NEW YORK (dpa-AFX) - Die New Yorker Börsen haben nach einem trägen Wochenstart am Dienstag deutlich zugelegt. Allerdings reagierten die Aktienkurse erst mit einiger Verzögerung positiv auf US-Inflationsdaten. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 0,61 Prozent bei 39 005,49 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,12 Prozent auf 5175,27 Punkte nach oben, während der technologielastige Nasdaq 100 1,49 Prozent auf 18 219,12 Punkte gewann. Damit nahmen die Indizes wieder Kurs auf ihre Rekordhochs.

Die Verbraucherpreise für den Februar belegten eine überraschende Beschleunigung des Preisauftriebs. Analysten hatten eine zum Vormonat unveränderte Inflationsrate erwartet. Dagegen ging die Kerninflationsrate zurück - wenn auch nicht so deutlich wie prognostiziert. Sie ist für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed besonders wichtig. Denn sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.

Eine erste Zinssenkung vor der Jahresmitte "dürfte nun endgültig vom Tisch sein", schrieb Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Am Markt gehen viele Anleger aber nach wie vor davon aus, dass im Juni die lang ersehnte Wende in der Geldpolitik kommt.

An den US-Börsen stach Oracle nach Quartalszahlen mit einem knapp zwölfprozentigen Kurssprung und einem Rekordhoch heraus. Auch der Softwarehersteller profitiert vom KI-Boom, der die Bewertungen im Technologiesektor seit Monaten in immer neue Höhen treibt. Analysten lobten die überraschend guten Zahlen vor allem auch deshalb, weil Oracle im zuletzt schwierigen Cloud-Geschäft wieder Fuß gefasst hat.

Für die Aktien von Dow-Spitzenreiter 3M ging es um fast fünf Prozent bergauf. Der Technologiekonzern punktete mit der Ankündigung eines Chefwechsels.

Dagegen büßten die schon vortags schwachen Aktien von Boeing am Indexende 4,3 Prozent ein und notierten so niedrig wie zuletzt Ende Oktober. Der angeschlagene Flugzeugbauer lieferte im Februar noch weniger 737-Max-Jets aus als im Vormonat. Er steckt in einer Krise, nachdem im Januar bei einer Boeing 737-9 Max kurz nach dem Start ein Rumpfteil herausgebrochen war. Am Vortag war ein weiterer Zwischenfall mit vielen Verletzten wegen eines "technischen Problems" bekannt geworden.

Im Sog von Boeing verbilligten sich die Titel des Rumpf-Zulieferers Spirit Aerosystems, den Boeing übernehmen will, um 7,8 Prozent. Southwest Airlines will wegen der anhaltenden Lieferprobleme von Boeing die Kapazitäten und Investitionen 2024 zurückfahren. Auch ihre Finanzziele will die Airline überdenken, was ihr selbst einen Kursrutsch von knapp 15 Prozent einbrockte.

Für United Airlines ging es um 1,7 Prozent bergab. United-Chef Scott Kirby sagte, Boeing solle für seine Airline vorerst keine Mittelstreckenjets in der Langversion 737-10 Max mehr bauen und auf die kürzere 737-9 Max umsteigen. Zugleich lote United einen möglichen Deal mit Airbus aus, um einen Teil ihrer bei Boeing bestellten Jets durch das Konkurrenzmodell Airbus A321neo zu ersetzen.

Abseits der Flugbranche sackten die Papiere von Acadia Pharmaceuticals um mehr als 17 Prozent ab. Für den Konzern haben sich die Hoffnungen auf ein neues Schizophrenie-Mittel nicht erfüllt; eine fortgeschrittene Studie zeigte nicht die erhoffte Wirksamkeit. Für weitere Enttäuschung sorgte die Ankündigung, den entsprechenden Wirkstoff nicht weiter zu erforschen.

Der Euro wurde von den US-Inflationsdaten letztlich kaum belastet. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0926 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0916 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9160 Euro gekostet.

Dagegen weiteten die US-Staatsanleihen ihre Kursverluste im Handelsverlauf aus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank um 0,35 Prozent auf 111,20 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 4,15 Prozent./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---