Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten bröckeln die Aufschläge aus der Eröffnung am Dienstagmittag schon wieder ab. Der DAX liegt nur noch gut 0,3 Prozent im Plus bei 15.186 Punkten, damit hat er vom Tageshoch schon wieder mehr als 100 Punkte verloren. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,5 Prozent auf 3.948 Punkte. Zwar kommen von den Unternehmen gute Quartalszahlen, das stützt die Stimmung. Andererseits kursieren aufgrund der Delta-Variante des Coronavirus wieder Sorgen, ob die Erholung der Wirtschaft tatsächlich so stark ausfällt und so schnell kommt wie erhofft. "Die Lage bleibt fragil", so ein Marktteilnehmer. Und aus technischer Sicht sehe es nicht danach aus, als ob DAX und Euro-Stoxx-50 den jüngsten Rückschlag schnell abhaken und schon wieder neuen Höchstständen entgegen sehen könnten.

Die Wachstumssorgen spiegeln sich auch am Rentenmarkt, dort kommen die Renditen weiter zurück. Der Dollar notiert kaum verändert. Wie bei den Aktienkursen bröckeln auch bei den Ölpreisen die Erholungsgewinne aus dem frühen Geschäft wieder ab. Sie hatten zum Wochenstart um über 7 Prozent nachgegeben, belastet von Sorgen um die Ölnachfrage angesichts wieder steigender Corona-Infektionen und von der Opec-Vereinbarung, die Förderquoten zu erhöhen.

Neben der Pandemie bleibt die Inflationsentwicklung ein Thema. Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juni exakt wie erwartet um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, im Vergleich zum Vormonat fiel der Anstieg aber stärker als geschätzt aus. Sorgen vor einer zu hohen Inflation, die auch die Notenbanken auf den Plan rufen könnte, dürften damit kaum abebben.

Auf der Gewinnerseite stehen die Titel des Baugewerbes, der Nahrungsmittelhersteller und der Medienkonzerne mit Aufschlägen ihrer Stoxx-Branchenindizes von etwa einem Prozent. Der Stoxx-Index der Versicherer kann sich um 0,8 Prozent erholen. Zum Wochenauftakt war er wegen der Flutkatastrophe stark eingebrochen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft befüchtet wegen der Katastrophe, dass 2021 zu einem der schadenträchtigsten Jahre seit 2013 werden könnte. Damals habe der versicherte Schaden bei 9,3 Milliarden Euro gelegen.


 Zahlen von Prosieben, Astom und UBS kommen gut an 

Bei den Einzelwerten ziehen Prosieben um 0,2 Prozent an, nachdem die TV-Kette am Vorabend erneut die Prognose leicht erhöht hat. Das Geschäft mit der TV-Werbung läuft angesichts der Konjunkturerholung wieder besser. Viele Werbetreibende sind wieder aktiver, die sich wie beispielsweise die Reiseveranstalter wegen der Corona-Pandemie lange zurückgehalten hatten. RTL liegen 1,1 und TF1 0,8 Prozent vorn.

Jefferies spricht von einem starken Auftragseingang bei Alstom (+3%). Er liege 16 Prozent über den Konsensschätzungen. Das Momentum im Zuggeschäft sei besonders stark.

Gut kommen auch die Zahlen der UBS (+3,5%) an. Die Profitabilität der Schweizer Bank habe sich überraschend stärker als erwartet entwickelt, die Gewinnkennziffern lägen über den Konsensschätzungen, heißt es im Handel. "Gut ist, dass das weniger auf die Auflösung von Rückstellungen zurückzuführen ist, als erwartet", betont ein Teilnehmer. Im Windschatten steigen Credit Suisse um 1,5 Prozent.


   Kühne & Nagel mit starken Zahlen 

Als "ausgezeichnet" werden die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal des Schweizer Logistikers Kühne & Nagel (+2,6%) bezeichnet. Was Industrieunternehmen Probleme bereite, schlage sich hier positiv nieder, meint ein Händler. Die immer noch nicht rund laufenden Lieferketten führten zu kräftigen Preisanstiegen im Transport geführt. Allerdings können sich Moeller-Maersk nach Aufschlägen im frühen Geschäft nur noch knapp behaupten.

Für Volvo geht es wegen Störungen in der Lieferkette um 3,2 Prozent nach unten, denn die Schweden rechnen mit weiteren Engpässen. Im Zweiten Quartal fuhr Volvo aber dennoch einen überraschend hohen Gewinn ein.

Gut kommt der Zwischenbericht des Minenbetreibers BHP (+0,8%) an. BHP rage mit der operativen Entwicklung positiv in der Branche heraus, kommentieren die Analysten von Jefferies. Allerdings sind Rohstoffaktien auch auf breiter Front gesucht, ihr Branchenindex steigt um 0,7 Prozent.

Akzo Nobel verlieren dagegen 3,3 Prozent. Hier habe das US-Unternehmen PPG eine durchwachsene Vorlage für Unternehmen aus dem Bereich Farben geliefert, heißt es. Offenbar bremsten immer stärker die steigenden Rohstoffkosten.

Die Aktie des finnischen Marineausrüsters Wärtsilä verbilligt sich um 3,5 Prozent. Die vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal sind zwar gut, aber unter den noch höheren Erwartungen ausgefallen. Der Ordereingang stieg um 14 Prozent zum Vorjahr. "Zahlen und Ausblick lesen sich fast spiegelverkehrt zu Alfa Laval", meint ein Händler. Während Wärtsilä von einer Beschleunigung der Nachfrage im dritten Quartal ausgehe, glaube Alfa Laval nicht, das hohe Ordermomentum des zweiten Quartales noch weiter aufrechterhalten zu können.

Weiter unter Druck stehen Bet-at-Home (-7,5%) nach einer deutlichen Senkung des Gewinnausblicks. Der Kurs hatte am Vortag bereits um über 6 Prozent nachgegeben und lag vor Monatsfrist noch rund 25 Prozent höher.


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Aktienindex             zuletzt       +/- %    absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.934,96     +0,16%        6,43         +10,8% 
Stoxx-50                3.457,47     +0,30%       10,29         +11,2% 
DAX                    15.135,43     +0,01%        2,23         +10,3% 
MDAX                   33.832,93     -0,12%      -42,31          +9,9% 
TecDAX                  3.565,04     -0,07%       -2,38         +11,0% 
SDAX                   15.565,69     -0,38%      -60,01          +5,4% 
FTSE                    6.865,17     +0,30%       20,78          +5,9% 
CAC                     6.323,42     +0,44%       27,45         +13,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,42                  -0,03          -0,66 
US-Zehnjahresrendite        1,17                  -0,02          -1,51 
 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Mi, 8:46  Di, 17:11 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1783     -0,12%      1,1934         1,1905   -3,5% 
EUR/JPY                   128,88     -0,22%      132,30         131,84   +2,2% 
EUR/CHF                   1,0833     +0,02%      1,0961         1,0952   +0,2% 
EUR/GBP                   0,8645     +0,21%      0,8552         0,8549   -3,2% 
USD/JPY                   109,39     -0,08%      110,79         110,74   +5,9% 
GBP/USD                   1,3629     -0,33%      1,3931         1,3927   -0,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,4845     -0,15%      6,4849         6,4841   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.678,63     -3,48%   33.916,01      30.845,26   +2,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  66,63      66,42      +0,32%           0,21  +37,8% 
Brent/ICE                  68,71      68,62      +0,13%           0,09  +34,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.816,75   1.812,60      +0,23%          +4,15   -4,3% 
Silber (Spot)              25,12      25,18      -0,20%          -0,05   -4,8% 
Platin (Spot)           1.077,45   1.078,50      -0,10%          -1,05   +0,7% 
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DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

July 20, 2021 06:59 ET (10:59 GMT)