FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem Wochenende hat der Dax noch einmal richtig Gas gegeben. Beflügelt wurde er von einem starken US-Arbeitsmarktbericht, der die Sorgen um die Weltkonjunktur etwas linderte, und Signalen für eine dennoch behutsame Geldpolitik der amerikanischen Notenbank.

Ob sich diese Entwicklung in der neuen Woche fortsetzt, bleibt aber abzuwarten. Denn neben den zuletzt noch virulenten Wachstumsängsten bleiben viele politische Probleme bestehen, die dem deutschen Leitindex 2018 den ersten Verlust seit sieben Jahren eingebrockt hatten. Der Einbruch im Dax um 18 Prozent sorgte zudem dafür, dass das vergangene Jahr sein schwächstes seit der Finanzkrise 2008 wurde.

"Der Druck auf die Aktienmärkte dürfte anhalten", prognostiziert Chefstratege Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers. Er verweist auf die Handelskonflikte der Vereinigten Staaten mit dem Rest der Welt, den teilweisen Stillstand der US-Regierungsgeschäfte und die bevorstehende Entscheidung über die Modalitäten des britischen Abschieds aus der Europäischen Union (Brexit). Dazu kämen die zuletzt "mehrheitlich enttäuschenden Konjunkturdaten". Entsprechend rechnet er nicht nur mit sinkenden Erwartungen für das Wirtschaftswachstum, sondern auch für die Unternehmensgewinne.

Da der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht für Dezember insgesamt stark ausfiel, könnte dies die Erwartung weiterer Zinsanhebungen befeuern, schrieb Experte Patrick Boldt von der Lansdesbank Helaba. Denn unter anderem legten auch die Löhne stärker zu als prognostiziert. Sie spielen eine entscheidende Rolle für die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, weil Lohnsteigerungen in der Regel großen Einfluss auf die Inflation haben.

Fed-Präsident Jerome Powell sagte derweil, dass die Währungshüter "sorgfältig auf Sorgen an den Finanzmärkten hören" und bereit seien, "falls nötig die Bilanzpolitik zu ändern". Damit nahm er Befürchtungen vor einer zu schnellen Straffung der Geldpolitik etwas den Wind aus den Segeln.

In den US-chinesischen Zollstreit könnte zu Beginn der neuen Woche Bewegung kommen, wenn eine amerikanische Delegation zu zweitägigen Gesprächen in Peking eintrifft. Dann beginnen die ersten direkten Verhandlungen seit der Ankündigung eines "Waffenstillstands" Anfang Dezember. Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping hatten kurz vor dem Jahreswechsel positive Signale für eine mögliche Beilegung des Streits gesendet.

Die Korrektur am US-Aktienmarkt und die Belastungen für Unternehmen beider Länder durch den Konflikt könnten die Kompromissbereitschaft beider Seiten ebenso begünstigen wie die zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus China, hofft Helaba-Volkswirtin Claudia Windt.

Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda sieht in der Ankündigung der chinesischen Notenbank, die Kapitalanforderungen an die heimischen Banken erneut zu senken, einen weiteren Beleg für die Belastung von Chinas Firmen durch den Handelsstreit. Es gebe ermutigende Signale, dass beide Parteien an einer Beilegung interessiert seien. Doch ob es zu einer umfassenden Einigung komme, bleibe abzuwarten, so seine vorsichtige Einschätzung.

Unternehmensseitig sieht die Agenda für die neue Woche am deutschen Aktienmarkt noch übersichtlich aus. Am Donnerstag berichtet der Zuckerproduzent Südzucker über sein drittes Geschäftsquartal. Tags darauf legt der Autozulieferer Hella seine Halbjahresbilanz vor. Ebenfalls am Freitag präsentiert der Autobauer Volkswagen Absatzzahlen für den Dezember.

Konjunkturseitig dürfte zudem vor allem auf die Daten zum Auftragseingang in der deutschen Industrie, die Einzelhandelsumsätze am Montag und die Industrieproduktion am Dienstag geschaut werden./gl/ck/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---