Zürich (awp) - Die Schweizer Börse zeigt sich am Dienstag schwächer. Die Gewinnmitnahmen in den defensiven Schwergewichten halten an, während sich die Bankentitel einer verstärkten Nachfrage erfreuen. "Wir sehen eine Sektorrotation hinaus aus defensiven und hinein in Finanzwerte und Zykliker", sagte ein Händler. Ob es sich dabei um wirkliche Neupositionierungen handelt, muss sich noch zeigen. "Die definitive Richtung des Marktes dürfte wohl erst am Donnerstag mit den Beschlüssen der EZB festgelegt werden", so der Händler.

Die Erwartungen an die Europäische Zentralbank (EZB) sind hoch. Erwartet werden neben einer Zinssenkung ein Anleihenkaufprogramm und weitere geldpolitische Lockerungen. Zuletzt ist die EZB aber auf Widerstand aus den eigenen Reihen und zunehmend auch in der Politik gestossen. Dies sorgte an den Bondmärkten zuletzt für fallende Kurse und steigende Renditen. Neben der EZB bleibt auch der Brexit ein Thema. In der vergangenen Nacht erlitt der britische Premierminister Boris Johnson eine weitere Niederlage, indem er zum zweiten Mal mit seinem Antrag auf eine Neuwahl gescheitert ist. "Daher werden die Anleger keine unnötigen Risiken eingehen", sagte ein Händler

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.15 Uhr 0,60 Prozent tiefer bei 9'998,71 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sinkt 0,46 Prozent auf 1'533,15 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,74 Prozent auf 12'148,45 Zähler. 17 der 30 SLI-Titel geben nach und 13 stehen im Plus.

Starke Verluste verbuchen Partners Group (-4,2%). Der auf alternative Anlagen spezialisierte Vermögensverwalter hat mit seinem Halbjahresabschluss die Markterwartungen verfehlt. Manche Anleger nützten nun das Ergebnis als Rechtfertigung, Gewinne zu realisieren, heisst es.

Gewinnmitnahmen erfassen auch den Pharmazulieferer Lonza (-3,2%) und den Bankensoftware-Hersteller Temenos (-4,0%). Und auch bei Nestle (-1,4%) halten die Gewinnmitnahmen an. Der Lebensmittelriese hat aufgrund seiner hohen Marktkapitalisierung mit dem Kursanstieg von 40 Prozent im laufenden Jahr einen Gutteil zur Performance des Gesamtmarktes beigetragen.

Bei den Pharmariesen Roche (-1,3%) und Novartis (-1,2%) werden neben den erwähnten Umschichtungen auch die immer wieder aufkeimenden Diskussionen um die Ausgestaltung der Medikamentenpreise in den USA erwähnt. Laut Händlern kursiert in US-Parlamentskreisen ein Entwurf, der weiter gehen soll als die Pläne der US-Regierung.

Dagegen legen die Aktien der Banken UBS (+2,7% auf 11,28 Fr.) und Credit Suisse (+1,8%) kräftig zu. Einerseits ziehe der Sektor wegen der anziehenden Bondrenditen Käufer an, andererseits hat Kepler Cheuvreux UBS mit Kursziel 13,00 Franken auf "Buy" von "Hold" hochgestuft. Julius Bär gewinnen 1,2 Prozent. Gesucht sind ausserdem zyklische Werte wie etwa Adecco (+1,7%), LafargeHolcim (+1,4%) und ABB (+0,8%).

Am breiten Markt stechen die Aktien von Polyphor (+11%) erneut hervor. Der Titel stieg am Montag bereits um 30 Prozent, nachdem sich der Firmenchef in einem Interview sehr positiv über einen Produktkandidaten geäussert hatte.

Poenina steigen um 3,7 Prozent. Der Haustechniker ist im ersten Halbjahr stark gewachsen und hat sich positiv über die weiteren Aussichten geäussert. Arbonia (+2,5%) sind ebenfalls gefragt. Möglicherweise hätten die positiven Aussagen des Poenina-Chefs auch zu Käufen bei dem Bauausrüster aus der Ostschweiz geführt, meinte ein Händler.

Gewinnmitnahmen belasten die Aktien von Molecular Partners (-4,6%). Der Titel hat am Vortag 8,7 Prozent gewonnen. Partner Allergan hatte in den USA einen Zulassungsantrag für das Augenmedikament Abicipar gestellt. Das Mittel basiert auf der Technologie des Schweizer Biotechunternehmens, das im Erfolgsfall millionenschwere Meilensteinzahlungen erhält.

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