(neu: Analystenstimmen, Aktienreaktion)

ASCHHEIM/LONDON (dpa-AFX) - Der Zahlungsdienstleister Wirecard setzt sich ehrgeizige Wachstumsziele für die erste Hälfte des nächsten Jahrzehnts. Beflügelt vom Boom des Online-Handels will der Konzern die von ihm durchgeführten Zahlungen und damit auch Umsatz und operativen Gewinn bis zum Jahr 2025 vervielfachen. Dabei setzt Vorstandschef Markus Braun vor allem auf die Verbindung von Zahlungen im Internet, über Mobilgeräte und an Ladenkassen sowie auf datengestützte Zusatzleistungen.

Wirecard-Chef Braun nutzte am Dienstag eine Veranstaltung des Unternehmens in London dazu, dem Konzern längerfristige Ziele für die kommenden Jahre zu setzen. Bisher hatte das Management Mittelfristziele nur für das Jahr 2020 ausgegeben.

Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten gut an. Nachdem die Aktie am Montag zwölf Prozent an Wert eingebüßt hatte, legte ihr Kurs am Dienstagvormittag zeitweise um mehr als sechs Prozent zu. Zuletzt lag sie noch mit 4,06 Prozent im Plus bei 172,95 Euro und war damit immer noch Spitzenreiter im Dax. Seit Jahresbeginn hat die erst seit kurzem im deutschen Leitindex gelistete Aktie damit rund 85 Prozent an Wert gewonnen. Analysten äußerten sich positiv zu den Plänen des Managements.

Bis zum Jahr 2025 will Wirecard nun Zahlungen im Umfang von mehr als 710 Milliarden Euro durchführen. Das ist mehr als dreimal so viel wie für das Jahr 2020 angepeilt. Der Konzernumsatz soll auf mehr als 10 Milliarden Euro steigen - ebenfalls gut das Dreifache der für 2020 angepeilten Marke. Der operative Gewinn (Ebitda) soll mehr als 3,3 Milliarden Euro erreichen. Das wäre sechs Mal so viel, wie Braun für das laufende Jahr 2018 als Ziel ausgegeben hat.

Branchenexperte Knut Woller von der Baader Bank zeigte sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass das im ersten Halbjahr beschleunigte Wachstum des operativen Gewinns keine einmalige Angelegenheit ist. Er sieht darin vielmehr den Beginn eines neuen Trends. Zudem habe Wirecard seine eigenen Ziele in der Vergangenheit immer wieder übertroffen, so Woller.

Analyst Gerardus Vos von der britischen Bank Barclays hat den Eindruck, als könne Wirecard in den nächsten Jahren schneller wachsen als der Wettbewerber Adyen. Grund dafür sei wohl die Zusammenarbeit des Unternehmens mit großen Handelskonzernen. Dies werde Wirecard in direkte Konkurrenz zu Ayden und Worldpay bringen. Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank sprach von einer "ambitionierten Geschäftsvision" für 2025.

Wirecard verdient sein Geld mit Dienstleistungen rund um die Abwicklung von Zahlungen im Internet, aber auch auf sonstigen elektronischen Wegen. Das sorgt bei Börsianern für Wachstumsfantasie. Das Unternehmen arbeitet mit Händlern und anderen Finanz- und Technologiekonzernen zusammen, unter anderem mit Visa, Mastercard, Google und Apple./stw/nas/mis