Man müsse der Konjunktur und der Preisentwicklung "mehr Aufmerksamkeit" schenken, erklärte die Bank von Japan am Donnerstag. Das Wirtschaftswachstum könne sich so abschwächen, dass das Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent nicht erreicht würde. Deshalb würden die Währungshüter auf ihrer nächsten Sitzung im Oktober die Entwicklungen genauer unter die Lupe nehmen.

Wie erwartet, beließ die Bank of Japan (BoJ) ihr Ziel für den kurzfristigen Zinssatz bei minus 0,1 Prozent. Zugleich bekräftigte sie ihr Versprechen, die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen bei um die null Prozent zu halten. Notenbankchef Haruhiko Kuroda betonte, ein noch weiteres Absenken der Zinsen unter Null sei eine Option, auch bei den von der Notenbank getätigten Wertpapierkäufen könne nachgesteuert werden. Doch ob die BoJ handele werde davon abhängen, wie sich die wirtschaftlichen Bedingungen entwickeln.

Kuroda ergänzte, er glaube zwar nicht, dass sich die Wirtschaftsaussichten für Japan "kräftig eintrüben" würden. Aber die Perspektiven in Übersee seien mit größeren Risiken behaftet. Daher zeigten die Währungshüter in Tokio "mehr Bereitschaft zum Handeln" als auf ihrer Sitzung im Juli. Doch noch sei nichts entschieden. Die Notenbank werde sehr genau beobachten, wie sich die Weltwirtschaft und der Ölpreis vor dem Hintergrund der Spannungen im Mittleren Osten weiter entwickeln. Auch die US-Zentralbank will nach Worten ihres Chefs Jerome Powell auf Sicht fahren und jeweils von "Sitzung zu Sitzung" die Lage prüfen. Sie hat am Mittwoch den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt und hält sich die Tür für eine weitere Lockerung offen.

SKRUPEL VOR "GRIFF IN DIE TRICKKISTE"

Anders als die Fed, die sich bereits Mitte des Jahrzehnts von ihrer Nullzinspolitik verabschiedet hat, arbeitet die BoJ weiter in einer Art Krisenmodus. Noch immer versucht sie, mit massiven Wertpapierkäufen die Konjunktur anzukurbeln und für mehr Inflation zu sorgen. Sie hat sich für die Teuerungsrate ein Ziel von zwei Prozent gesetzt, das jedoch trotz der Geldschwemme nicht in Reichweite gekommen ist. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli in der Kernrate - also ohne die schwankungsanfälligen Preise für frische Nahrungsmittel - nur um 0,6 Prozent.

"Die Zentralbanker sorgen sich immer mehr um einen zu geringen Preisauftrieb", führte Analyst Tobias Basse von der NordLB aus. Insofern zeige die BoJ Bereitschaft zur Umsetzung von weiteren Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung: "Bedenken bezüglich der Auswirkungen von Negativzinsen auf die Finanzmarktstabilität in Japan scheinen die Notenbanker aber vom Griff in die geldpolitische Trickkiste abzuhalten." Zudem hoffe die BoJ offenbar auf die Robustheit der nordamerikanischen Wirtschaft und auf US-Handelsdeals mit Peking und Tokio.