Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit einem moderatem Minus beendet. Anfängliche deutliche Verluste konnten in der zweiten Tageshälfte zwar zu einem guten Teil aufgeholt werden, der SMI schaffte es aber nie ganz ins Plus. Der Leitindex hat damit alle drei Tage dieser Woche im roten Bereich geschlossen, insgesamt ist es das vierte Minus in Folge. Konjunktursorgen in Europa und China, steigende Ölpreise und anziehende Bondrenditen trübten seit Tagen die Stimmung, sagte ein Händler. "Bisher macht der September seinem Ruf als schlechter Börsenmonat jedenfalls alle Ehre."

Viele Marktteilnehmer sind derzeit ziemlich nervös, was vor allem auch an den bevorstehenden Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB), der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die in den kommenden Wochen anstehen, liegen dürfte. Ein Hoffnungsfunke bestehe allerdings darin, dass der US-Wirtschaft eine Rezession in naher Zukunft erspart bleibt. Der am Nachmittag veröffentlichte und besser als erwartet ausgefallene ISM-Einkaufsmanagerindex Dienste für den August weist jedenfalls in diese Richtung. Möglichweise gebe der nach hiesigem Börsenschluss erwartete Konjunkturbericht der US-Notenbank dann weiteren Aufschluss über die kurzfristigen Absichten der US-Notenbank, hiess es.

Der SMI schloss 0,31 Prozent tiefer bei 10'924,42 Punkten, das Tagestief kurz vor 11 Uhr lag bei 10'859 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,09 Prozent auf 1732,30 und der breite SPI 0,24 Prozent auf 14'425,06 Zähler ein. Dass die Stimmung für einmal gar nicht so schlecht war, zeigte sich daran, dass von den 30 Top-Titeln lediglich 13 Titel nachgaben, während 16 höher schlossen und einer unverändert blieb.

Grösster Verlierer unter den Blue Chips waren Richemont (-5,2%) und Swatch I (-2,7%). Im Handel wurde auf Aussagen von Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert anlässlich der heutigen Generalversammlung verwiesen. Er liess dabei durchblicken, dass die konstant höheren Preise in Europa mittlerweile auch die gut betuchte Kundschaft träfen und auf deren Ausgabefreudigkeit drückten.

Unter grösserem Druck standen auch die Titel der Grossbank UBS (-2,8%). Hier war ganz klar von Gewinnmitnahmen die Rede, hat die Aktie doch im Nachgang zu den News von letzter Woche zur Integration der CS mehrere neue Hochs erreicht und ist klarer SMI-Spitzenreiter im bisherigen Jahresverlauf. "Der Titel hat seit der Ankündigung der CS-Übernahme gut 40 Prozent gewonnen. Da darf man schon einmal Gewinne sicherstellen", sagte ein Marktteilnehmer.

Relativ deutlich auf den Leitindex SMI drücken ausserdem die beiden Pharma-Titel Novartis (-0,7%) und Roche GS (-0,6), wobei letzterer am Morgen erstmals seit Anfang 2019 die Marke von 250 Franken unterschritten und bei 249,80 Franken entsprechend auch ein neues Jahrestief markiert hatte.

An der Spitze der Rangliste standen derweil die Aktien von Swiss Life (+2,1%). Der Lebensversicherer hat mit seinen Halbjahreszahlen die Erwartungen von Analysten übertroffen. Allerdings seien die Zahlen aufgrund der neuen Rechnungslegungs-Vorschriften nicht einfach zu interpretieren gewesen, meinte ein Händler. Sehr gut sei am Markt aber sowieso vor allem das neue Aktienrückkaufprogramm angekommen.

Gefragt waren ausserdem auch konjunktursensitive Titel wie etwa Logitech (+1,6%), Schindler PS (+1,6%), Sika (+1,5%), ABB (+1,4%) oder Kühne+Nagel (+1,3%).

Im breiten Markt verloren Idorsia (-6,1%) erneut deutlich an Terrain. Das Biotech-Unternehmen hat die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für den Bluthochdruck-Senker Aprocitentan für bis zu 306 Millionen Franken von Janssen zurückgekauft. Dies löste am Markt Stirnrunzeln aus, gilt doch das Unternehmen als sehr finanzschwach.

Klar höher schlossen derweil Barry Callebaut (+1,5%). Der Schokoladehersteller will mit einem umfangreichen Investitions- und Kostensenkungsprogramm und mit neuer Führung das Steuer herumreissen. Seit Mai befindet sich die Aktie nämlich stark unter Druck.

Belimo (+0,1%) schlossen nach einem Investorenanlass nur wenig verändert.

uh/ra