mehr als 7000 Mitarbeiter an elf Produktionsstandorten in Europa und Nahost. Sie erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 737 Millionen Euro und einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 74 Millionen Euro. Villeroy & Boch selbst kam 2022 auf 995 Millionen Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebit) von 97 Millionen Euro, rechnet aber im laufenden Jahr wegen der schwachen Baukonjunktur mit einem Umsatzrückgang auf 935 bis 965 Millionen Euro und einem Ebit zwischen 87 und 92 Millionen.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)