Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag belastet von Zinsängsten und Konjunktursorgen schwächer geschlossen. Damit ist das schmale Plus der Vorwoche bereits verpufft. Vor allem Industriewerte standen laut Händlern unter Druck. Auslöser waren einmal mehr die wieder erwachten Inflations- und Zinssorgen in den USA und die Angst vor einer Energiekrise und deren Folgen in Europa.

Dominierend bleiben in der neuen Woche die Diskussionen um den weiteren geldpolitischen Kurs der Notenbanken. Deren jährliches Treffen im amerikanischen Jackson Hole beginnt am Donnerstag, hat aber bereits jetzt seine Schatten vorausgeworfen. Denn zuletzt habe sich nach Äusserungen mehrerer Notenbanker die Hoffnung auf eine moderatere Zinspolitik des Fed wieder in Luft aufgelöst, hiess es am Markt. Die US-Notenbank sei in einer schwierigen Situation. Denn sie müsse die hohe Inflation bekämpfen, dürfe aber ein mögliches Überschiessen der Zinserhöhungen nicht aus den Augen verlieren, heiss es. Daher liege der Fokus der Investoren auf der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell vom kommenden Freitag.

Der SMI schloss nach einem schwachen Start noch 0,64 Prozent schwächer auf 11'085,84 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der SMI-Riesen gekappt ist, gab um 1,06 Prozent auf 1693,21 Punkte nach und fiel damit erstmals nach rund einem Monat wieder unter die Marke von 1700 Punkten. Der breite SPI büsste 0,71 Prozent auf 14'307,60 Zähler ein. 26 SLI-Werte schlossen tiefer und vier höher.

Am stärksten unter Druck standen zyklische Aktien. "Verkauft wurde alles, was nach Industrie aussieht wie Maschinenbauer, Automobilzulieferer und Chemietitel und alles was noch dazugehört", sagte ein Händler und verwies dabei auf den neuerlichen Anstieg der Strom- Gaspreise in dem wichtigen Exportmarkt Deutschland. "Keine schönen Konjunkturaussichten und derzeit auch keine Kaufgründe für europäische Aktien", sagte ein Händler.

Die stärksten Einbussen unter den SLI-Werten verbuchten die Technologiewerte AMS Osram (-4,0%), der Softwarehersteller Temenos (-3,8%) und VAT (-2,8%), der Personalvermittler Adecco (-3,7%) und der Anlagenbauer ABB (-3,5%). Dabei haben Adecco bei 30,81 Franken ein neues Jahrestief markiert.

Auch die Wachstumswerte Lonza (-3,2%) und Straumann (-2,8%), sowie die Luxusgüterhersteller Richemont (-2,7%) und Swatch (-2,5%) gaben klar nach.

Von den Banken sanken UBS (-1,7%) mehr nach als CS (-0,8% auf 5,004 Fr). Die CS-Aktie kostete zeitweise weniger als ein Fünfliber und markierte bei 4,961 gar ein neues Allzeittief. Neue Ernennungen im obersten Management, darunter ein neuer Finanzchef, wurden am Markt als eher kursneutral gesehen. "Der ganze Bankensektor ist unter Druck, weil die Stimmung am Markt in den letzten Tagen ins Negative gekippt ist", meinten Börsianer.

Die Schwergewichte konnten mit moderaten Gewinnen dem Markt kaum stützen. Während Roche um 0,2 Prozent stiegen, waren Nestlé um 0,3 Prozent im Plus. Novartis (-0,2%) waren dagegen leichter. Zu den Gewinnern zählten noch Swisscom (+0,4%) und Zurich (+0,02%).

Im breiten Markt standen zur Rose im Fokus. Nach einem wilden Auf und AB schlossen sie um 5,4 Prozent tiefer. Zunächst hatte ein Bloomberg-Bericht Verkaufsphantasien geweckt und den Kurs gehoben. Dann hiess es, Schleswig-Holstein steige aus dem E-Rezept, das kommende Woche in den Roll-out gehen sollte, bis auf Weiteres wegen Bedenken des Datenschützers aus.

Polypeptide (-5,4%) setzten die Talfahrt vom Freitag (-20% nach Zahlen) fort. Gewinnmitnahmen belasteten Mobilezone (-9,5%). Autoneum büssten 5,6 Prozent und Clariant 3,3 Prozent ein. Seit den Halbjahreszahlen von vergangener Woche geht es mit dem Kurs der Gurit-Aktie (-4,8%) bergab.

Gesucht waren dagegen EFG (+7,0%), die laut Händlern von Umschichtungen aus anderen Bankaktien profitierten.

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