Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat am Montag mit Aufschlägen auf Nachrichten zu einem weiteren möglichen Covid-19-Impfstoff reagiert. Das US-Pharmaunternehmen Moderna hat positive Daten aus ihrer Phase-III Studie veröffentlicht. Ein zweiter Impfstoff-Erfolg, nach dem von Biontech/Pfizer in der vergangenen Woche, würde die Hoffnung auf eine Rückkehr zu mehr Normalität in absehbarer Zeit stärken, hiess es im Handel.

Das Moderna-Mittel habe eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent gezeigt und sei mit einer Lager-Temperatur im normalen Kühlschrankbereich deutlich einfacher zu transportieren. Trotzdem werde das Geschehen an den Märkten noch einige Zeit im Griff der Pandemie bleiben, hiess es am Markt. Für einen leichten Dämpfer sorgten US-Makrodaten. Der Empire State Index, der Konjunkturindex für die Grossregion New York, blieb klar hinter den Erwartungen zurück.

Der SMI schloss 0,90 Prozent fester auf 10'586,74 Punkten und damit knapp unter Tageshoch. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst und in dem die Gewichte der Schwergewichte gekappt sind, gewann 1,34 Prozent auf 1'658,07 und der umfassende SPI 0,81 Prozent auf 13'122,00 Punkte. Von den 30 Top-Titeln schlossen 25 im Plus, vier im Minus und einer (Roche) unverändert.

Von der Moderna-Nachricht wurden insbesondere die Aktien des Pharma-Zulieferers Lonza (+2,4%) als designierter Produzent des Impfstoffs getrieben. Am Morgen hatten die Titel zeitweise noch bis zu 2,8 Prozent abgegeben. Die Basler hatten bereits im Mai mit Moderna einen Vertrag zur Herstellung des Wirkstoffs in grösserem Massstab geschlossen. Derzeit werde in Visp eine Produktionslinie gebaut, die noch vor Ende 2020 starten könnte. Moderna will in den kommenden Wochen eine FDA-Notfallzulassung beantragen und in Europa ist bei der Zulassung ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren geplant.

Stark gesucht waren AMS (+5,6%). Ermutigend hätten hier Nachrichten vom US-Rivalen Qualcomm gewirkt, hiess es. Der Chiphersteller habe von den Behörden grünes Licht für Lieferungen an den boykottierten chinesischen Elektronikkonzern Huawei erhalten. Das habe auch andere Chip-Produzenten angetrieben.

Sonova (+2,8%) konnten nach besser als erwarteten Halbjahreszahlen zulegen. Der Hörgerätehersteller hat zwar weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr, die Prognosen von Analysten aber dennoch übertroffen. Sonova rechnet mit einer Erholung, wenn die Pandemie beendet ist.

Unter den grössten Gewinnern fanden sich eine bunte Mischung aus Banken, Versicherern und Zyklikern. Bei den Finanztiteln konnten UBS (+5,2%), Swiss Life (+4,0%), CS (+2,9%) oder Swiss Re (+3,3%) deutlich zulegen. Adecco (+3,0%), Swatch (+3,6%) und LafargeHolcim (+2,5%) führten die Zykliker an.

Doch die Flut hob nicht alle Boote gleichermassen. Die Schwergewichte Novartis (+0,8%), Roche (unv.) und Nestle (-0,9%) banden den SMI zurück. Deutlichere Abgaben mit mehr als 1 Prozent nahmen Givaudan (-1,3%) und Kühne+Nagel (-1,4%) hin.

Am breiten Markt hat der Arzneimittelhersteller Vifor (+1,3%) weitere Studiendaten zum Eisenpräparat Ferinject veröffentlicht. Die Anteile von Obseva schlossen ebenfalls 1,3 Prozent fester, nachdem das Plus zeitweise zweistellig war. Die Biotechfirma hat mit dem Produktkandidaten Ebopiprant bei der Behandlung von vorzeitig einsetzenden Wehen gute erste Ergebnisse erzielt.

In ihrem Sog gewannen auch andere Biotechwerte wie Addex (+5,1%) und Kuros (+1,9%). Die volatilen Relief Therapeutics stachen mit +15,8 Prozent heraus.

Von den Impfstoff-Hoffnungen profitierten auch die Aktien der Reisedetailhandelsgruppe Dufry (+4,9%) und die des Flughafens Zürich (+2,1%). Auch die Ski-Destinationen Titlisbahnen (+5,7%) und Jungfraubahn (+5,1%) wurden von den Moderna-Nachrichten angetrieben.

Orascom verloren nach Zahlen 1,0 Prozent. Das Unternehmen rechnet beim Hotelgeschäft nicht mit einer raschen Rückkehr zur Normalität.

Implenia (-6,0%) büssten wieder klar an Wert ein. Die Aktie hatte sich zuletzt von ihrem Kurssturz von Ende Oktober fast erholt. Doch viele Anleger seien weiterhin verunsichert über die Entwicklung bei dem Baukonzern, der jüngst eine umfangreiche Restrukturierung und einen operativen Verlust angekündigt hatte.

yr/ra