Frankfurt (Reuters) - Die jüngste Talfahrt am deutschen Aktienmarkt scheint vorerst gestoppt.

Nach dem Ausverkauf zu Wochenbeginn näherte sich der Dax am Freitag wieder der Marke von 15.500 Zähler. Ein Sprung darüber wäre der Schlüssel für eine positive Stimmung in der kommenden Handelswoche, meint Jochen Stanzl von CMC Markets. Der deutsche Leitindex notierte zeitweise 0,9 Prozent fester bei 15.461 Punkten. In den vergangenen Tagen und Wochen drückten vor allem Konjunktur- und Zinssorgen auf die Stimmung - der Dax kommt im September auf ein Minus von mehr als drei Prozent.

Gründe für Pessimismus gibt es Experten zufolge derzeit zuhauf. Die Aussicht auf zunächst anhaltend hohe Zinsen der großen Notenbanken, die damit verbundenen Risiken für die Weltwirtschaft, der US-Etatstreit, die Immobilienkrise in China und der Inflationsdruck dies- und jenseits des Atlantiks - all das könnte den zaghaften Erholungsversuch im Dax schnell in sich zusammenbrechen lassen. "Ohne nachhaltig positive Nachrichten werden die Käufer nicht in großem Stil an den Aktienmarkt zurückkehren", ist sich Thomas Altmann von QC Partners sicher.

Bei ausgewählten Einzeltiteln griffen die Anleger dennoch beherzt zu. Vor allem die Aktien der Commerzbank machten mit einem Plus von bis zu 11,6 Prozent auf 10,84 Euro von sich Reden. Sie waren der mit Abstand stärkste Wert im Dax. Die Aktionäre sollen in den nächsten Jahren ein deutlich größeres Stück vom Gewinn bekommen. Die Bank will für die Jahre 2025 bis 2027 mindestens die Hälfte ihres Nettogewinns über Dividenden und Aktienrückkäufe ausschütten.

Gefragt waren auch Adidas und Puma, die sich jeweils um knapp sechs Prozent verteuerten. JD Sports legten in London 5,3 Prozent zu. Die Titel profitierten von den positiv aufgenommenen Zahlen des weltgrößten Sportartikelhersteller Nike. Das Unternehmen hat im abgelaufenen Quartal mehr verdient als erwartet. Nike legten im vorbörslichen US-Handel acht Prozent zu.

Auf der Verliererseite tummelten sich dagegen die Versicherungswerte, die nach ihren deutlichen Gewinnen in den letzten drei Monaten Federn lassen mussten. Münchener Rück, Allianz und Hannover Rück gaben im Dax zwischen 2,6 und ein Prozent nach. Seit Juli haben sie mehr als acht Prozent zugelegt.

DOLLAR ZUM QUARTALSENDE UNTER DRUCK

Am Devisenmarkt ging es nach einem starken dritten Quartal für die US-Währung bergab. Der Dollar-Index, der in den vergangenen drei Monaten fast drei Prozent gewonnen hatte, fiel um bis zu 0,5 Prozent auf 105,672 Punkte. Die Erwartung anhalten hoher Zinsen in den USA hatte dem Greenback zuletzt Rückenwind verliehen. Der Euro ging zum Quartalsende dagegen auf Erholungskurs und notierte mit 1,0606 Dollar 0,4 Prozent fester. Auf die sich abschwächende Inflation im Euroraum reagierte die Gemeinschaftswährung kaum. Die Verbraucherpreise stiegen im September nur noch um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2021.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, geht davon aus, dass das Zinshoch in der Euro-Zone erreicht ist. "Zu Zinssenkungen wird es aber vorerst noch nicht kommen, dazu ist die Inflationsrate noch zu hoch", sagt der Experte. Die Europäische Zentralbank hat im Kampf gegen die Inflation die Schlüsselzinsen bereits zehn Mal in Folge angehoben, zuletzt Mitte September um einen viertel Prozentpunkt.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)