Berlin (Reuters) - Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hält den Beitrag verlängerter AKW-Laufzeiten für die deutsche Energiesicherheit für begrenzt.

"Grob überschlagen kann der jetzige Atomstrom nur etwa fünf Prozent der Gasnachfrage in Deutschland ersetzen", sagte IfW-Umweltökonomin Sonja Peterson am Dienstag. "De facto ist es noch weniger." Grund dafür sei, dass Atomkraft nur die sogenannte Grundlast, nicht aber - wie Gaskraft - die Spitzenlast abdecken könne.

Dennoch hält die Expertin angesichts der aktuell extrem unsicheren Lage prinzipiell alle Möglichkeiten zum Gassparen für nützlich. Dadurch würden die politischen Handlungsmöglichkeiten erweitert und der Strompreisanstieg gedämpft. "Die hohe Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas ist durch politische Entscheidungen selbst verursacht, weshalb einige europäische Partner eine verlängerte Laufzeit der deutschen AKWs als Voraussetzung sehen, um Deutschland in der Gasversorgung zu unterstützen", sagte Peterson.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war am Montag von der endgültigen Abschaltung der letzten drei deutschen Atommeiler zum Jahresende abgerückt. Die beiden süddeutschen Reaktoren Isar 2 und Neckarwestheim 2 sollten noch bis Mitte April und damit über den Winter als Reserve dienen können, kündigte der Grünen-Politiker an. Ein sogenannter Stresstest in seinem Auftrag hatte ergeben, dass die AKW in Extrem-Situationen im Winter hilfreich sein könnten. Der dritte verbliebene Reaktor Emsland werde aber wie geplant Ende des Jahres abgeschaltet.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)