Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten setzt sich bis zum Dienstagmittag eine leichtere Tendenz durch. Der DAX fällt um 0,8 Prozent auf 15.250 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,1 Prozent auf 3.977 Punkte nach. "Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank setzen Gewinnmitnahmen ein", sagt ein Händler. Die Währungshüter kommen am Donnerstag zur Diskussion über die Geldpolitik zusammen. "Früher oder später dürfte auch im Frankfurter Ostend die Debatte über eine Rücknahme der Pandemie-Stützen beginnen", so der Marktteilnehmer. Einige Anleger fürchteten, dass diese schon in dieser Woche angestoßen werden könnte. Solche so genannten Tapering-Diskussionen um ein Ende der Anleihenkäufe durch Zentralbanken waren schon in der Vergangenheit immer wieder für längere Konsolidierungen und Rücksetzer an den Aktienmärkten gut.

Wasser auf die Mühlen der Tapering-Diskussion kommt von deutschen Preisdaten. Im März ging es mit den Erzeugerpreisen um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben, erwartet worden waren nur 3,3 Prozent. Im Vormonat waren es sogar nur plus 1,9 Prozent gewesen. "Wir fragen uns, wann das auf die Verbraucherpreise durchschlägt und wann es die EZB zum Handeln zwingt", meint ein weiterer Händler. Profiteur der Entwicklung ist der Euro, der mit 1,2060 Dollar auf dem höchsten Stand seit fast sieben Wochen gehandelt wird und damit die Marke von 1,20 Dollar weiter hinter sich lässt.

Aus technischer Sicht besteht nun die Gefahr eines Fehlausbruchs. Nachdem der DAX erst am Freitag das vorletzte Hoch bei 15.312 Punkten überwunden hatte, ist er nun wieder in die Konsolidierungszone der vergangenen Wochen zurückgefallen. Erschwerend kommt laut Marktanalysten hinzu, dass die überkaufte Situation vor dem Ausbruch vom Freitag noch nicht bereinigt war.


   Tabak-Aktien an der Spitze der Verlierer 

Unter den Gewinnmitnahmen leiden vor allem die großen Gewinner des bisherigen Börsenjahres wie die Reise- und Freizeit-Aktien. Ihr Branchenindex fällt um 2,3 Prozent. Der Index der Banken gibt um 1,8 Prozent nach. Kräftig unter Druck geraten die britischen Tabak-Aktien: Hier fallen Imperial Brands um 6,6 Prozent und BAT um 6,7 Prozent.

Auslöser der Kursverluste war am Vorabend ein Bericht des Wall Street Journal, wonach die neue US-Regierung geringere Nikotingehalte in Zigaretten fordert. Da Nikotin mit dem Grad der Abhängigkeit der Raucher in Verbindung gebracht wird, könnte dies das Suchtpotenzial und damit den Absatz drücken, so die Befürchtung. Auch Altria waren in den USA über 6 Prozent eingebrochen.


   BMW und VW mit Relativer Stärke nach guten Zahlen 

Vergleichsweise gut kommen bei den jüngsten Gewinnerbranchen die Autotitel weg, ihr Stoxx-Branchenindex fällt um 0,5 Prozent. BMW können sich mit 0,2 Prozent Minus knapp behaupten. Der Münchener Autokonzern hat im ersten Quartal mehr verdient als im Vergleichszeitraum und die Markterwartungen übertroffen. Dabei profitierte der Autobauer von einem höheren Absatz in allen Regionen, vor allem China, und bei allen Marken. BMW erzielte im Autosegment eine EBIT-Marge von 9,8 Prozent. Die Analysten der Citi stellen auch den Cashflow positiv heraus, fragen sich aber auch, ob die Dynamik im zweiten Quartal aufrechterhalten werden kann.

VW legen nach Zahlen ihrer LKW-Tochter Traton um 0,3 Prozent zu, Traton selbst um 2,3 Prozent. Traton wird nach einem guten ersten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Die Volkswagen-Tochter hob das obere Ende der Prognosespanne für die erwartete Marge im laufenden Jahr an. Auf Basis vorläufiger Zahlen hat sie den Umsatz im ersten Quartal um 15 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro gesteigert. Im laufenden Jahr rechnet Traton nun mit einer operativen Marge von 5,0 bis 7,0 Prozent, das entspricht etwa dem Konsens, der mit einem Plus von 5,8 Prozent rechnet.


   Munich Re im Umfeld erster Zahlen schwächer 

Wenig Interesse an Munich Re gibt es dagegen nach der Veröffentlichung erster Quartalszahlen. Die Aktie notiert 1,1 Prozent tiefer. Der Rückversicherer hat ein Nettoergebnis von rund 600 Millionen Euro erzielt, was über einem selbstermittelten Konsens von 466 Millionen Euro liege. Für gedämpfte Stimmung sorge aber, dass das Unternehmen von "überdurchschnittlich hohen Belastungen durch Großschäden" spreche.

Die Aktie von Deutz wiederum tendiert 1,2 Prozent fester. Mit der am Vorabend erhöhten Prognose dürfte der Motorenbauer den Markt überrascht haben, heißt es. Die Auftragslage sei derart gut, dass Deutz nun mit einem im Mittel rund 13 Prozent höheren Motorabsatz im Jahr 2021 rechne. Problematisch sei allerdings die immer noch sehr schwache Marge, bei der Deutz nur mit maximal 2,0 Prozent für das Jahr rechnet. Hier müsse der Konzern aktiv werden und die Profitabilität steigern.

Die Zustimmung der US-Justizbehörde zum Verkauf der Americas-Sparte treibt die Aktie von K+S um 1,6 Prozent nach oben. Wie die Analysten von Baader anmerken, ist der Verkauf klar positiv, da sich das Unternehmen nun schneller entschulden könne.

Im SDAX gewinnen Zooplus 7,2 Prozent auf den neuen Rekordkurs von 269,20 Euro. Angesichts der günstigen Perspektiven für Tierbedarf hat JP Morgan das Kursziel auf 350 Euro von bisher 225 Euro angehoben.


=== 
Aktienindex                 zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50              3.977,48  -1,06   -42,43      11,96 
Stoxx-50                   3.375,19  -1,08   -36,81       8,59 
DAX                       15.250,16  -0,77  -118,23      11,16 
MDAX                      32.840,17  -0,78  -258,29       6,64 
TecDAX                     3.482,80  -0,81   -28,59       8,40 
SDAX                      15.838,40  -0,56   -88,97       7,27 
FTSE                       6.926,46  -1,05   -73,62       8,35 
CAC                        6.214,87  -1,30   -81,82      11,95 
 
Rentenmarkt                 zuletzt         absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite         -0,24           -0,01      -0,48 
US-Zehnjahresrendite           1,60           -0,01      -1,08 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:28 Uhr  Mo, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,2049     +0,10%        1,2052         1,2032   -1,4% 
EUR/JPY                130,59     +0,30%        130,50         129,97   +3,6% 
EUR/CHF                1,1028     +0,12%        1,1032         1,1010   +2,0% 
EUR/GBP                0,8625     +0,20%        0,8615         0,8600   -3,4% 
USD/JPY                108,37     +0,20%        108,28         108,06   +4,9% 
GBP/USD                1,3970     -0,10%        1,3990         1,3987   +2,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,4970     -0,20%        6,4910         6,5091   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             56.143,97     -0,32%     54.653,26      55.276,03  +93,3% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               63,72      63,38         +0,5%           0,34  +30,9% 
Brent/ICE               67,49      67,05         +0,7%           0,44  +30,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.771,77   1.770,30         +0,1%          +1,47   -6,6% 
Silber (Spot)           25,88      25,83         +0,2%          +0,05   -2,0% 
Platin (Spot)        1.193,00   1.210,05         -1,4%         -17,05  +11,5% 
Kupfer-Future            4,25       4,24         +0,3%          +0,01  +20,6% 
=== 

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 20, 2021 07:05 ET (11:05 GMT)