Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt trotzt an seinem ersten Handelstag im neuen Jahr der schlechten Stimmung an den übrigen Märkten - zumindest zeitweise. Nach einem leichteren Start haben Kursgewinne der beiden Schwergewichte Roche und Nestlé den Leitindex SMI massgeblich ins Plus gehievt. Im weiteren Verlauf machen sich die Wachstumssorgen aber dann wieder bemerkbar und das Plus schmilzt zusammen.

Auslöser für die verhaltene Stimmung ist die Umsatzwarnung vom iPhone-Hersteller Apple. Ein schwaches Weihnachtsgeschäft hat den Technologiekonzern dazu veranlasst, seine Umsatzprognose zu senken. Als einen der Hauptgründe nennt Apple eine schwächere Nachfrage in China. Viele Investoren sähen sich angesichts der enttäuschenden Konjunkturdaten aus der zweitgrössten Volkswirtschaft vom Mittwoch in ihrer Sorge bestärkt, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum 2019 abschwächen könnte. Zudem zeichne sich in den USA kein Ende des "Shutdowns" ab. Hier liegen die Regierungsgeschäfte seit knapp zwei Wochen lahm.

Der Swiss Market Index (SMI) tritt gegen 11.15 Uhr mit einem Minus von 0,04 Prozent auf 8'426,05 Punkte mehr oder weniger auf der Stelle. Seine Handelsspanne an diesem ersten Vormittag liegt aktuell zwischen 8'389 und 8'485 Punkten. Gegenüber anderen Indizes wie dem deutschen Dax oder dem französischen Cac40 hält sich das Schweizer Barometer damit deutlich besser.

Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) fällt zeitgleich um 0,60 Prozent auf 1'288,15 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,15 Prozent auf 9'815,76 Zähler. Von den 30 grössten Titeln fallen 23 zurück und sieben gewinnen dazu.

Händler verweisen auch auf den Devisenmarkt, der an diesem Vormittag zu der uneinheitlichen Stimmung beitrage. Im frühen Handel war es zu einem regelrechten "Flash Crash" gekommen. Laut Händlern spielte auch hierbei die Umsatzwarnung von Apple eine wichtige Rolle, da sie den US-Dollar auf Talfahrt geschickt hatte. Die US-Währung verlor vor allem zum japanischen Yen, aber auch zu anderen Währungen wie dem Franken an Wert.

Auf Aktienseite macht sich die Gewinnwarnung ebenfalls bemerkbar. So kommen die Papiere von AMS (-17%) gleich zum Jahresstart erneut unter die Räder. Der Halbleiterhersteller gilt als einer der Apple-Zulieferer und hatte im Laufe des dritten Quartals unter den negativen Kommentaren und gesenkten Prognosen der Branche gelitten. Auch AMS selbst hatte schliesslich eine Gewinnwarnung ausgegeben. Mit einem Kurseinbruch um nahezu drei Viertel waren sie bereits 2019 der mit Abstand grösste Verlierer unter den Blue Chips gewesen.

Es werden aber auch weitere Technologieaktien wie Temenos (-7,8%) und Logitech (-3,7%) abgestossen. Im breiten Markt geben beispielsweise VAT und U-Blox zwischen 4,6 und 2,9 Prozent nach.

Die schwachen Konjunkturdaten aus China sowie die allgemeinen Wachstumssorgen schlagen sich ebenfalls auf den Kursen der beiden Uhrenhersteller Swatch (-3,9%) und Richemomt (-2,6%) nieder. Mit Geberit (-1,7%) und LafargeHolcim (-1,5%) folgen weitere Zykliker.

Bei Adecco wiederum wird das Minus durch einen negativen Analystenkommentar noch verstärkt, wie der Abschlag von 5,1 Prozent zeigt. Die Experten der Credit Suisse haben die Titel auf "Underperform" abgestuft und das Kursziel um 20 Prozent gesenkt. Die Konjunkturdaten dürften sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern und das organische Wachstum der Arbeitsvermittler unter Druck setzen, heisst es in dem Kommentar.

Analystenkommentare sorgen auch bei Novartis (-1,0%) für ein eher schwaches Abschneiden. Die Experten von JPMorgan sorgen sich in einer Branchenstudie um die Pipeline des Konzerns. Dagegen zählen sie Roche weiterhin zu ihren Favoriten, was den Genussscheinen zu einem Plus von 1,8 Prozent verhilft.

Bei Nestlé haben die Experten der UBS die Aktien neu zum Kauf empfohlen, da sie das aktuelle Niveau als eine gelungene Einstiegsmöglichkeit sehen. Investoren greifen denn auch zu, wie der Kursgewinn von 1,2 Prozent zeigt.

hr/tt