FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Durchbruch in den Sondierungen für eine große Regierungskoalition in Deutschland hat den Euro am Freitag weiter beflügelt. Im Mittagshandel kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,2137 US-Dollar. Das war der höchste Stand seit Ende 2014, also seit rund drei Jahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch auf 1,2017 Dollar festgesetzt.

Nach mehr als 24-stündigen Sondierungen haben sich die Vorsitzenden von Union und SPD darauf geeinigt, ihren Parteien die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen zu empfehlen. An den Finanzmärkten sorgte der Durchbruch, der auf SPD-Seite noch mit einigen Fragezeichen wie einer Parteitagsabstimmung versehen ist, für Erleichterung. Eine Regierungsbildung in der größten Volkswirtschaft der Eurozone, die seit der Bundestagswahl vom Herbst nur von einer geschäftsführenden Regierung geleitet wird, wird mit dem Durchbruch etwas wahrscheinlicher.

Schon am Donnerstag war der Euro kräftig gestiegen. Auslöser waren Hinweise aus der EZB auf eine perspektivisch weniger lockere Geldpolitik. Auf der jüngsten Zinssitzung des EZB-Rats sei man sich einig gewesen, die geldpolitische Kommunikation zu ändern, falls sich das Wirtschaftswachstum und die Inflation wie erwartet entwickelten, hieß im Protokoll der Sitzung vom Dezember.

Die Aussagen wurden an den Märkten als Signal gedeutet, dass sich die Notenbank langsam, aber sicher von ihrer extrem lockeren Geldpolitik ein Stück weit verabschieden könnte. Fachleute rechnen damit, dass die EZB ihre zur Konjunktur- und Inflationsbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe einstellen, möglicherweise noch im späteren Verlauf dieses Jahres. Ein Ende der Niedrigzinsphase wird mit diesem Schritt aber nicht in Verbindung gebracht. Vielmehr dürfte die Notenbank ihre Niedrigzinspolitik noch bis weit ins Jahr 2019 fortsetzen, schätzen Experten.

Im weiteren Handelsverlauf dürften Marktteilnehmer auf neue Konjunkturzahlen aus den USA blicken. Für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed wichtig sind Inflationszahlen, die im Nachmittagshandel veröffentlicht werden. Die gedämpfte Teuerung gilt als fehlendes Puzzleteil für raschere Zinsanhebungen durch die Fed. Daneben werden Umsatzzahlen vom amerikanischen Einzelhandel erwartet, die Hinweise auf den Zustand des privaten Verbrauchs geben./bgf/jkr/nas