Frankfurt (Reuters) - Die Aktienmärkte weiten am Donnerstag ihre Verluste vom Vortag aus.

Der deutsche Leitindex Dax gab am Nachmittag um knapp ein Prozent auf 15.873 Punkte nach und ließ damit seine kürzlich erreichten Rekordhochs weit hinter sich. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor ebenfalls knapp ein Prozent auf 4302 Punkte. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Minus.

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch drückte Analysten zufolge die Stimmung. "Der Dreh- und Angelpunkt sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. Diese haben nach elf Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed in Folge die wichtige Hürde von vier Prozent genommen. Durch die Rating-Entscheidung von Fitch stiegen sie jetzt wieder. Diese Entwicklung sorge für Unruhe an der Börse. "Anleger fürchten, dass Verluste bei Anlagen zu neuen Bankpleiten führen könnten, wie wir sie bereits bei der Silicon Valley Bank gesehen haben. Die Angst vor einer nächsten Bankenkrise wächst."

PFUND WEITET NACH BOE-ZINSERHÖHUNG VERLUSTE AUS

Die zehnjährigen US-Bonds rentierten mit 4,169 Prozent nach 4,078 Prozent am Mittwoch. Die Rendite der Bundesanleihen mit der gleichen Laufzeit stieg auf 2,551 von zuvor 2,507 Prozent. Dies sei auch dem überraschend starken Stellenzuwachs in der US-Privatwirtschaft im Juli zuzuschreiben, sagte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.

Der Pfund weitete nach der Zinserhöhung der Bank of England (BoE) seine Verluste aus. Die britische Währung gab nach dem Entscheid zeitweise bis zu 0,7 Prozent nach und pendelte sich bei einem Minus von rund 0,3 Prozent bei 1,2668 Dollar ein. Zuvor lag sie 0,2 Prozent im Minus. Die Notenbank in London hat den Leitzins um einen viertel Punkt auf 5,25 Prozent angehoben. Rund die Hälfte der Marktteilnehmer hatte mit einem halben Punkt gerechnet. "Die Bank sieht die Geldpolitik jetzt erstmals als restriktiv an. Allzu weit dürfte der Zinsgipfel daher nicht mehr entfernt sein, auch wenn die BoE zusichert, bei Bedarf zu weiteren Zinserhöhungen bereit zu sein", schrieben die Experten der Commerzbank.

Im Fokus bei den Unternehmen blieben Finanzen und Prognosen, die erneut uneinheitlich ausfielen. So verloren die Aktien der Lufthansa, des Halbleiter-Konzerns Infineon, des Autobauers BMW nach Vorlage von Zahlen zwischen 1,5 und mehr als zehn Prozent. Die Titel des Kosmetikherstellers Beiersdorf, des Online-Modehändlers Zalando und des Pharmakonzerns Merck legten dagegen zwischen 2,4 und 4,8 Prozent zu.

Gefragt in Paris war die Aktie von Societe Generale, die um 3,2 Prozent vorrückte. Eine niedrige Risikovorsorge für Kreditausfälle und ein scharfes Kostenmanagement stützten die Ergebnisse von Frankreichs drittgrößter Bank.

In Brüssel kletterten Anheuser-Busch InBev um 3,4 Prozent. Eine gestiegene Biernachfrage in einigen Kernmärkten und höhere Preise haben den Gewinn des weltgrößten Brauereikonzerns angekurbelt.

Jenseits des Atlantiks brachen Qualcomm im vorbörslichen Handel an der Wall Street um 8,4 Prozent ein. Der US-Halbleiterkonzern erwartet angesichts einer enttäuschenden Nachfrage nach Smartphones und ähnlichen Geräten ein schwächeres Quartal als die Analysten. Für das laufende vierte Geschäftsquartal geht er von einen Umsatz zwischen 8,1 Milliarden und 8,9 Milliarden Dollar aus. Von Refinitiv befragte Experten haben bisher im Schnitt mit 8,7 Milliarden gerechnet.

Auch die PayPal-Aktie verlor nach Zahlen vorbörslich 7,8 Prozent. Der US-Zahlungsdienstleister verzeichnete im zweiten Quartal eine bereinigte operative Marge von 21,4 Prozent. Damit verfehlte er die eigene Prognose von 22 Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans BusemannBei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)