Das Kabinett setzte am Mittwoch in seinem neuen Jahreswirtschaftsbericht die bisherige Prognose für 2018 um einen halben Punkt auf 2,4 Prozent herauf. "Es geht nach oben", sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Auch die Arbeitnehmer hätten am Aufschwung teil. Anders als manche Experten macht Zypries derzeit keine Überhitzungsgefahren aus, und auch die Euro-Stärke sieht sie gelassen. Vom deutschen Arbeitsmarkt und aus dem Einzelhandel kamen gleichfalls positive Signale. Allein der Fachkräftemangel lässt die Sorgenfalten von Regierung und Experten tiefer werden.

Die Bundesregierung kommt in dem Bericht zu dem Schluss: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr guten Verfassung". Die Grundlagen für die Entwicklung im laufenden Jahr seien gut. Damit geht Deutschland ins neunte Wachstumsjahr in Folge. Verbunden damit rechnet die Regierung auch mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigtenzahl. Mit rund 490.000 neuen Stellen sollte Deutschland in diesem Jahr mit 44,8 Millionen Erwerbstätigen einen neuen Rekordwert erreichen. Die Arbeitslosenquote soll mit 5,3 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit mehr als 25 Jahren liegen.

SAISONBEREINIGT GEHT DIE ARBEITSLOSENZAHL ZURÜCK

Die Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt zur Jahresbeginn stützt die positiven Vorhersagen. Die Arbeitslosenzahl stieg zwar im Januar nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit um 185.000 auf 2,57 Millionen. Rechnet man jahreszeitliche Einflüsse aber heraus, ergibt sich ein bereinigter Rückgang um 25.000 gegenüber dem Vormonat. "Der Arbeitsmarkt ist schwungvoll in das neue Jahr gestartet", kommentierte BA-Chef Detlef Scheele. Die Aussichten für die kommenden Monate seien "sehr gut". Allerdings warnte der Chefökonom der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner, der wachsende Fachkräfte-Engpass könnte dazu führen, dass der Konjunkturmotor überhitze. Zypries bezeichnete das Fachkräfteproblem als wachsende Herausforderung.

Auch der deutsche Einzelhandel rechnet nach dem Rekordjahr 2017 mit weiterem Wachstum. Der Brachenverband HDE sagte ein Umsatzplus von 2,0 Prozent auf gut 523 Milliarden Euro voraus. Ein wesentlicher Grund sei die gute Beschäftigungsentwicklung. "An den günstigen Rahmenbedingungen für den Konsum wird sich 2018 insgesamt wenig ändern", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.

ZYPRIES SIEHT KAUM GRÖSSERE RISIKENDie Risiken für die positive Konjunkturentwicklung sind für die Bundesregierung offenbar überschaubar. Zwar bleibt die generelle Befürchtung, dass der wichtige Handelspartner USA neue Handelsbeschränkungen vornehmen könnte. Aus der Rede von Präsident Donald Trump zur Lage die Nation konnte Zypries aber nach eigenen Worten nichts herauslesen, was auf neue Hürden hinweise. Die Ministerin warnte dennoch, auch mit Blick auf Trump, vor nationalen Abschottungstendenzen. Der gegenüber dem US-Dollar zuletzt höhere Euro-Kurs, der den deutschen Export tendenziell schmälert, beunruhigt sie momentan kaum. "Das kann man verkraften", sagte sie.

Aus der Wirtschaft kamen allerdings warnende Stimmen. "Es ist grundfalsch, sich im neunten Aufschwungjahr von der weiterhin guten deutschen Wirtschaftsleistung blenden zu lassen", sagte der Präsident des Industrieverbandes BDI, Dieter Kempf. Dass in den Koalitionsverhandlungen Steuerreformpläne "links liegen" gelassen würden, sei inakzeptabel. Es sei alles andere als sicher, dass der Aufschwung in den kommenden Jahren so weitergehe. Auch DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben mahnte, man müsse die aktuellen Herausforderungen im Blick behalten, etwa im Fachkräfte-, Infrastruktur- und Steuerbereich.

Unternehmen in diesem Artikel : Lufthansa Group, Air Berlin Plc