Berlin (Reuters) - Der Axel Springer-Verlag will sein Flaggschiff "Bild" stärker digital ausrichten und streicht im Zuge des Umbaus Arbeitsplätze.

"Die strukturellen Veränderungen sind auch mit einem Stellenabbau verbunden", heißt es am Montag in einer Mail an die Belegschaft der Boulevard-Zeitung, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. "Wir trennen uns von Produkten, Projekten und Prozessen, die wirtschaftlich nie wieder erfolgreich werden können."  Dies betreffe auch Personal, deren Aufgabe in der "digitalen Welt" etwa durch Künstliche Intelligenz ersetzt werde. Springer äußerte sich nicht zum konkreten Stellenabbau. Insider sprachen von einer niedrigen dreistelligen Zahl an Mitarbeitenden, die letztlich gehen drüften.

Springer baut "Bild" und "Welt" in Richtung "digital only" um und will mittelfristig keine gedruckten Zeitungen mehr herstellen. Bis 2025 will der Verlag hier rund 100 Millionen Euro sparen - durch geringere Kosten etwa beim Personal und mehr Umsatz. Konzernchef und Großaktionär Mathias Döpfner hatte Ende Februar angekündigt: "In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben." In der Mail der "Bild"-Spitze um die Chefredakteurin der "Bild"-Gruppe, Marion Horn, und den Chef der "Bild"-Gruppe, Claudius Senst, heißt es nun: "Wir bemühen uns, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden." Man beginne Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung und starte das mit dem Konzernbetriebsrat im März 2023 vereinbarte Freiwilligenprogramm für alle "Bild"-Standorte deutschlandweit.

Die neue Aufstellung soll bis Anfang 2024 abgeschlossen sein und setzt auf "erst digital, dann Print", wie aus der Mail hervorgeht. Die Regionalausgaben sollen von 18 auf 12 reduziert sowie Abläufe vereinfacht und stärker über die Zentrale in Berlin gebündelt werden. "Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure wird es so wie heute nicht mehr geben." Kleinere "Bild"-Standorte sollen bis Ende 2023 geschlossen, die Berichterstattung aus den Landesparlamenten zugleich verstärkt werden.

Die Gewerkschaft DJV warnte vor umfangreichen Stellenstreichungen bei der Kernmarke "Bild". "Wenn Mathias Döpfner die Milchkuh des Konzerns schlachten will, ist das nicht nur unsozial gegenüber den Beschäftigten, sondern wirtschaftlich extrem dumm", erklärte der Bundesvorsitzende Frank Überall vom Deutsche Journalisten-Verband. Wenn Stellenstreichungen wirklich unvermeidbar seien, dürfe es keine Kündigungen geben. "In einem so großen und breit aufgestellten Medienkonzern müssen den betroffenen Beschäftigten alternative Arbeitsplätze angeboten werden."

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Klaus Lauer