NEW YORK (awp international) - An den US-Börsen haben Anleger nach wieder zunehmenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China sowie historisch schwachen Konjunkturdaten aus der Industrie erneut das Weite gesucht. Der Leitindex Dow büsste zuletzt am Montag 0,77 Prozent auf 23 541,33 Punkte ein. Bereits in der Vorwoche hatte der Dow einen kleinen Verlust erlitten, nachdem er in der Wochenmitte noch auf den höchsten Stand seit sieben Wochen gestiegen war.

In einem westlichen Geheimdienstpapier wird China scharf für den Umgang mit der Pandemie gerügt. Medien zufolge dokumentiert das Dossier die Vertuschung chinesischer Behörden und weist auf riskante Forschungsarbeiten in einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan hin, wo das neue Coronavirus im Dezember erstmals aufgetaucht war.

US-Aussenminister Mike Pompeo sagte am Sonntag, es gebe "signifikante" Belege, dass die Krise in jenem Labor ihren Anfang genommen habe. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump entsprechende Spekulationen darüber angefacht und wieder mit einem Handelskrieg und neuen Strafzöllen gedroht. China wies die Anschuldigungen zurück und sieht darin ein "Ablenkungsmanöver" der USA von der "eigenen Unfähigkeit" im Kampf gegen die Pandemie.

Es sei wohl eine Fehleinschätzung gewesen, dass angesichts der Virus-Krise der Handelskonflikt nur noch ein "Relikt aus alten Zeiten" sei, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Anleger bräuchten daher "in den kommenden Wochen starke Nerven".

Der marktbreite S&P 500 gab um 0,38 Prozent auf 2819,87 Zähler nach. Der Nasdaq 100 hielt sich dagegen bei 8756,224 Punkten mit 0,44 Prozent im Plus.

Schlechte Nachrichten kamen zudem erneut aus der Konjunktur: Die Aufträge an US-Industrieunternehmen sind im März infolge der Corona-Krise massiv eingebrochen. Die Unternehmen erhielten 10,3 Prozent weniger Aufträge als im Vormonat. Das ist der stärkste jemals gemessene monatliche Rückgang. Analysten hatten zwar mit einem deutlichen Minus gerechnet, dieses aber im Mittel auf 9,5 Prozent veranschlagt.

Unter den Einzelwerten standen zuletzt die Aktien der grossen US-Airlines unter heftigem Verkaufsdruck. Am Wochenende hatte die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett mitgeteilt, sich von allen Beteiligungen an US-Fluggesellschaften getrennt zu haben. Die Papiere von Delta Air Lines , United Airlines und American Airlines verloren zwischen acht und elf Prozent.

Berkshire Hathaway selbst hatte den Betriebsgewinn im ersten Quartal trotz der Corona-Krise deutlich gesteigert. Verglichen mit dem Vorjahreswert kletterte das Ergebnis um rund sechs Prozent. Beim Nettoergebnis verzeichnete Berkshire indes einen Rekordverlust von 50 Milliarden Dollar, da die jüngsten Börsenturbulenzen viele Aktien massiv ins Minus brachten. Als Gradmesser für den Geschäftsverlauf gilt diese Kennziffer jedoch als ungeeignet, da sie durch den Ausweis unrealisierter Investmentgewinne und -verluste verzerrt ist und enorm schwankt. Die Aktien der Holding fielen um rund drei Prozent.

Die Papiere von Tyson Foods büssten fast neun Prozent ein. Der Fleischkonzern hatte für das erste Quartal einen unerwartet niedrigen Gewinn je Aktie veröffentlicht und rechnet mit einem weiteren Produktivitätsrückgang. Die Jahresziele nahm Tyson zudem zurück. Ein Analyst der schweizerischen Bank Credit Suisse schrieb dennoch in einem Kommentar, dass der Rückgang bei der Nachfrage sowie beim derzeitigen Nutztierbestand des Konzerns zu einem "vernünftigeren" Marktumfeld führen dürfte, was dem Unternehmen künftig zugute kommen dürfte. Er riet zum Kauf der Aktie./kro/he