Frankfurt (Reuters) - Die Sorge um die Lage in Nahost hat die jüngste Aktienrally zum Wochenstart schon wieder abgewürgt.

Auf dem europäischen Börsenparkett schreckten Anleger die geopolitischen Risiken durch zwei Kriege und vor allem die Gefahr, dass sich aus dem Gaza-Konflikt ein Flächenbrand in Nahost entwickeln könnte, konstatierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker RoboMarkets. "Mit Folgen vor allem für die Energieversorgung mit stärker steigenden Preisen, die das Szenario einer geldpolitischen Wende wieder in weite Ferne rücken lassen könnte." Spekulationen auf ein Ende des Zinserhöhungskurses der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks hatten vergangene Woche die Erholung an den Börsen vorangetrieben.

DOLLAR WEITET VERLUSTE AUS - VERSORGUNGSÄNGSTE STÜTZEN ÖL

Die Aussicht auf das Ende der geldpolitischen Straffung drückte erneut die US-Währung. Der Dollar-Index fiel um bis zu 0,2 Prozent auf 104,84 Punkte, nachdem er vergangene Woche um etwa 1,4 Prozent gefallen war. Der Euro gewann im Gegenzug am Montag um bis zu 0,3 Prozent auf 1,0756 Dollar - das höchste Niveau seit knapp zwei Monaten. "Der Euro erlebt relativ zum Dollar ein Comeback. Dabei ist das, was wir aktuell als Euro-Stärke wahrnehmen, eher eine Dollar-Schwäche", warnte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Versorgungsängste trieben indes den jüngst unter Druck geratenen Ölpreis. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils mehr als ein Prozent auf 85,81 beziehungsweise 81,51 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die wichtigen Produzenten Saudi-Arabien und Russland hatten am Sonntag bekanntgegeben, ihre Fördermengenkürzungen wie geplant bis Jahresende fortzuführen. "Es ist gut möglich, dass die Kürzungen sogar bis ins neue Jahr hinein verlängert werden könnten, wenn die weltweite Wachstumsabschwächung sich in einem Angebotsüberschuss an Öl bemerkbar macht", kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets.

STARKE RYANAIR-ZAHLEN BEFLÜGELN GANZEN SEKTOR

Bei den Einzelwerten rutschten Lanxess-Aktien um mehr als fünf Prozent ab. Der Spezialchemiekonzern leidet unter einer anhaltend schwachen Nachfrage und senkte erneut seine Jahresziele. Für 2023 wird nun ein bereinigter operativer Gewinn (Ebitda) von 500 bis 550 Millionen Euro erwartet. Analysten hatten im Schnitt 571 Millionen prognostiziert.

Aus den Depots flogen auch die Aktien von Evotec, die rund sechs Prozent einbüßten. Die Experten von RBC stuften die Titel des Hamburger Biotechunternehmens auf "Sector Perform" von zuvor "Outperform" herab.

In Irland deckten sich die Investoren unterdessen mit Ryanair-Titeln ein. Die Papiere des Billigfliegers kletterten um knapp acht Prozent. Das Unternehmen steuert dank einer hohen Nachfrage und gestiegener Ticketpreise auf einen Rekordgewinn im laufenden Geschäftsjahr zu. Auch die Aktien von Air France-KLM und des britisch-spanischen Konzerns IAG notierten nach dem Bericht gut zwei beziehungsweise mehr als ein Prozent fester.

(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)