Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt weitet nach einem schwächeren Start im Verlauf die Verluste deutlich aus. Gewinnmitnahmen in den gut gelaufenen Werten und in Schwergewichten belasten laut Händlern den Markt. Der Markt sei auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt, sagt ein Börsianer. Zudem gebe es nach wie vor keine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten über ein weiteres US-Konjunkturpaket. Für Kursimpulse sorgen könnte am Nachmittag eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell, der wohl erneut den Willen des Fed zu einer expansiven Geldpolitik betonen, aber den Ball auch den Politikern zuschieben dürfte.

Die Rückkehr von US-Präsident Donald Trump ins Weisse Haus sei zwar positiv. Doch damit werde eine grosse Unsicherheit nur eingedämmt, aber nicht beseitigt. Der Leibarzt von Trump hatte eingeschränkt, dass der Präsident "noch nicht über den Berg" sei. Erst kommende Woche dürfte er Entwarnung für den Krankheitsverlauf des Präsidenten geben können. Damit blieben Meldungen über den Gesundheitszustand von Präsident Trump weiterhin marktbeeinflussende Faktoren, sagt ein Händler.

Der SMI fällt um 10.55 Uhr um 0,93 Prozent auf 10'206,88 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,87 Prozent auf 1'560,35 und der breite SPI 0,92 Prozent auf 12'745,47 Punkte. 22 der 30 SLI-Titel geben nach und acht legen zu.

Massiv unter Druck stehen Logitech (-6,0%). Der iPhone-Hersteller Apple soll Kopfhörer und Lautsprecher von Drittanbietern wie dem Lausanner Peripheriegerätespezialisten aus dem Online-Angebot gekippt haben. Dieser Schritt wecke Ängste, dass die Amerikaner selber eine Produktoffensive lancieren könnten. Händler weisen aber auch auf die stolze Kursperformance von Logitech im laufenden Jahr von mehr als 50 Prozent hin. "Kein Wunder, kommt es zu Gewinnmitnahmen", sagt ein Händler.

Auch bei den Aktien von Lonza (-1,6%), Givaudan (-1,7%), Kühne + Nagel (-1,9%) und Sika (-1,1%) oder auch den nahe Rekordhoch notierenden Nestlé-Aktien (-1,3%) werden Gewinne eingestrichen.

Zudem machten sich die Anleger zunehmend Gedanken über Ausgang der US-Wahlen. Bei einem Sieg des derzeit in Umfragen führenden Joe Biden von der Demokratischen Partei könnten die Pharmatitel unter Druck geraten, heisst es. Denn Biden habe davon gesprochen, die Steuervergünstigungen Trumps für Unternehmen rückgängig machen zu wollen. Auch die anhaltenden Diskussionen über eine Reform der Medikamentenpreise in den USA stellten eine Bedrohung für die Pharmabranche dar, heisst es am Markt. Roche (-1,1%) und Novartis (-1,3%) geben aktuell nach.

Zu den Gewinnern zählen dagegen die volatilen Aktien des Chip- und Sensorenherstellers AMS (+1,5%), die auch mit Unterstützung positiver Analystenkommentare den Aufwärtstrend fortsetzen.

Ebenfalls im Aufwind befinden sich die arg gebeutelten Bankaktien CS (+0,8%), Julius Bär (+0,2%) und UBS (+1,0%).

Von Umschichtungen aus defensiven in frühzyklische Werte profitieren die Aktien von Adecco (+0,4%).

Andere Zykliker wie ABB (-0,3%), Clariant (-0,7%) und LafargeHolcim (-0,5%) rutschten dagegen im Verlauf ins Minus.

Am breiten Markt stehen Santhera (-25%) massiv unter Druck. Das Biopharmaunternehmen stellt ein Programm mit Puldysa (Idebenon) ein, weil eine erste Analyse zeige, dass die gesteckten Ziele in der noch laufenden Phase-III-Studie kaum erreicht werden können.

Dufry (-3,8%) leiden unter Gewinnmitnahmen. Die Aktie hatte am Vortag nach der Ankündigung über eine Kooperation mit Alibaba in China kräftig zugelegt.

Gesucht sind Molecular Partners (+7,8%). Das Biotechunternehmen sieht die Wirksamkeit seiner Covid-19-DARPins durch weitere präklinische Daten unterstützt.

Aryzta gewinnen 1,5 Prozent. Der angeschlagene Backwarenkonzern hat im Geschäftsjahr 2019/20 wie erwartet tiefrote Zahlen geschrieben. Anleger griffen nun aber mit Blick nach vorn zu, sagt ein Händler. Dem neuen Verwaltungsrat um Urs Jordi stünden nun alle strategischen Optionen offen.

pre/rw