Reuters-Augenzeugen berichteten weiter, neben dem Minister hätten am Samstag Dutzende andere Menschen das Haus in Bouake verlassen dürfen, in dem Vertreter von Regierung und Soldaten zuvor über eine Beendigung der seit zwei Tagen andauernden Revolte verhandelt hatten.

Die beiden Seiten hatten wenige Stunden zuvor eine Einigung erzielt, die aber offensichtlich nicht von allen meuternden Soldaten mitgetragen wurde. Kurz nach Verkündigung der Übereinkunft eröffneten einige Soldaten das Feuer und setzten Verteidigungsminister Alain-Richard Donwahi, weitere Regierungsvertreter, Journalisten sowie verhandelnde Soldaten fest. Vor dem Gebäude versammelten sich aufgebrachte Soldaten und forderten, dass vereinbarte Sonderzahlungen sofort und nicht erst nächste Woche ausgezahlt werden sollten.

Zuvor hatte Präsident Alassane Ouattara erklärt, es gebe eine Vereinbarung mit den meuternden Soldaten. Die Regierung habe zugestimmt, deren Forderungen hinsichtlich ihrer Bezahlung und der Arbeits- und Lebensbedingungen zu berücksichtigen. Ein Vertreter der Soldaten sagte, sie würden in die Kasernen zurückkehren. Die Regierung habe ihre Beschwerden akzeptiert.

Die Meuterei hatte am Freitag begonnen, als einige Soldaten die Kontrolle über Bouake, die zweitgrößte Stadt des Landes, übernahmen. Danach schlossen sich Soldaten fast im ganzen Land der Meuterei an. Am Samstag fielen Augenzeugen zufolge auch Schüsse in einem Armee-Stützpunkt in Abidjan, der mit fünf Millionen Einwohnern größten Stadt und Wirtschaftsmetropole des westafrikanischen Landes. Dort stürmten meuternde Soldaten das Gelände des Verteidigungsministeriums, wie ein Diplomat berichtete. Um den nahe gelegenen Militärstützpunkt errichteten sie Barrikaden.

Bouake war bereits im Jahr 2002 das Zentrum einer Rebellion. Damals übernahmen die Aufständischen die Kontrolle über den Nordteil des westafrikanischen Staates, der der größte Kakao-Produzent der Welt ist. Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurde das Land 2011 wiedervereinigt. Die Armee setzt sich seitdem aus den früheren Regierungstruppen und ehemaligen Rebellenkämpfern zusammen und ist zerstritten. Bereits 2014 erreichten die Soldaten in einem ähnlichen Aufstand Nachzahlungen der Regierung.