WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen-Konzern kann in der Branchenflaute weiter auf teurere Stadtgeländewagen und Kostensenkungen setzen. Im zweiten Quartal verdiente der Konzern im laufenden Geschäft überraschend viel, trotz Problemen bei Audi und in China. Der Sportwagenbauer Porsche und auch die Kernmarke VW konnten ihre Ergebnisse gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern. Der Konzern profitiert davon, dass der Anteil profitablerer SUV-Modelle am Absatz steigt und mehr und mehr Modelle auf der gleichen Plattform und somit kostengünstiger gebaut werden.

"Der Volkswagen-Konzern hat sich im ersten Halbjahr in einem sich insgesamt abschwächenden Gesamtmarkt sehr gut geschlagen", sagte VW-Finanzvorstand Frank Witter am Donnerstag in Wolfsburg. Beim Ausblick bleiben er und Konzernchef Herbert Diess allerdings vorsichtig angesichts der trüben Branchenstimmung. Obwohl nach einem halben Jahr die um Sondereinflüsse bereinigte Umsatzrendite des operativen Ergebnisses bei 8 Prozent liegt, bleibt das Jahresziel beim Korridor von 6,5 bis 7,5 Prozent. Einige Branchenexperten hatten zumindest damit gerechnet, dass VW sich bei den Finanzzielen nach einem guten Lauf etwas optimistischer zeigen würde.

Der Umsatz kletterte im Vorjahresvergleich trotz geringerer Auslieferungen um 6,6 Prozent auf 65,2 Milliarden Euro, das war überraschend viel. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel zwar um 8,1 Prozent auf 5,13 Milliarden Euro, Experten hatten im Schnitt aber auch hier mit weniger gerechnet. Die entsprechende Marge betrug 7,9 Prozent, was im derzeitigen Branchenumfeld vergleichsweise viel ist.

Die Aktie legte in den ersten Handelsminuten rund zwei Prozent zu, bevor die Gewinne abbröckelten. Zuletzt notierten die Papiere noch moderat im Plus. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi verwies auch auf den starken Barmittelzufluss im zweiten Quartal. Für Anleger und Investoren ist der sogenannte Free Cashflow wichtig, weil er ein Indiz für die Finanzstärke und für die Dividendenzahlung sein kann. Volkswagen zeige relative Stärke, während die Konkurrenz schwächele, schrieb NordLB-Analyst Frank Schwope. Die deutschen Autobauer Daimler und BMW hatten in den vergangenen Monaten teils gleich mehrere Gewinnwarnungen ausgeben müssen.

Unter dem Strich stieg der VW-Gewinn sogar um fast ein Viertel auf 4,1 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte die Dieselaffäre mit 1,6 Milliarden Euro Sonderkosten belastet. Im zweiten Quartal musste VW für die Dieselaffäre kein weiteres Geld an die Seite legen. Seit Bekanntwerden der Software-Manipulation von Diesel-Motoren hat Volkswagen bisher insgesamt schon 30 Milliarden Euro für Vergleiche, Strafen und andere Kosten im Zusammenhang mit der Affäre verbucht.

Volkswagen hatte von April bis Juni mit seinen zwölf Fahrzeugmarken 2,76 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren 2,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Insbesondere die Flaute in China macht dem Konzern zu schaffen, wo er rund 40 Prozent seiner Fahrzeuge absetzt. Allerdings tauchen die Geschäfte der in China betriebenden Gemeinschaftsunternehmen bei Volkswagen weder im Umsatz noch im operativen Ergebnis auf, sondern erst im Finanzergebnis durch die gezahlten Dividenden und Gewinnanteile.

Anteilig erwirtschafteten die chinesischen Joint Ventures für VW einen Gewinn von 1,14 Milliarden Euro und damit nur knapp weniger als ein Jahr zuvor. Audi schnitt mit einem operativen Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro deutlich schwächer ab als im Vorjahresquartal mit 1,46 Milliarden. Hier belasteten Modellanläufe und höhere Vorleistungen für neue Autos und Technik.

Porsche hingegen verzeichnete in der Automobilsparte ein deutliches Umsatzplus von fast 30 Prozent. Im zweiten Quartal hatte die Sportwagentochter vor allem in China kräftig aufgeholt. Premium- und Luxusautos laufen auch auf dem derzeit insgesamt schwachen chinesischen Markt noch gut. Das operative Ergebnis kletterte um rund 15 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro.

Auch die lange renditeschwache Kernmarke Volkswagen Pkw konnte Erfolge vorweisen. Das operative Ergebnis legte um gut 9 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro zu, die entsprechende Marge kletterte von 5,5 auf 6 Prozent. Die Marke konnte sowohl einen größeren Anteil teurerer Autos verkaufen, kam aber auch bei den Kosteneinsparungen weiter./men/zb/mis