Zürich/St. Gallen (awp) - Raiffeisen traut der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr ein BIP-Wachstum von 2,1% zu. Das ist etwas mehr, als Chef-Ökonom Martin Neff etwa Deutschland oder der Eurozone zutraut. Seine Zuversicht für das hiesige Wirtschaftswachstum begründet er mit einer aufgehellten, globalen Konjunkturlage. Ausserdem hinke die Schweiz zyklisch oftmals etwas hinterher und auch die Abwertung des Franken gegenüber dem Euro sollte 2018 stützen, erklärt der Volkswirt am Mittwoch an einer Medienkonferenz vor Journalisten.

"Aber auch wenn der Franken zuletzt zum Euro abgewertet hat, bleibt es grundsätzlich dabei, dass er nach wie vor massiv überbewertet ist", stellt der Ökonom an der Konferenz klar. Wie Neff vorrechnet, hat der Franken seit 2007 gegenüber dem Euro um etwa 29% aufgewertet. Diese Entwicklung hatte sich mit der Aufhebung des Mindestkurses vor knapp drei Jahren dann noch mal akut verschärft. "Was die Währungsentwicklung betrifft, hat die Schweizer Wirtschaft ein Stahlbad hinter sich".

EXPORTE BELEGEN BREIT ABGESTÜTZTE ERHOLUNG

Gleichzeitig sei es aber auch ein Zeichen für die Wandelbarkeit und Anpassungsstärke der Schweizer Wirtschaft, dass sie es so schnell geschafft habe, sich mit den neuen Gegebenheiten abzufinden. Ein Blick auf die Exportentwicklung mache dies sehr deutlich. Denn erstmals seit langer Zeit seien die Exporte auch exklusive der Pharma-Branche wieder im positiven Bereich. "Gerade für die exportorientierte Schweiz ist hierbei wichtig, dass Branchen wie Maschinenbau aber auch das Metall verarbeitende Gewerbe wieder steigende Ausfuhren aufweisen." Dies spreche für eine breit abgestützte wirtschaftliche Erholung.

Zuversichtlich stimmen letztlich auch die Einkaufsmanagerindizes aus dem verarbeitenden Gewerbe. Zusammen mit Deutschland sei die Schweiz derzeit Spitzenreiter bei den Stimmungsindikatoren. Wie Neff noch hervorhebt, ist der Auftragsbestand in den Unternehmen so hoch, dass die Wirtschaft erst einmal gut laufen werde.

Ein Faktor, der dieser guten Wirtschaftsentwicklung noch hinterherhinkt, ist die Inflation. In der Eurozone und auch der Schweiz dürfte sie unter den jeweiligen Zielgrössen von EZB und SNB liegen. "Ein Inflationsziel von 2% halte ich für illusorisch, daher erachte ich eine Rate von etwa 0,5% für die Schweiz als durchaus stabil", so Neff.

FINANZMARKT SELBST DAS GRÖSSTE RISIKO

Bei so viel Optimismus bleibt die Frage nach den möglichen Risiken. Als einen Risikofaktor nennt der Ökonom den US-Präsidenten Donald Trump. Der Markt habe ihm viele Vorschusslorbeeren gegeben. Die Frage sei nach wie vor, ob er diese erfüllen werde.

Wie bereits 2017 gezeigt habe, nähme der Markt politische Risiken zwar wahr, sie hätten aber keinen nachhaltigen Einfluss gehabt. Das dürfte sich auch 2018 so fortsetzen. "Als potenzielles Hauptrisiko sehe ich die Finanzmärkte selbst", fasst Neff zusammen. Dass es nicht unendlich aufwärts gehen könne, sei klar. Was genau aber der Auslöser sein wird, dass die Märkte deutlich reagieren, sei unklar.

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