Basel (awp) - Coop bietet künftig auch Bank- und Vorsorgekonten an. Mehr als sechs Jahre nachdem der Detailhändler alle Anteile an der früheren Bank Coop verkauft hat, lanciert er eine eigene Banken-App unter dem Namen "Coop Finance+". Er tritt dabei in Konkurrenz mit anderen "Neobanken".

Über das digitale Angebot sollen Kundinnen und Kunden "unkompliziert" ein Spar- und Privatkonto eröffnen und Zahlungen tätigen können, wie Coop am Dienstag mitteilte. Ausserdem können sie für die private Vorsorge in der Säule 3a sparen. Die Detailhandelsgruppe arbeitet dabei mit der Hypothekarbank Lenzburg und der Glarner Kantonalbank (GLKB) als Bankpartnern zusammen, wie bereits am Montag bekannt geworden war.

Verbinden von Einkaufen und Sparen

Coop habe aufgrund verschiedener Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden festgestellt, dass ein "klares Bedürfnis" nach einem Bankkonto vorhanden sei, sagte eine Coop-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Erneut eine eigene Bank zu lancieren, war für den Schweizer Detailhandelsriesen dabei kein Thema: "Wir wollten es klar anders und mit einer rein digitalen Lösung machen", betonte die Sprecherin.

Die Detailhändlerin sieht ihre Vorteile in der "Verbindung von Einkaufen und Bezahlen mit dazugehöriger Karte, Haushaltsbudget und für die Zukunft Sparen", wie die Coop-Sprecherin sagte. "Kundinnen und Kunden können nun auch noch ihre Finanzen in der digitalen App managen." Das Konto von "Coop Finance+" beinhaltet bis zu zwei Debitkarten für das Bankkonto. Die Supercard kann ebenfalls in der App hinterlegt werden.

Barbezug im Supermarkt

Kunden können ausserdem gratis Bargeld an allen rund 1000 Coop-Supermärkten und Coop-City-Warenhäuser beziehen: Durch das "dichte Verkaufsstellen-Netz" werde Coop zur grössten Anbieterin von kostenlosen Bargeld-Bezugsmöglichkeiten in der Schweiz. "Wenn man ohnehin einkauft, kann man auch gleich Geld abheben", so die Sprecherin.

Investiert werden kann über Coop Finance+ zudem in Vorsorgelösungen in der Säule 3a. Die Finanz-App soll nun in den kommenden Monaten noch mit weiteren Finanzdienstleistungen erweitert werden: Weitere Angaben wollte die Coop-Sprecherin am Dienstag allerdings dazu noch nicht machen.

Elfte Neobank der Schweiz

Mit dem neuen Angebot konkurriert Coop Smartphone-Banken wie "Yuh", "Zak" oder "Neon". Die Detailhandelsgruppe greife dabei auf "Banking-as-a-service"-Dienstleistungen zurück, sagt Bankenprofessor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern im Gespräch mit AWP. Sie müsse sich nicht mit Finanzmarktregulierungen oder Eigenmittelvorschriften befassen: Solche Arrangements kenne man hierzulande bisher vor allem von klassischen Fintechs.

Mit ihrer Marke und Vertriebskraft habe die Detailhandelsgruppe sicher ihre Chancen, sagt Dietrich. Allerdings trete Coop spät in den Markt ein. Derzeit gebe es hierzulande bereits zehn Smartphone - respektive Neobanken - also Banken ohne Filialnetz. Mit Coop komme nun die Nummer Elf dazu. Um das Geschäft längerfristig profitabel zu betreiben, brauche es wohl eine sechsstellige Zahl an Kunden, schätzt der Experte. "Rund eine Million Schweizerinnen und Schweizer nutzen bereits Neobanken und sind recht zufrieden."

Eigene Bank abgestossen

Coop verfügte während Jahrzehnten über eine eigene Bank: Der damalige Verband Schweizerischer Konsumvereine (VSK) hatte 1927 zusammen mit dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund die "Genossenschaftliche Zentralbank" (GZB) gegründet, die 1995 in "Coop Bank" umbenannt wurde. 1999 verkaufte Coop eine Mehrheitsbeteiligung an die Basler Kantonalbank (BKB) und 2017 dann auch die verbleibenden Anteile. Die BKB-Tochtergesellschaft wurde in der Folge in "Bank Cler" umbenannt.

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