Frankfurt (awp/awp/sda/reu) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat laut ihrem Vize-Präsidenten Luis de Guindos genügend Mittel, um jeden unerwünschten Anstieg der Anleiherenditen zu bekämpfen. Die Notenbank besitze die dafür nötige Flexibilität in der Geldpolitik, sagte de Guindos in einem am Dienstag auf der EZB-Webseite veröffentlichten Interview.

Die Anleihe-Renditen waren zuletzt nach oben geklettert, was Befürchtungen ausgelöst hatte, die Kreditkosten könnten mitten in der Pandemie steigen und die erhoffte Erholung ausbremsen. "Wir müssen sehen, ob dieser Anstieg der nominalen Renditen negative Auswirkungen auf die Finanzierungsbedingungen hat", sagte de Guindos.

In dem Interview machte der Stellvertreter von Notenbank-Chefin Christine Lagarde deutlich, dass das billionenschwere Pandemie-Anleihekaufprogramm PEPP im Ernstfall das Hauptwerkzeug der Währungshüter ist. Die EZB sei offen, notfalls das Programm zu rekalibrieren, einschliesslich des Kaufrahmens, sagte er. Dieser ist inzwischen auf 1,85 Billionen Euro angelegt. Rund eine Billion Euro ist aber bislang noch ungenutzt. "Wir haben Spielraum und wir haben Munition", sagte de Guindios.

Inflationssorgen hält der Notenbanker derzeit nicht für angebracht. "Alles in allem würde ich sagen, dass wir kurzfristig nicht sehr besorgt sein müssen hinsichtlich der Inflation, und mittelfristig werden wir uns das weiterhin sehr sorgfältig anschauen, was wir immer tun." Kurzfristig, in den nächsten zwölf Monaten, werde die Teuerung unter dem EZB-Ziel von knapp zwei Prozent bleiben. Die EZB strebt diese Marke als Optimalwert für die Wirtschaft an, verfehlt sie aber bereits seit Jahren.