Düsseldorf, 15. Januar 2015 - Bayer MaterialScience hat eine einzigartige Technologie entwickelt, um Kunststoffteile am Automobil bei niedrigen Temperaturen zu lackieren. Dabei erhalten Stoßfänger, Spiegelgehäuse, Spoiler, Heckklappen oder Dachmodule energie- und kosteneffizient bei nur 80 °C ihre äußere Klarlackschicht. Während die Aushärtung bis zu 30 Prozent schneller erfolgt als bei bewährten 2-Komponenten-Polyurethanlacken, bleibt das optische Erscheinungsbild auf sehr hohem Niveau. Mittelfristig bietet die Technologie erstmals die Möglichkeit einer gemeinsamen Lackierung von Autoteilen aus Kunststoffen, Composites und Metallen.

Ein neues Auto soll schick aussehen und Ästhetik und Wert vermitteln. Das äußere Erscheinungsbild prägt der Klarlack. Er wird als letzte Schicht auf die Karosserie aufgetragen und verleiht dem Auto Hochglanz. 2-Komponenten-Lacke aus Polyurethan (PUR)-Rohstoffen von Bayer MaterialScience haben sich dabei bestens bewährt: Neben dem herausragenden optischen Auftritt zeichnen sie sich durch eine sehr gute Witterungs-, Chemikalien- und Schlagbeständigkeit aus.

Während weiterhin viele Karosserieteile aus Stahlblechen bestehen, kommen in Anbauteilen am Automobil verstärkt Kunststoffe zum Einsatz. Sie tragen zur Gewichtseinsparung und damit zur Senkung von Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen bei. Damit die beschichteten Kunststoffteile genauso gut aussehen wie die lackierten Bleche, werden sie auf die gleiche Weise wie diese lackiert, jedoch bei niedrigerer Temperatur.

Bisher: Fokus auf Geschwindigkeit oder Brillanz
Bei der konventionellen, unkatalysierten Beschichtung von Kunststoffteilen benötigt die vollständige Trocknung der 2K-Polyurethan-Lacke meist mehrere Tage. Das führt zu Verzögerungen bei der Weiterverarbeitung und erfordert besondere Maßnahmen bei der Lagerung der beschichteten Teile.

Schon seit einiger Zeit werden deshalb Katalysatoren für die Aushärtung verwendet. Sie bewirken jedoch bereits eine Vernetzung ab dem Zeitpunkt der Applikation. Der Lack kann dadurch nicht ungestört verfließen und zeigt kein optimales Aussehen. Bisher sind alle Versuche gescheitert, die Anforderungen an die Aushärtegeschwindigkeit und das optische Erscheinungsbild kompromisslos in Einklang zu bringen.

Erst Filmbildung, dann Aushärtung
Mit der neuen Technologie ist das jetzt bestens gelungen. Ihr Herzstück ist ein thermolatenter Härter von Bayer MaterialScience, der eine Entkopplung von Filmbildung und Lackhärtung ermöglicht. "Der Lack verfließt zunächst ungehindert auf dem Substrat und bildet einen gleichmäßigen Film", erläutert Dr. Jan Weikard, Leiter der Anwendungstechnik im Segment Automobil/Transport des Bereichs Lacke, Klebstoffe, Spezialitäten bei Bayer MaterialScience. "Erst bei Erhöhung der Temperatur wird der im Lack vorhandene Härter durch einen speziellen, latenten Katalysator aktiviert. Er sorgt dann für eine schnelle Aushärtung des Lacks auf dem Kunststoffsubstrat."

Die Lackformulierung braucht dafür nicht wesentlich geändert zu werden. Thermolatente 2K-PUR-Systeme sind daher für die Serienlackierung von Kunststoff-Anbauteilen ohne weiteres einsetzbar. Auch wer den Vorteil der schnelleren Trocknung nicht nutzt, profitiert von der neuen Entwicklung, da die Teile nach der Ofenstrecke deutlich einfacher und schneller weiterverarbeitet werden können.

Vielversprechende Perspektiven für energieeffiziente Autos
Die Konstruktion leichtgewichtiger Fahrzeuge ist weiterhin ein wichtiges Thema für die Automobilindustrie. "Unsere Technologie eröffnet neue und vielversprechende Möglichkeiten für die Einführung von Leichtbau-Konzepten in der Massenfertigung", sagt Zivko Andelkovski, der bei Bayer MaterialScience den Bereich Industrial Marketing Automotive im Geschäftsbereich Lacke, Klebstoffe, Spezialitäten leitet. "Die Niedertemperatur-Klarlacktechnologie ist dafür der erste Meilenstein. Mit einer Weiterentwicklung unserer Rohstoffe im Bereich Füllertechnologie, Unterbodenschutz, Nahtabdichtung und Klebeverbindung wird der gesamte Prozess mittelfristig niedertemperaturfähig und bei leichtgewichtigen Großserien-Fahrzeugen zum Durchbruch führen."

Gegenüber dem zurzeit besten Verfahren erlaubt die Technologie Energieeinsparungen von 15 Prozent und eine Senkung der CO2-Emissionen um 10 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von Bayer MaterialScience, einem Autohersteller, Lackformulierer, Lacklinienhersteller sowie einem Unternehmen für Nachhaltigkeits-Zertifizierung.

Durch die niedrigere Aushärtungstemperatur können mittelfristig Kunststoffe, Verbundwerkstoffe (Composites) und Metalle gemeinsam lackiert werden. "Das ist ein absolutes Novum in der In-Line-Lackierung", erläutert Zivko Andelkovski.

Erste Proben werden Entwicklungspartnern im ersten Quartal 2015 zur Verfügung gestellt. Danach ist die Markteinführung vorgesehen. Dank der niedrigen Aushärtungstemperatur bietet sich künftig auch die Nutzung alternativer Energiequellen an. So könnte beispielsweise Fernwärme eingesetzt werden, um den Ofen für die Lacktrocknung zu heizen. Auch eine Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung oder der Abwärme aus anderen Herstellprozessen käme in Frage, um die dafür erforderliche Energie bereitzustellen.

Über Bayer MaterialScience:
Mit einem Umsatz von 11,2 Milliarden Euro im Jahr 2013 gehört Bayer MaterialScience zu den weltweit größten Polymer-Unternehmen. Geschäftsschwerpunkte sind die Herstellung von Hightech-Polymerwerkstoffen und die Entwicklung innovativer Lösungen für Produkte, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens Verwendung finden. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Automobilindustrie, die Elektro-/Elektronik-Branche sowie die Bau-, Sport- und Freizeitartikelindustrie. Bayer MaterialScience produziert an 30 Standorten rund um den Globus und beschäftigte Ende 2013 rund 14.300 Mitarbeiter. Bayer MaterialScience ist ein Unternehmen des Bayer-Konzerns.

Diese Presse-Information steht auf dem Presseserver von Bayer MaterialScience unter www.presse.bayerbms.de zum Download bereit.

Mehr Informationen finden Sie unter www.materialscience.bayer.com.

Zukunftsgerichtete Aussagen
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