München/Frankfurt (Reuters) - Mercedes-Chef Ola Källenius könnte mit einer Vergütung von 12,74 Milionen Euro im vergangenen Jahr zum Spitzenverdiener unter den Top-Managern der größten börsennotierten Unternehmen aufgestiegen sein.

Der Stuttgarter Autobauer meldete in seinem am Freitag veröffentlichten Vergütungsbericht für den gebürtigen Schweden einen Gehaltssprung von 80 Prozent. Es ist die bisher höchste Gehaltssumme eines Dax-Vorstandschefs für das Jahr 2023. Noch liegen allerdings von zahlreichen Unternehmen aus dem Leitindex keine Geschäftsberichte vor.

Källenius übertrumpft mit seinem Gehalt den Spitzenreiter aus dem vergangenen Jahr, Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer. Damals rangierte Källenius nur auf Platz sieben. Bei beiden rührt der Sprung nach oben vor allem von der Auszahlung von Langfrist-Boni aus früheren Jahren her, die 2023 fällig wurden. Bei Källenius kam eine Umstellung bei den Jahres-Boni hinzu. Der 54-Jährige übertrumpft mit seiner Vergütung den Chef des Branchenrivalen Volkswagen, Oliver Blume. Dieser verbesserte sich zwar um fast ein Drittel auf 9,71 Millionen Euro, blieb damit aber unter der Zehn-Millionen-Marke. Bei Blume zahlen Volkswagen und die Sportwagen-Tochter Porsche, die er in Personalunion führt, jeweils die Hälfte des Gehalts.

Deutlich vor Blume liegt sein Vorgänger Herbert Diess, der im Sommer 2022 zurückgetreten war. Weil er sein Vorstandsgehalt wie bei Volkswagen üblich noch für zwei Jahre ausbezahlt bekommt, standen für ihn 12,81 Millionen Euro zu Buche - knapp eine Million mehr als in seinem letzten aktiven Jahr. Damit zeigt sich einmal mehr: In Deutschland ist es oft lukrativer, Vorstandschef eines Großkonzerns gewesen zu sein als ihn noch zu führen.

GROSSE SUMMEN FÜR DEN EHEMALIGEN POST-CHEF

Das gilt auch für den ehemaligen Post-Chef Frank Appel: Er wird im Vergütungsbericht des Logistik-Konzerns mit 38,57 Millionen Euro geführt, nachdem er sich im Mai 2023 in den Ruhestand verabschiedet hat. Die große Summe rührt daher, dass sich Appel seine seit 2022 aufgelaufenen Versorgungszusagen auf einmal hat auszahlen lassen - insgesamt 32,73 Millionen. Ein Jahr zuvor rangierte er mit 6,99 Millionen Euro auf Platz acht der Top-Verdiener.

Auf ein zweistelliges Millionengehalt kam neben Källenius im vergangenen Jahr nach bisher vorliegenden Daten nur die einzige Frau, die einen Dax-Konzern führt: Belen Garijo übertraf bei der Merck KGaA mit einer konstanten Vergütung von 10,53 Millionen Euro zum dritten Mal in Folge die Zehn-Millionen-Schwelle.

Bei vielen Dax-Chefs haben sich die Vergütungen 2023 positiv entwickelt - das ist das Ergebnis der steigenden Gewinne und Aktienkurse der vergangenen Jahre. Die Fixgehälter machen bei den Vorständen in der Regel nur einen Bruchteil der Vergütung aus. Der Löwenanteil entfällt auf Boni für die Leistung des abgelaufenen Jahres und auf Langfrist-Boni, die einen Zeitraum von drei bis vier Jahren umfassen. Für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing etwa ist daher ein Gehaltssprung in den nächsten Jahren schon absehbar, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Zwar landeten auf seinem Gehalts- und Altersvorsorge-Konto im vergangenen Jahr nur 5,01 Millionen Euro. Für das Jahr 2023 gewährte ihm der Aufsichtsrat aber 8,75 Millionen, die zum Teil erst nach mehreren Jahren ausgezahlt werden.

(Bericht von Alexander Hübner und Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)