Er werde zwar für weitere drei Jahre als Aufsichtsratschef kandidieren, sagte Faber auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt. "Ich möchte mir allerdings vorbehalten, einen Übergang im Vorsitz des Aufsichtsrats im Laufe der neuen Wahlperiode vorzubereiten." Ein Zeitpunkt dafür sei zwar heute nicht absehbar. Allerdings dränge er nicht darauf, die gesamte Wahlperiode hindurch den Aufsichtsrat zu leiten, erklärte der 68-Jährige.

Einige Investoren und Stimmrechtsberater hatten zuletzt gefordert, Faber müsse spätestens nach einem weiteren Jahr an der Spitze des Aufsichtsrats seinen Hut nehmen. Sie kritisieren, Faber habe das Bonus-Modell für den vergangenes Jahr nach langer Hängepartie zurückgetretenen Vorstandschef Carsten Kengeter mitgestaltet. Dieses war Auslöser für Ermittlungen gegen den Börsenchef wegen mutmaßlicher Insidergeschäfte. Die Ermittlungen gegen Kengeter dauern an. Ihm wird vorgeworfen, er habe Aktien des Unternehmens zu einem Zeitpunkt gekauft, als er bereits mit der Londoner Börse LSE über eine, letztendlich gescheiterte Fusion verhandelt.

"ÄUSSERST DILETTANTISCH"

Aktionärsvertreter machten ihrer Wut über die Insideraffäre und das Krisenmanagement Fabers Luft. "Das Handling des Skandals war äußerst dilettantisch", schimpfte Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW. Der Skandal selbst sei gerade für ein Unternehmen wie die Börse, die eine Vorbildfunktion habe, "der größte anzunehmende Unfall". Markus Kienle von der Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK) übte zwar ebenfalls Kritik, machte aber klar, er sehe "keinen Grund an Faber ein Exempel zu statuieren".

Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment, einem der größeren Anteilseigner der Börse, erklärte: "Herrn Faber und Herrn Kengeter hat offenbar das nötige Gespür gefehlt oder sie haben sich zu sehr auf ihre Berater verlassen." Faber sagte, die zur Prüfung des Insiderverdachts engagierten drei Anwaltssozietäten hätten die Börse zusammen rund 5,5 Millionen Euro gekostet. Keines der Gutachten sehe einen Verstoß gegen das Insiderhandels-Verbot.

Der seit Januar amtierende neue Chef des Börsenbetreibers Theodor Weimer, früher Investmentbanker und Deutschland-Statthalter der italienischen Großbank Unicredit, bekräftigte auf der Hauptversammlung seinen Sparkurs. Damit will er Investitionen in Wachstum und Technologie aus eigenen Mitteln stemmen. "Wir machen auch vor der Management-Ebene nicht Halt. Wir werden dort bis zu 50 Stellen abbauen, um die Organisation effizienter und agiler zu machen", sagte Weimer. Wie viele Stellen bei der Börse mit ihren derzeit rund 5500 Mitarbeitern insgesamt wegfallen werden, sagte er nicht. Einem Medienbericht zufolge könnten es etwa 300 sein.

"BLITZSTART HINGELEGT"

Einsparen will Weimer ab 2020 jährlich 100 Millionen Euro. Kosten wird ihn das einmalig rund 200 Millionen Euro - der Betrag soll vor allem im laufenden Jahr anfallen. Parallel zum Stellenabbau will Weimer in anderen, zukunftsträchtigeren Bereichen Personal einstellen. "Wenn wir unsere Wachstumsziele wie geplant erfüllen, werden wir trotz des geplanten Personalabbaus über die nächsten Jahre eine dreistellige Zahl neuer Stellen schaffen."

Zuletzt hat Weimer bereits den Vorstand umgebaut und die zweite Managementebene ausgedünnt. Dafür bekam er Lob von Union-Investment-Mann Speich: "Sie haben einen Blitzstart hingelegt und bereits Spar- und Umbaumaßnahmen in großem Stil angestoßen und die Konzernspitze neu geordnet." Zur Krise des vergangenen Jahres sagte Weimer wenig, räumte allerdings ein: "Unser Ruf hat leider gelitten. Das steckt man nicht einfach so weg." Deshalb brauche es auch nach außen sichtbare Veränderungen. "Nicht zuletzt deshalb hat der Aufsichtsrat mich geholt."

Wachsen will die Börse unter Weimer vor allem durch den Ausbau von fünf Bereichen: Festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes, wie der Manager erklärte. Dadurch soll der Gewinn in den nächsten Jahren jeweils um zehn bis 15 Prozent steigen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Kengeter plane er keine größeren Übernahmen oder Fusionen: "Transformatorische Transaktionen, bei denen wir nicht die Mehrheit danach halten oder der Sitz des Unternehmens nicht mehr in Hessen liegt, sind für uns keine Option."