PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die erneuten Sorgen um China und fallende Ölpreise haben den Anlegern an Europas Börsen am Dienstag die Laune verdorben. Enttäuschende Konjunkturdaten sowie eine schwache Wall Street verstärkten den Abwärtsdruck.

Der EuroStoxx 50 weitete seine Verluste im Handelsverlauf aus und schloss 1,59 Prozent tiefer bei 2887,38 Punkten. Zu Wochenbeginn hatte der Leitindex der Eurozone noch um mehr als 2 Prozent angezogen. Der Pariser CAC-40-Index verlor am Dienstag 1,40 Prozent auf 4238,42 Punkte. Für den FTSE-100-Index in London ging es um 1,25 Prozent auf 5962,31 Punkte nach unten.

Die chinesische Zentralbank hatte den Wechselkurs der Landeswährung Yuan so deutlich abgewertet wie seit sechs Wochen nicht mehr. Die Anleger fürchteten nun wieder eine Abschwächung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, sagten Börsianer. Auch die fallenden Ölpreise, die derzeit vielen Anlegern als negatives Konjunktursignal gelten, schürten die Sorgen um die weltweite Wirtschaftsentwicklung.

Schwache Konjunkturdaten rundeten das negative Gesamtbild ab. Die Stimmung in deutschen Unternehmen hatte sich im Februar erneut deutlich verschlechtert, wie das vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima belegte. "Die Börsenturbulenzen und die Furcht vor einem globalen konjunkturellen Abschwung setzten dem sensiblen Unternehmergemüt zu", schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Zudem trübte sich in den USA die Verbraucherstimmung im Februar überraschend stark ein. Der vom Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Indikator fiel auf den niedrigsten Wert seit Juli 2015. Dazu waren die Preise am US-Häusermarkt im Dezember etwas schwächer gestiegen als erwartet. Dass die Verkäufe bestehender Häuser im Januar entgegen dem erwarteten Rückgang leicht gestiegen sind, half den Aktienkursen nicht.

In der Branchenübersicht hatten die Aktien der Finanzdienstleister dank der Fusionspläne von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) die Nase vorn: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 0,86 Prozent. Für die Aktien des Frankfurter Börsenbetreibers ging es letztlich um 3,22 Prozent nach oben, und die LSE-Titel sprangen in London um knapp 14 Prozent hoch.

Der Branchenindex der Nahrungsmittel- und Getränkehersteller rückte um 0,17 Prozent vor. Hier halfen positive Nachrichten von Danone , die dem französischen Lebensmittelkonzern ein Kursplus von 4,04 Prozent und den Spitzenplatz im EuroStoxx bescherten. Niedrigere Milchpreise und Sparmaßnahmen hatten 2015 für ein Gewinnplus gesorgt. Analyst Robert Waldschmidt vom Analysehaus Liberum sprach von alles in allem robusten Resultaten.

Derweil büßte der Index der Rohstoffkonzerne 3,21 Prozent ein. Dazu trugen enttäuschende Zahlen von BHP Billiton bei: Der Rohstoffriese hatte nach einem desaströsen Halbjahr zum ersten Mal seit seiner Entstehung vor 15 Jahren die Dividende gekappt, was die Aktien um 6,05 Prozent absacken ließ.

Auch andere Unternehmen enttäuschten. Für die Papiere von "Footsie"-Schlusslicht Standard Chartered ging es um 6,73 Prozent nach unten. Die britische Bank war im abgelaufenen Jahr überraschend tief in die roten Zahlen gestürzt.

Die Papiere von Thales verloren in Paris 6,28 Prozent. Der Rüstungskonzern hatte im abgelaufenen Jahr mit seinem Umsatz positiv überrascht und rechnet zudem mit höheren Erlösen als bisher.

Die Aktien der Swiss Re gaben in Zürich um 3,69 Prozent nach. Den Analysten von Baader Helvea zufolge war das operative Ergebnis des Rückversicherers im vergangenen Jahr überraschend schwach ausgefallen./gl/she