Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag klar im Minus geschlossen. Nach dem Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) drehte der Leitindex SMI am Vormittag zwar zeitweise ins Plus. Allerdings bröckelten die Gewinne bis am frühen Nachmittag bereits wieder ab. Weltweit lasteten die jüngsten Zinssignale der US-Notenbank Fed auf der Stimmung der Anleger.

Die SNB sorgte mit ihrem Entscheid, den Leitzins unverändert zu belassen, aus Sicht der Investoren für eine positive Überraschung. Die meisten Ökonomen hatten mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet. Obwohl die SNB-Verantwortlichen eine weitere Straffung explizit nicht ausschlossen, sahen viele Beobachter den Zinsgipfel hierzulande nun erreicht. Auch die US-Notenbank hatte am Mittwochabend den Leitzins unverändert belassen. Gleichzeitig versetzte sie aber Hoffnungen auf eine baldige Zinswende einen Dämpfer: Die Botschaft des Fed laute "höher für länger", meinte ein Beobachter.

Der SMI schloss um 0,62 Prozent im Minus bei 11'084,74 Punkten, nachdem er kurz nach dem SMI-Entscheid noch auf ein Tageshoch von 11'220 Punkten gestiegen war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab um 0,80 Prozent auf 1734,61 Punkte nach und der breite SPI verlor 0,60 Prozent auf 14'559,26 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 23 im Minus und sieben im Plus.

Abwärts ging es für die gebeutelten Lonza-Aktien (-3,3%), die zu Wochenbeginn nach der überraschenden Ankündigung des Abgangs von CEO Pierre-Alain Ruffieux auf ein Jahrestief abgesackt waren. Der Pharmazulieferer hat am Donnerstag seine Prognosen für das Gesamtjahr im Hinblick auf den Kapitalmarkttag von Mitte Oktober bekräftigt. Händler vermissten jedoch Aussagen zur Mittelfristprognose. Der Impfhersteller Moderna hatte am Mittwoch bekanntgegeben, den Corona-Impfstoff künftig nicht mehr durch Lonza produzieren zu lassen.

Deutlich unter Druck gerieten zudem Partners Group (-3,2%), nachdem die Titel des Privatmarktspezialisten noch am Vortag ein Jahreshoch erreicht hatten. Abwärts ging es auch für Bankenwerte wie UBS (-1,9%) oder Julius Bär (-1,1%). Die Morgan Stanley-Analysten bestätigten am Donnerstag ihr Rating "Equalweight" für die UBS-Titel bei etwas höherem Kursziel bekräftigt: Sie sähen im Bankensektor günstigere Investitionsgelegenheiten bei geringeren Risiken, schreiben sie in einer Studie.

Auf den Indizes lasteten zudem die deutlichen Abgaben der schwergewichtigen Roche-Genussscheine (-2,0%), die nur noch knapp über ihrem Jahrestiefstwert notieren. Noch stärker abwärts ging es mit den Roche-Inhaberaktien (-3,0%). Die Aktien der Basler Konkurrentin Novartis (-0,2%) rutschten am Nachmittag noch leicht in die Verlustzone.

Unter Druck standen mehrere zyklischen Werten, wie die Titel des Verpackungsherstellers SIG (-1,8%), des Warenprüfers SGS (-1,5%) oder des Bauchemiekonzerns Sika (-1,2%). Schwächer schlossen auch die Titel des Personalvermittlers Adecco (-0,8%), auch wenn er am Nachmittag einen Grossauftrag für die nordamerikanische Tochter vermelden konnte.

Uneinheitlich gingen die Luxusgüterwerte aus dem Handel: Während Richemont (-0,3%) am Nachmittag etwas nachgaben, gehörten Swatch (+0,3%) zu den wenigen Tagesgewinnern im SMI/SLI. Die Investoren zeigten sich wenig beeindruckt von einer Studie der französischen Oddo, die dem Uhrenhersteller wegen des schlechten Wirtschaftsklimas in China eine schwierige zweite Jahreshälfte voraussagte.

Etwas besser als der Durchschnitt hielten sich auch die Versicherungstitel. So schlossen Zurich (+0,1%) leicht im Plus ebenso wie die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+0,02%). Deutlichere Kursgewinne gab es für die defensiven Titel des Telekomunternehmens Swisscom (+0,9%%) und vor allem für die schwergewichtigen Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+1,1%), die dem Gesamtmarkt etwas Halt gaben.

Am breiten Markt schlossen die Aktien des israelischen Telemedizinanbieters SHL (+1,5%) trotz eines erneuten Halbjahresverlusts fester. Stark unter Druck standen die Titel des Allschwiler Pharmaunternehmens Idorsia (-13%). Händler verwiesen einmal mehr auf die knappe Kapitalsituation und die Angst vor einer stark verwässernden Kapitalerhöhung.

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