Das vor zehn Jahren gegründete Technologieunternehmen aus Kalifornien, das noch immer keine Gewinne schreibt, kommt auf eine Gesamtbewertung von mehr als 82 Milliarden Dollar - und ist damit so viel wert wie BMW und Volkswagen zusammen. Ursprünglich wurde noch mehr angepeilt. Am Ende legte Uber den Ausgabepreis aber am unteren Ende der Spanne fest, wohl auch um das Schicksal des kleineren Rivalen Lyft zu vermeiden, mit dessen Aktien es seit dem Börsengang Ende März nur bergab ging. Platziert wird zunächst ein Anteil von rund zehn Prozent.

Bekannt wurde Uber, weil der Konzern in vielen Regionen der Welt - auch in Deutschland - die Taxibranche auf den Kopf gestellt hat und die Art veränderte, wie Menschen mobil unterwegs sind: Die Firma vermittelt Mitfahrten über eine App, zuletzt zählte sie nach eigenen Angaben 91 Millionen Kunden pro Monat. Genau darin stecke die Phantasie an der Börse, sagt Anlage-Experte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Wegen der Taxis wird die Uber-Aktie nicht gekauft. Uber hat das Potenzial, die führende Plattform zu werden, über die Mobilitätsprobleme weltweit gelöst werden können." Für die Anleger ist es also vor allem eine große Wette auf die Zukunft.

Oliver Roth, Chefhändler bei der Bank Oddo Seydler, sieht darin kein Problem: "Es gibt einige Unternehmen an der Börse, die bis heute kein Geld verdienen und immer noch gehypt werden." So habe auch Amazon beim Start an der Wall Street 1997 tiefrote Zahlen geschrieben. Inzwischen ist der Online-Händler mit einer Marktkapitalisierung von über 900 Milliarden Dollar eines der größten Unternehmen der Welt, das satte Gewinne schreibt - 3,6 Milliarden Dollar waren es allein im ersten Quartal. "Das erhoffen sich die Anleger auch bei Uber. Gerade in Amerika ist der Hunger nach Risiko groß", betont Roth. In der Schlange an der Wall Street steht mit dem Büroflächenvermieter WeWork bereits der nächste Verluste schreibende Börsenaspirant.

Größter bisheriger Aktionär von Uber ist mit gut 16 Prozent der japanische Technologieinvestor Softbank, der auch an WeWork beteiligt ist. Die Firmengründer Travis Kalanick und Garrett Camp halten ebenfalls größere Pakete.

RAUS AUS DEN SKANDALEN

Uber-Chef Dara Khosrowshahi, der seit 2017 an Bord ist, hatte in den vergangenen Wochen kräftig die Werbetrommel für den Börsengang gerührt. Die Zukunft von Uber liege nicht in den Fahrdiensten, sondern auf einer Technologie-Plattform für Transport- und Logistikdienste, betonte er. Khosrowshahi brachte wieder Ruhe in das Unternehmen. Unter seinem Vorgänger Kalanick hatte der Konzern oft in den Schlagzeilen gestanden. Die Vorwürfe reichten von sexuellem Missbrauch über Datenklau bis hin zu Bestechung. Allerdings streikten in dieser Woche gleich in mehreren Städten der USA und in Großbritannien Uber-Fahrer, um auf die Diskrepanz zwischen ihren Arbeitsbedingungen und den erwarteten Gewinnen der Investoren beim Börsengang aufmerksam zu machen. Weltweit fahren für Uber drei Millionen Menschen.

Uber kassiert Vermittlungsgebühren, die fällig werden, wenn ein Fahrer einen Auftrag über die Online-Plattform erhält. Weil zugleich aber die Investitionen in neue Geschäftsfelder wie autonomes Fahren hoch sind, bleibt nichts übrig: 2018 stand ein Verlust von 1,8 Milliarden Dollar zu Buche - bei einem um 42 Prozent höheren Umsatz von 11,3 Milliarden Dollar.

"UBER IST SEXY"

Chefhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading rechnet dennoch mit einem erfolgreichen Börsenstart: "Uber ist sexy. Es ist eine Marke inzwischen, die man kennt. Das war bei Lyft anders. Wenn es einer in diesem schwierigen Markt schafft, dann die Nummer 1."

Der ebenfalls verlustreiche Konkurrent Lyft hatte seine Aktien Ende März zu 72 Dollar platziert und wurde von Anlegern abgestraft. Am Mittwoch war der Kurs auf ein Rekordtief von 52 Dollar gefallen. Uber backt deshalb gleich von vornherein kleinere Brötchen und legte den Ausgabepreis für die Aktien auf 45 Dollar fest. Das ist am unteren Ende der Preisspanne von 44 Dollar bis 50 Dollar. Das Emissionsvolumen liegt bei rund acht Milliarden Dollar - weniger als zunächst geplant. Der chinesische Amazon-Rivale Alibaba hatte bei seinem Börsengang 2014 rund 25 Milliarden Dollar eingesammelt.