PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen sind am Donnerstag ein kleines Stück von ihren jüngsten Tiefstständen abgerückt. Für etwas Rückenwind sorgte die Wall Street, die ihre Verluste im späten Handel deutlich eindämmen konnte. Der Eurostoxx 50 legte am Vormittag um 0,32 Prozent zu auf 2891,95 Punkte. Hohe Verluste der Deutsche-Bank-Aktie bremsten einen deutlicheren Aufschwung aus. Am Vortag hatte die beschleunigte Talfahrt der Ölpreise den Eurozonen-Leitindex auf den tiefsten Schlussstand seit September 2013 gedrückt.

Am Markt warten die Anleger nun am Donnerstag auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Nachmittag. Der Pariser CAC-40-Index legte zuletzt 0,33 Prozent auf 4138,72 Punkte zu. Der Londoner FTSE-100 rückte um 0,19 Prozent auf 5684,48 Zähler vor.

Nach Einschätzung der meisten Experten wird die EZB nicht weiter an ihren Zinsschrauben drehen. Die Experten der LBBW erwarten, dass sich die Notenbanker aber zu den globalen Risiken und den Wirkungen des Ölpreis-Crashs auf die Euro-Inflation äußern werden.

Das größte Problem für die EZB bleibt die nach wie vor ungewöhnlich schwache Inflation im Euroraum. Trotz zahlreicher Maßnahmen der Währungshüter im Kampf gegen die ihrer Einschätzung nach zu schwache Teuerung verharrte sie im Dezember mit 0,2 Prozent nur knapp über der Nullmarke. Endgültige Zahlen für den Schlussmonat 2015 werden am späten Vormittag bekannt gegeben.

In den USA steht am Nachmittag zudem der viel beachtete Phili Fed Indikator an. "Ob es tatsächlich bessere Nachrichten von der US-Industrie geben wird, ist derzeit zu bezweifeln", kommentierte Dirk Gojny von der National-Bank.

Im europaweiten Branchenvergleich zeigten sich Donnerstagvormittag die Pharmawerte in vergleichsweise bester Verfassung. Sie kletterten im Schnitt um mehr als 1 Prozent. Die größten Verluste mit knapp 1 Prozent musste der Subindex der Transport- und Tourismusindustrie einstecken, aber auch Banken rutschten mit fast ähnlich hohem Verlust ab.

Hier belastete insbesondere der Kursrutsch in der Aktie der Deutschen Bank . Die Papiere verloren am Eurostoxx-50-Ende mehr als 8 Prozent, nachdem der deutsche Branchenprimus einen Rekordverlust für das vergangene Jahr vermeldet hatte.

Zu den größeren Gewinnern gehörten dagegen die Papiere von Branchenkollege Unicredit . Nach einer seit Jahresbeginn fast ununterbrochenen Verlustserie konnten sie sich zuletzt um 2,27 Prozent berappeln, notieren gleichwohl aktuell auf dem tiefsten Niveau seit Mitte Juli 2014. Unicredit hatte im November des vergangenen Jahres ein schmerzhaftes Sparprogramm angekündigt.

Papiere des Chipzulieferers ASML knüpften an ihre starke Bewegung vom Vortag an und verteuerten sich an der Eurostoxx-50-Spitze um mehr als 3 Prozent. Bereits am Mittwoch hatten optimistische Aussagen der Niederländer zum zweiten Quartal die Anleger gelockt.

In London zeigten sich die Investoren von SAB Miller unterdessen unbeeindruckt vom jüngsten Zwischenbericht. Die Aktie notierte nahezu unverändert. Der weltweit zweitgrößte Bierkonzern SABMiller präsentiert sich vor der Übernahme durch Branchenprimus AB Inbev in guter Verfassung und hatte im dritten Geschäftsquartal deutlich mehr Bier abgesetzt.

In Amsterdam ging es für Ahold-Papiere nach guten Jahresumsatzzahlen um rund 2,5 Prozent nach oben. Der niederländische Supermarktkonzern hatte das Jahr 2015 dank eines Schlussspurts mit einem kräftigen Erlösplus abgeschlossen./tav/ag