BERLIN (Dow Jones)--Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley (SPD), hat eine Offenlegung des Vertrags zwischen der EU-Kommission und dem Pharmahersteller Astrazeneca über die Impfstofflieferung gefordert. Er sei weder für die Öffentlichkeit noch für die europäischen Parlamentarier einsehbar, sagte Barley im Deutschlandfunk. "Das ist wirklich ein Problem."

Es gebe offenbar eine Übereinkunft zwischen der EU und Astrazeneca, den Vertrag nicht zu veröffentlichen, und der Pharmahersteller wehre sich weiter dagegen. Barley zog Parallelen zu dem Vertrag mit dem Tübinger Pharmahersteller Curevac, wo die wichtigsten Passagen geschwärzt gewesen seien. Barley betonte aber auch, sie halte es nicht für sinnvoll, gegen Astrazeneca zu klagen: Es gehe gerade nicht um Geld, sondern um Impfdosen.

Der Forderung nach Vertragstransparenz schloss sich auch die SPD im Bundestag an. "Der Vertrag mit Astrazeneca, der ist bisher noch geheim, der muss offengelegt werden", sagte der Erster Parlamentarische Geschäftsführer, Carsten Schneider, im ZDF-Morgenmagazin.

Zugleich übte er scharfe Kritik an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dem er die Ressortverantwortung für den Mangel an Impfstoffen zuwies: "Es ist zu wenig, sich hinter Brüssel und den Entscheidungen der EU-Kommission zu verstecken." Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sei er der Chef der EU-Gesundheitsminister gewesen, und die Impfbeschaffung sei zu knauserig gewesen. Dafür seien EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spahn zuständig gewesen. "Das ist ein Triumvirat", so Schneider. "Das sind die drei, die die Entscheidungen getroffen haben, und die waren falsch."

Biontech habe im November noch 200 Millionen Impfdosen angeboten und die EU-Kommission habe dies abgelehnt. "Wir waren als Sozialdemokraten nicht informiert... und wenn Sie mich gefragt hätten, ob wir dafür 3 oder 4 Milliarden ausgeben, hätte ich gesagt, natürlich", so der SPD-Parlamentsgeschäftsführer. "Das ist ein schwerwiegender Fehler. Dafür gibt es auch eine politische Verantwortung."

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

DJG/pso/cbr

(END) Dow Jones Newswires

January 28, 2021 02:50 ET (07:50 GMT)