Zürich (awp) - Die Finanzmärkte sind zurück im Sorgen-Modus. Am Schweizer Aktienmarkt sowie an den wichtigsten europäischen Börsen sorgt dies zur Wochenmitte für Kursverluste. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Ölpreise, die aktuell so hoch notieren wie seit zehn Monaten nicht mehr. Das befeuert einmal mehr die Inflationssorgen der Anleger und damit auch die bange Frage, wie die nächsten Zinsentscheidungen der wichtigsten Notenbanken ausfallen werden.

Entsprechend gespannt warten Börsianer auf die US-Konsumentenpreise an diesem Nachmittag. Sie haben laut Händlern das Zeug, die Börsen kräftig durchzuschütteln. Im Zentrum steht dabei vor allem die von der US-Zentralbank Fed besonders beäugte Kernteuerung (ohne Energie und Lebensmittel). Sie dürfte denn auch einen wichtigen Einfluss auf die Fed-Entscheidung in einer Woche haben. Bereits am morgigen Donnerstag meldet sich die EZB in Sachen Zinspolitik zu Wort. Am Freitag dürfte dann noch der "Hexensabbat", also der grosse Verfallstermin an den Terminbörsen, dafür sorgen, dass die Volatilität hoch bleibt.

Der SMI verliert gegen 11.00 Uhr 0,64 Prozent auf 10'944,36 Punkte. Damit steht er nur knapp über dem kurz zuvor erreichten Tagestief von 10'908 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,79 Prozent auf 1718,21 und der breite SPI um 0,68 Prozent auf 14'359,06 Zähler. Im SLI geben aktuell alle 30 Werte bis auf Swisscom und die UBS nach.

Dass die Nervosität erhöht ist, zeigt sich auch daran, dass die Verliererliste mit sämtlichen Branchen bestückt ist. So fallen ABB und Alcon als grösste Verlierer um jeweils mehr als 2 Prozent zurück. Mit Lonza (-1,6%) und Straumann (-1,5%) und auch Sonova (-1,2%) werden noch weitere Vertreter der Gesundheitsbranche aus den Depots gekippt. Somit helfen die jüngsten Aussagen von Straumann-CEO Guillaume Daniellot den Aktien erst einmal nicht. Im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" zeigt sich der Chef des Dentalimplantatherstellers nach wie vor optimistisch für den chinesischen Markt.

Auch beim Hörsystemspezialisten Sonova vermögen die jüngsten Marktdaten nicht zu stützen. Das "US-Veterans Affairs Logistikzentrum" hat am Vortag seine monatlichen Daten zu verkauften Hörgeräten und Marktanteilen für August veröffentlicht. Demnach hat Sonova seinen Marktanteil leicht gesteigert. Auch europaweit gehören Gesundheits- und Industriewerte zu den grösseren Verlieren, hebt ein Händler hervor. "Die Risikobereitschaft hat fast überall abgenommen."

So stehen auch Kühne+Nagel, Schindler und VAT mit Abgaben von bis zu 1,7 Prozent weit vorne im Verliererfeld. Bei den Finanzwerten fällt die Entwicklung etwas uneinheitlicher aus. Während Partners Group (-1,1%) und Julius Bär (-0,8%) etwas stärker als der Markt fallen, geben Swiss Re und Swiss Life (je -0,4%) etwas weniger deutlich nach.

Die UBS (+0,3% auf 23,01 Fr.) gewinnen gar gegen den Trend. Goldman Sachs hat das Kursziel auf 35,00 von 25,80 Franken erhöht und die Kaufempfehlung bekräftigt. Der Experte begründet dies mit erhöhten Prognosen nach den jüngsten Quartalszahlen. Vor allem die mittelfristigen Perspektiven hätten sich gestützt auf die Guidance verbessert und die Gewinne bis 2027 dürften markant zulegen. Damit toppt Goldman Sachs sogar die unter den Analysten bereits sehr optimistische Schätzung von Bank of America mit 30 Franken Kursziel.

Ebenfalls moderat aufwärts geht es mit einem Plus von 0,4 Prozent für die Aktien der defensiven Swisscom.

In den hinteren Reihen geben Basilea mit -2,4 Prozent etwas deutlicher nach, nachdem ein Aktionär sich am Vorabend von einem grösseren Aktienpaket (3,7%) getrennt hat. Nach Zahlen fallen auch die Aktien vom Luxusgüterunternehmen Lalique überdurchschnittlich stark zurück.

Ein zuversichtlicher Kommentar von Jefferies stützt unterdessen Dormakaba (+1,1%). Die jüngsten Veränderungen seien vielversprechend und zeugten vom Engagement des Managements für einen erfolgreichen Turnaround, so der zuständige Experte.

hr/ys