- von Alexander Hübner und Tim Hepher

Bei einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und Europa um Subventionen für die Flugzeugbranche würden alle verlieren, Unternehmen wie Kunden, warnte der neue Airbus-Chef Guillaume Faury am Mittwoch. "Verhandlungen sind die einzige Lösung, um Zölle zu verhindern." Zudem sei Europa auf einen harten Brexit, der immer wahrscheinlicher werde, immer noch nicht ausreichend vorbereitet, mahnte er. Der französisch-deutsche Konzern, der unter anderem die Tragflächen von Flugzeugen in Großbritannien baut, habe deshalb Lagerbestände für einen Monat aufgebaut.

"Die Kosten des Brexit sind von geringerer Bedeutung, aber das Management ist sehr abgelenkt davon", sagte Faury. Der neue Finanzvorstand Dominik Asam macht sich Sorgen, dass er das Ziel eines Mittelzuflusses (Free Cash-flow) von vier Milliarden Euro in diesem Jahr nicht erreicht. Nach sechs Monaten steht noch ein negativer Cash-flow von vier Milliarden zu Buche - unter anderem weil die milliardenschweren Lagerbestände viele Mittel binden.

Empfindlich stören könnte Airbus auch der schwelende Streit mit den USA, nachdem die Welthandelsorganisation WTO europäische Vergünstigungen für Airbus und Subventionen der USA für den Rivalen Boeing untersagt hat. Wenn die USA wie angedroht Zölle auf Flugzeuge und Hubschrauber aus der EU erhöben, könnte dies den Export von Airbus in die USA behindern "und die Finanz- und Ertragslage negativ beeinflussen", warnte der Konzern im Halbjahresbericht.

AIRBUS HÄLT AN GEWINNPROGNOSE FEST

An der Gewinnprognose für das laufende Jahr hält Airbus aber fest. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll um rund 15 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro steigen. Im ersten Halbjahr hat der Flugzeugbauer den Gewinn mehr als verdoppelt. Das bereinigte Ebit stieg auf 2,53 (Vorjahr: 1,16) Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich verdoppelte sich der Gewinn ebenfalls: auf 1,2 (0,5) Milliarden Euro. Das liege am erfolgreichen Produktions-Hochlauf der A320neo-Familie von Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeugen mit effizienteren Triebwerken, die Airbus lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet hatten. Zudem habe der größere A350 nach Kostensenkungen beste Chancen, in diesem Jahr die Gewinnschwelle zu erreichen.

Der Umsatz erhöhte sich um 24 Prozent auf 30,9 Milliarden Euro, weil Airbus die Schlagzahl in der Produktion steigerte: 389 Maschinen wurden von Januar bis Juni an Kunden ausgeliefert, 86 mehr als ein Jahr zuvor. Damit ist der Konzern aus Toulouse auf dem besten Weg, Boeing in diesem Jahr als weltgrößten Flugzeugbauer abzulösen. Die Amerikaner haben damit zu kämpfen, dass ihre Boeing 737 MAX nach zwei Abstürzen mit hunderten Todesopfern noch länger am Boden bleiben muss als erhofft.

Leise Zweifel äußerte Airbus-Chef Faury aber an dem Plan, in diesem Jahr 880 bis 890 Verkehrsflugzeuge ausliefern zu können. Das zweite Halbjahr sei eine "Herausforderung". Ein Grund für die Skepsis ist das Hamburger Werk, das Probleme mit den neuen Kabinen für den gefragten A321neo hat, mit dem Airbus mehr Geld verdient als mit dem klassischen Modell. Nachdem sich eine neue A321-Version für längere Strecken (XLR) auf der Luftfahrtschau in Paris prächtig verkaufte, prüfe Airbus Möglichkeiten, von Ende 2021 oder 2022 an mehr A321 zu bauen.

"Wir brauchen mehr A321", sagte Faury. Möglicherweise könne man Kapazitäten, die durch die Einstellung des Großraumflugzeugs A380 frei würden, verwenden. Davon könnte Hamburg profitieren, wo die Endmontage des A380 stattfindet. Für den Auslauf des Prestigeprojekts stellte Airbus im zweiten Quartal weitere 75 Millionen Euro zurück. Zuletzt hatte Air France KLM angekündigt, den Superjumbo A380 ab 2022 auszumustern. Airlines bevorzugen inzwischen kleinere Flugzeuge mit nur zwei anstatt vier Triebwerken, die sich wirtschaftlicher betreiben lassen. Auch die Lufthansa verkleinert den Bestand ihrer A380.