Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kommt zur Wochenmitte nicht recht vom Fleck. Das spiegelt auch eine Handelsspanne von bislang 35 Punkten wider. Auch wenn die Mehrzahl der Blue Chips Kursgewinne verbucht, bremsen die Schwergewichte den Markt aus. Damit nimmt der Schweizer Markt gegenüber seinen europäischen Pendants einmal mehr die Rolle des Mauerblümchens ein. Sowohl der deutsche Dax als auch der französische CAC 40 ziehen stärker an. Wie nachhaltig diese Gewinne sind, muss sich allerdings noch weisen. Insbesondere der Zinsoptimismus habe kräftig nachgelassen, heisst es am Markt.

Dabei spielt das Thema Notenbank-Zinsen in dieser Woche eine wichtige Rolle. Nachdem die Bank of Japan am Vortag ihre Geldpolitik nicht verändert hat, deuteten einige Bemerkungen aber auf eine sich abzeichnende geldpolitische Wende hin. In China nun kündigte am Morgen die Notenbank an, ihre Geldpolitik zu lockern, um so der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Das Hauptereignis dürfte allerdings die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am (morgigen) Donnerstag sein. Gerade mit Blick auf die EZB stehen die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa und später aus den USA im Fokus. "Von konjunktureller Erholung kann keine Rede sein", kommentiert die VP Bank die Daten aus der Eurozone. "Die Einkaufsmanagerindizes bleiben mit ihren Notierungen von unter 50 im rezessiven Bereich." 

Der Leitindex SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,20 Prozent höher bei 11'172,09 Punkten. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI steigt um 0,46 Prozent auf 1774,06 Punkte und der breite SPI um 0,24 Prozent auf 14'567,60 Zähler. Im SLI gewinnen 19 Werte hinzu und elf geben nach.

Die mit Abstand grössten Gewinne verzeichnen VAT (+3,2%) im frühen Handel. Laut Händlern profitieren die Papiere von den Zahlen des Chipausrüsters ASML. In den hinteren Reihen sind aus diesem Grund Werte wie Inficon (+1,2%) oder Comet (+1,0%) ebenfalls gesucht. Aber auch Techwerte wie die deutsche SAP dürften mit ihren Zahlen zu der insgesamt freundlichen Branchenstimmung beitragen, heisst es im Handel.

Europas grösster Softwarehersteller will für den Schwenk hin zu mehr Künstlicher Intelligenz (KI) in seiner Software viel Geld in die Hand nehmen. Das Thema KI hat speziell in den USA einen Hype in der Technologiebranche ausgelöst, der laut Marktbeobachtern bislang noch nicht 1 zu 1 in Europa angekommen ist.

Gesucht sind zudem Finanzwerte wie Partners Group, UBS und Julius Bär, die sich um bis zu 1,7 Prozent verteuern. Sie bewegen sich damit im Einklang mit ihren europäischen Konkurrenten.

Der Luxusgüterkonzern Richemont (+2,0%) ist ebenfalls weit vorne im Gewinnerfeld zu finden. Er koppelt sich damit weiter vom Branchenkollegen Swatch (-1,8% auf 199,60 Fr.) ab. Nach den am Vortag überraschend vorgelegten Zahlen, haben nun zahlreiche Analysten ihre Erwartungen für Swatch nach unten angepasst. Kurse unterhalb der 200-Franken-Marke hatten die Inhaberaktien letztmals im November 2020 gesehen. Laut Charttechniker lösen die aktuellen Kurse darunter neue Verkaufsignale aus.

Mit jeweils mindestens +1 Prozent sind auch Straumann, Alcon und Lonza aus der Gesundheitsbranche gesucht. Der Lifescience-Konzern Lonza wird zum Wochenschluss Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 vorlegen.

Zuvor stehen am (morgigen) Donnerstag aber Givaudan (-0,3%) auf der Agenda. Der Aromen- und Duftstoffkonzern hat den Prognosen zufolge 2023 klar weniger umgesetzt als im Jahr davor. Nicht zuletzt dürfte der starke Schweizer Franken die Umsätze gedrückt haben.

Logitech wiederum knüpfen mit -0,9 Prozent an die schwache Vortagesentwicklung (-8,7%) an. Trotz guter Zahlen hatten Investoren verschreckt auf einen als eher zurückhaltend eingestuften Ausblick reagiert.

Gebremst wird der Markt aber vor allem durch Nestlé, Novartis und Roche GS die mit Kursabgaben von bis zu 0,4 Prozent den Gesamtmarkt zurückhalten.

In den hinteren Reihen fallen Orior (-3,0%) nach einer Gewinnwarnung und Rieter (-2,2%) nach enttäuschenden Zahlen zurück. Dagegen hat der Schokoladenkonzern Barry Callebaut (+1,4%) etwas besser als erwartet abgeschnitten.

Derweil bekommt beim angeschlagenen Stahlkonzern Swiss Steel (+8,4%) Konzernchef Frank Koch Rückendeckung vom Grossaktionär Martin Haefner.

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