Der Dax und der EuroStoxx50 schlossen am Mittwoch je 0,3 Prozent tiefer bei 14.460,20 beziehungsweise 3.976,51 Punkten. Auch die wichtigsten US-Indizes waren jeweils 0,7 Prozent im Minus. Angesichts des abnehmenden Teuerungsdrucks gehen Marktteilnehmer davon aus, dass die US-Notenbank Fed das Tempo bei ihren Zinsschritten drosseln wird. Die abgeflauten Zinssorgen hatten am Vortag weltweit die Börsen angetrieben. In den Monaten zuvor hatte die Fed vier Mal in Folge die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte angehoben.

"Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und heute Abend könnte an der Börse einiges Porzellan zerschlagen werden, sollte die US-Notenbank die hohen Erwartungen nicht erfüllen", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. Nur so sei es zu erklären, warum die gestrige Euphorie nach einer im November erneut rückläufigen Inflation in den USA nicht lange angehalten hat. Die letzten Sitzungen hätte gezeigt, dass Fed-Chef Jerome Powell eher dämpfend als stimulierend auf die Finanzmärkte einwirke, um sein Ziel einer Inflationsbremse nicht durch eine Blase bei Vermögenswerten zu konterkarieren. Zudem könne es verfrüht sein, das Thema Inflation komplett abzuschreiben, da sie häufig in Schüben daherkomme. Letztendlich gehe es auch nicht mehr nur noch darum, ob die Inflation zurückgeht, sondern wie schnell sie falle und wo sie sich am Ende einpendeln werde.

DOLLAR ERNEUT SCHWÄCHER - ÖLPREIS STEIGT

Die Aussicht auf ein niedrigeres Tempo bei den Zinserhöhungen setzte erneut der US-Währung zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, sank um 0,4 Prozent auf 103,70 Punkte. Der Euro stieg im Gegenzug um 0,3 Prozent auf 1,0658 Dollar. Seit dem im September erreichten 20-Jahres-Hoch des Dollars ist die US-Währung um neun Prozent gefallen.

Am Rohölmarkt machte der Ölpreis anfängliche Verluste wieder wett. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich um 2,5 Prozent auf 82,72 Dollar pro Barrel (159 Liter) und der US-Leichtöl WTI kletterte um 2,8 Prozent auf 77,46 Dollar pro Barrel. Die Aussicht auf eine Wiederbelebung der chinesischen Nachfrage mit der Lockerung der Corona-Beschränkungen sowie der schwächere Dollar stimmten Anleger optimistisch. Zunächst hatte der überraschende Anstieg der US-Rohöllagerbestände die Konjunktursorgen befeuert.

COLRUYT NACH ZAHLEN STARK UNTER DRUCK

Bei den Einzelwerten brockt ein Gewinneinbruch Colruyt den größten Kursrutsch seit 18 Jahren ein. Die Aktien der Supermarktkette stürzen in Brüssel um 15,1 Prozent auf 19,90 Euro ab. Das Unternehmen legte am Dienstagabend einen Rückgang seines Betriebsgewinns um 41,6 Prozent auf 123 Millionen Euro vor. "Dieses Ergebnis scheint rein operativ bedingt und nicht auf Einmaleffekten zurückzuführen zu sein", schreiben Experten der US-Großbank JP Morgan. Auch die Papiere der Rivalen Ahold Delhaize, Carrefour und Ocado folgen Colruyt ins Minus und verlieren zwischen 1,2 und 4,4 Prozent.

In den USA setzte ein negativer Analystenkommentar Tesla zu. Die Aktie des E-Autobauers fiel um 1,8 Prozent auf 158,05 Dollar. Die US-Investmentbank Goldman Sachs (GS) hatte das Kursziel und die Prognosen für den Konzern gesenkt. "Die Abschwächung der Konjunkturdaten in mehreren Regionen bedeutet weniger Nachfrage nach den Produkten von Tesla", schrieb GS-Analyst Mark Delaney.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, Nette Nöstlinger und Stefanie Geiger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)