KÖLN (dpa-AFX) - Die Renditen privater Rentenversicherungen haben laut einer Studie 2017 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Im Schnitt werfen neue Verträge mit Garantiezins noch eine laufende Verzinsung von 2,61 Prozent ab, wie die Ratingagentur Assekurata am Dienstag in Köln mitteilte. Das sind 0,25 Prozentpunkte weniger als 2016. Noch härter trifft das Niedrigzinsumfeld diesmal neuartige Policen ohne Garantieverzinsung, wie immer mehr Versicherer sie anbieten. "Angesichts der reduzierten Garantien und des bestehenden Wettbewerbsumfeldes überrascht diese Entwicklung", sagte Assekurata-Chefanalyst Lars Heermann.

Die neuartigen Vertragstypen der sogenannten "Neuen Klassik", die meist nach einer Mindestlaufzeit lediglich den Erhalt der eingezahlten Beiträge garantieren, werfen 2017 laut Assekurata im Schnitt eine laufende Rendite von 2,44 Prozent ab. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und 0,17 Prozent weniger als bei klassischen Verträgen. Hochgerechnet auf 25 Jahre Laufzeit gleiche sich dies allerdings aus: Auf die eingezahlten Beiträge könne ein Kunde dann mit einer Rendite von 2,46 Prozent rechnen, bei klassischen Verträgen nur mit 2,39 Prozent, sagte Heermann. Die Werte der einzelnen Versicherer liegen dabei teils weit auseinander.

Den Berechnungen für die klassischen Verträge liegen Policen mit dem Anfang 2017 erneut gesenkten Garantiezins von 0,9 Prozent zugrunde. Bezieht man ältere, bereits laufende Verträge mit höheren Garantien mit ein, geht die laufende Verzinsung im Schnitt um 0,23 Prozentpunkte auf 2,88 Prozent zurück. Diese Verzinsung bezieht sich jeweils nur auf den Sparanteil, den der Versicherer nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten sowie dem Beitrag für einen Todesfallschutz anlegt.

Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will sieht den Garantiezins daher als Auslaufmodell. Er riet aber ausdrücklich "niemandem dazu, aus seiner Lebensversicherung auszusteigen". Denn die Verträge böten seiner Ansicht nach "immer noch eine höhere Rendite, als Sie irgendwo am Kapitalmarkt bekommen"."

Im Neugeschäft der Versicherer geht der Trend klar zu den Verträgen ohne klassischen Garantiezins. Diese stammen entweder aus der Neuen Klassik, von denen die Assekurata 25 Produkte untersucht hat, oder aus dem Bereich neuartiger Indexpolicen, bei denen die Studie auf 13 Tarife kommt. Nach Einschätzung der Ratingagentur machen beide zusammen inzwischen zwischen 70 und 80 Prozent des Neugeschäfts aus. Dabei steigt der Beratungsbedarf. Denn die Bedingungen der einzelnen Anbieter seien oft sehr unterschiedlich, die Voraussagen künftiger Renditen noch unsicherer als bei klassischen Verträgen: "Als Kunde muss ich diese Prognosen ein Stück weit kritisch hinterfragen", sagte Will.

Das gilt auch für Indexpolicen, deren Überschüsse an die Entwicklung verschiedener Marktindizes gebunden sind. Gegen Abwärtsentwicklungen wird der Kunde geschützt, allerdings kann dies bedeuten, dass er in manchen Jahren keine Verzinsung erhält. Zudem ziehen die Versicherer von den Beiträgen im Schnitt höhere Kosten ab.

Im Schnitt liegen die effektiven Kosten bei den untersuchten klassischen Policen laut Assekurata bei 0,79 Prozent, bei der neuen Klassik bei 1,02 Prozent und bei Indexpolicen bei 1,18 Prozent. Der Sparanteil verzinst sich bei den Indexpolicen in diesem Jahr im Schnitt mit 2,92 Prozent - ein Plus von 0,31 Prozentpunkten im Vergleich zur Klassik./stw/stk