ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Schweizer Versicherer Zurich kommt zum Antritt seines neuen Chefs Mario Greco nicht aus der Krise. Wegen des eingeleiteten Konzernumbaus und Problemen in der Schadenversicherung brach der Gewinn im abgelaufenen Jahr überraschend stark um mehr als die Hälfte auf 1,8 Milliarden US-Dollar (1,6 Mrd Euro) ein. Bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Zürich dämpfte die Konzernführung auch für 2016 die Euphorie. Derweil müssen sich 8000 Mitarbeiter auf den Verlust oder Umgliederung ihrer Jobs einrichten.

Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Bis zur Mittagszeit verloren die Papiere an der Börse in Zürich 3,46 Prozent an Wert auf 198,40 Schweizer Franken. Die Sanierung des Versicherers werde wohl etwas länger brauchen, schätzt Analyst Peter Eliot vom Analysehaus Kepler Cheuvreux.

Die Aussicht auf eine stabile Dividende von 17 Franken je Aktie konnte die Anleger nicht besänftigen, zumal die Zurich-Führung Hoffnungen auf Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden zunichte machte. Der Verwaltungsrat habe beschlossen, die Kapitalstärke des Konzerns zu erhalten und den Aktionären derzeit kein zusätzliches Kapital zurückzuzahlen, sagte Verwaltungsratspräsident und Übergangschef Tom de Swaan. Nach der gescheiterten Übernahme des britischen Versicherers RSA sitzt Zurich eigentlich auf rund drei Milliarden Dollar überschüssigem Kapital.

Mit Blick auf das abgelaufene Jahr sprach de Swaan von einem enttäuschenden Ergebnis und "rigorosen Maßnahmen", um den Allianz-Rivalen wieder rentabler zu machen. Von dem bereits eingeleiteten Konzernumbau, der bis 2018 angelegt ist, sollen nun rund 8000 Mitarbeiter betroffen sein.

Nicht alle Stellen fielen weg, sagte eine Zurich-Sprecherin. Viele würden etwa in zentralen Dienstleistungsstellen angesiedelt. Auch der Verkauf von Unternehmensteilen sei möglich. So will sich Zurich aus der Schadenversicherung für Privat- und Firmenkunden im Nahen Osten zurückziehen. Für Deutschland hatte der Versicherer bereits den Wegfall von 500 Jobs angekündigt - diese sind in der neuen Gesamtzahl enthalten.

Der künftige Chef Mario Greco, der bislang den italienischen Versicherer Generali geführt hat, soll nun schon am 7. März bei Zurich anfangen. Die Italiener hatten ihn am Dienstag von seinen Verpflichtungen entbunden. Ursprünglich war sein Wechsel erst zum 1. Mai geplant. Sein Vorgänger bei Zurich, Martin Senn, hatte im Dezember nach geschäftlichen Rückschlägen seinen Hut genommen.

Greco soll das Unternehmen wieder in die Spur bringen. Das dürfte aber seine Zeit dauern. Für 2016 erwartet das bisherige Management, dass der Versicherer die eigentlich geplante Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 erneut verfehlt. Im Vorjahr lag sie gerade mal bei 6,4 Prozent.

Größtes Sorgenkind bleibt die Schadenversicherung. Im vergangenen Jahr reichten die Beitragseinnahmen der Sparte nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote kam mit 103,6 Prozent merklich über der kritischen 100-Prozent-Marke heraus. Im Vorjahr hatte sie mit 96,8 Prozent noch im grünen Bereich gelegen.

Zu der Verschlechterung trugen Großschäden wie die Überschwemmungen in Großbritannien und Irland im Dezember bei. Die Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin im August schlugen bei Zurich mit 275 Millionen Dollar zu Buche./stw/jha/edh