Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag fester. Dabei hat der Markt die Gewinne im Verlauf stetig ausgebaut. Ein Grund dafür sind vor allem die Kursgewinne des Schwergewichte Nestlé nach einem starken Zwischenbericht. Zudem steckten die Bösen die Zinserhöhung der US-Notenbank vom Vorabend gut weg. Das Fed hatte den Leitzins wie erwartet um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben. Zudem lässt die Notenbank die Tür für weitere Straffungen offen. Die Analysten gehen nun aber davon aus, dass die Inflation weiter nachlassen wird und hoffen auch auf eine Abkühlung der Konjunktur. Damit könnte der Zinserhöhungszyklus nun zu einem Ende gekommen sein.

Der nächste Fixpunkt ist die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die heute am frühen Nachmittag bevorsteht. Auch die EZB dürfte die Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben. Bis dahin ist der Fokus der Anleger auf die vielen Unternehmensergebnisse gerichtet. Diese sind mehrheitlich gut ausgefallen, was entsprechend auch an der Börse zu einer positiven Reaktion geführt hat. Darunter sind vor allem die vier Bluechips Holcim, Nestlé, Roche und VAT.

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 1,15 Prozent auf 11'312,66 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,34 Prozent auf 1792,35 und der breite SPI 1,15 Prozent auf 14'926,07 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte stehen im Plus und nur zwei (Schindler und Swisscom) leicht im Minus.

Getragen wird der Markt vor allem von den Aktien von Nestlé (+1,6%). Der Nahrungsmittelriese ist im ersten Halbjahr 2023 erneut deutlich gewachsen und hat sämtliche Vorbehalte von Kritikern ausgeräumt. "Dieses Halbjahr könnte sogar Bären von Nestlé überzeugen", kommentierte Vontobel. Die Volumenentwicklung sei trotz Angebotsstraffung und Kapazitäts-Engpässen stark. Das organische Wachstum war mit 8,7 Prozent stärker als erwartet. Zudem ist Nestlé auch klar profitabler geworden.

Die Aktien von Holcim (+2,6%) sind nach den Semesterzahlen gefragt. Zwar sind Umsatz und Betriebsgewinn devestitionsbedingt gesunken, aber die Gewinnmarge hat sich klar verbessert. Zudem hat Rivale Heidelberg Materials mit einer besseren Prognose geglänzt. Als Folge davon seien auch Sika (+2,5%) stark gesucht, so ein Händler.

Der Genussschein von Roche (+0,3%) legt zwar auch leicht zu, der Markt reagiert aber verhalten auf das Zahlenset. Der Pharmariese leidet im ersten Halbjahr weiterhin unter den Corona-Spätfolgen. Diese haben zusammen mit der Umsatzerosion durch Nachahmer-Medikamente in den ersten sechs Monaten deutliche Spuren hinterlassen. Den Ausblick für das Gesamtjahr hat der Pharmakonzern aber bestätigt. Auch Rivale Novartis (+0,6%) hinkt dem Gesamtmarkt hinterher.

Die Anteile von VAT (+4,2%) haben nach einem schwachen Start das Vorzeichen gewechselt. Zwar hat das Technologieunternehmen einen Gewinneinbruch erlitten, erwartet nun aber eine Erholung in der Halbleiterindustrie im weiteren Verlauf des Jahres. Laut Händlern kommt vor allem der neue CEO am Markt sehr gut an.

Den stärksten Gewinn bei den SLI-Werten fahren aber Straumann (+4,4%) ein. Grund dafür ist laut Händler ein gutes Quartal des US-Rivalen Align. In dessen Sog ziehen auch Sonova (+3,0%) und Alcon (+1,6%) an. Die Anteile von Logitech gewinnen 2,1 Prozent. Die Technologiefirma startet den Aktienrückkauf am morgigen Freitag.

Lonza (+1,7%) setzen im Fahrwasser von Bachem (+4,2%) zu einer Erholung an. Der Peptid-Hersteller will nach einem verhaltenen ersten nun im zweiten Semester richtig Gas geben.

Die Papiere von Inficon schiessen um 15,5 Prozent nach oben. Die Quartalszahlen seien deutlich besser als erwartet gewesen, heisst es am Markt. Ebenfalls höhere Kurse verzeichnen nach der Bilanzvorlage die Aktien von Kardex (+2,1%), Valiant (+2,1%) und der Graubündner Kantonalbank (+0,6%).

Dagegen verlieren Meier Tobler 4 Prozent. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen als Folge eines vorsichtigen Ausblicks.

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