Zürich (awp) - Zurückhaltende Investoren sorgen am Schweizer Aktienmarkt am Dienstag für eine leicht negative Tendenz. Der Leitindex SMI war zunächst nahezu unverändert gestartet und bewegt sich seither knapp unterhalb der Schlussmarke vom Montag. Investoren hätten derzeit Schwierigkeiten, die unterschiedlichen Signale im US-Chinesischen Zollstreit einzuordnen, heisst es von Händlerseite.

Denn nachdem in Medienberichten zunächst von einer Annäherung der beiden Seiten die Rede war, hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag Berichten über eine mögliche Aufhebung bestimmter Zölle eine Absage erteilt. Entsprechend gespannt warten Börsianer nun im Tagesverlauf auf die Rede von Trump vor dem Economic Club of New York. Möglicherweise wird er dann die weitere Richtung festlegen. Darüber hinaus haben Investoren nach wie vor ein Auge auf die Unruhen in Hongkong, die zum Wochenstart noch für einen Kursrutsch in der Sonderverwaltungszone gesorgt hatten.

Der SMI tritt gegen 11.05 Uhr bei einem Stand von 10'300,90 Punkten mit -0,04 Prozent auf der Stelle. Der SLI, welcher die 30 wichtigsten Werte umfasst, gibt um 0,12 Prozent auf 1'583,07 Punkte und der breite SPI um 0,14 Prozent auf 12'437,86 Zähler nach. Unter den 30 grössten Werten halten sich mit jweils 13 Vertretern Gewinner und Verlierer die Waage. Vier Werte sind unverändert.

Die Anteilsscheine von Lonza (-4,6%) sind weiter grösster Verlierer bei den Blue Chips. Bei dem Lifescience-Unternehmen nimmt der neue CEO Marc Funk nach nur wenigen Monaten seinen Hut. Der Rücktritt erfolge "aus persönlichen Gründen", hiess es. Analysten sind skeptisch: Der neuerliche Rücktritt werfe Fragen über mögliche Vorfälle im Hintergrund auf, heisst es etwa in einem Kommentar bei Vontobel.

Mit Abschlägen von 4,0 Prozent sind die AMS-Aktien mittlerweile auch eines der grössten Schlusslichter unter den Blue Chips. Händler machen dafür die Osram-Übernahme verantwortlich. AMS hat bei dem geplanten Zukauf des deutschen Lichtspezialisten eine weitere Hürde genommen. Die obersten Osram-Gremien, Vorstand und Aufsichtsrat, empfehlen eine Annahme.

Bei den Sonova-Aktien (-1,1% auf 228,10 Fr.) lastet ein Analystenkommentar auf dem Kurs. Bernstein hat die Bewertung der Titel mit "Underperform" und einem Ziel von 185 Franken wieder aufgenommen.

Richemont-Aktien setzen mit -0,4 Prozent ihre Kursschwäche vom Vortag fort. Branchenkollege Swatch sind dagegen mittlerweile mit +0,3 Prozent ins Plus gedreht. Die Unruhen in Hongkong hatten schon zu Wochenbeginn für deutliche Verluste bei Richemont gesorgt. Daneben stehen noch weitere Zykliker wie Schindler, Temeos und Logitech auf den Verkaufslisten. Sie fallen zwischen 0,6 und 0,2 Prozent.

Diesen Verlierern stehen insgesamt freundliche Finanzwerte gegenüber. Partners Group, CS und UBS führen die Gewinnerliste mit Aufschlägen zwischen 0,7 und 0,2 Prozent an. Gerade Partners Group sei nach einer Schwäche im Anschluss an die im September veröffentlichten Halbjahreszahlen nun wieder vermehrt gesucht, heisst es im Handel. Es gebe Spekulationen über neu einsteigende bekannte Grossaktionäre, ist am Markt zu hören.

Die deutlichsten Kursbewegungen sind aber im breiten Markt zu finden. So fallen Barry Callebaut mit Abgaben von 7,6 Prozent auf 1'928 Franken besonders deutlich zurück. Der bisherige Mehrheitsaktionär, die Jacobs Holding, hat 10 Prozent seiner Anteile verkauft. Dabei trennte sie sich vom Grossteil dieser Aktien im Rahmen eines beschleunigten Auktionsverfahrens zu 1'915 Franken das Stück.

Beim Maschinenbauunternehmen Klingelnberg werden die schwachen Halbjahreszahlen mit -4,2 Prozent quittiert und auch die durch eine Massnahme des BAZL geschmälerten Ertragsaussichten des Flughafens Zürich werden mit Abgaben von 1,8 Prozent negativ aufgenommen.

Dagegen gewinnen Schmolz+Bickenbach 5,0 Prozent hinzu. Der Stahlhersteller hatte schon im Vorfeld gewarnt, dass die Zahlen zum dritten Quartal schwach ausfallen werden, so dass die Vorlage nicht mehr allzu erschreckend war.

hr/uh