Von Margot Patrick and Phred Dvorak

LONDON (Dow Jones)--Credit Suisse Group und Softbank-CEO Masayoshi Son haben kürzlich eine langjährige persönliche Kreditbeziehung aufgelöst. Zudem hat die Schweizer Investmentbank die Transaktionen mit dem japanischen Konglomerat eingeschränkt. Dies geht aus behördlichen Unterlagen und Aussagen mehrerer mit der Angelegenheit vertrauten Personen hervor. Die Maßnahmen erfolgten, nachdem der Zusammenbruch der von Softbank unterstützten britischen Greensill Capital im März die Schweizer Bank in Turbulenzen gestürzt hatte. Sie folgen auch auf den Verlust von 5,5 Milliarden Dollar, den Credit Suisse im Zusammenhang mit den Handelsaktivitäten des US-Family Offices Archegos Capital Management erlitten hat. Die Bank hat seitdem versprochen, die Risiken in ihren Büchern zu reduzieren.

Son hatte Credit Suisse und andere Banken lange Zeit für Kredite genutzt und dabei seine beträchtlichen Beteiligungen an Softbank als Gegenwert eingesetzt. Noch im Februar hatte Son rund 3 Milliarden Dollar seiner Softbank-Aktien als Sicherheit bei der Credit Suisse verpfändet, eine der größten Summen aller Banken, wie aus offiziellen japanischen Wertpapierunterlagen hervorgeht. Insgesamt erstreckte sich die Beziehung zwischen verpfändeten Aktien und Krediten über fast 20 Jahre. Im Mai waren die Kredite auf Null zurückgegangen.

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, hat Son bei einer Handvoll anderer Banken immer noch beträchtliche Aktien verpfändet, darunter Nomura Holdings, UBS Group und Mizuho Financial Group. Es konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, wer deren Ende mit der Credit Suisse initiiert hat. Ein Softbank-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Credit Suisse hat nach Angaben der Informanten auch die Beziehung zu Softbank als Firmenkunde eingeschränkt. Jedes Geschäft mit Softbank muss nun zusätzliche Risikoprüfungen und Genehmigungen durchlaufen, was einem informellen Verbot von Neugeschäft gleichkommt, so die Personen.


   Softbank und Son sind die Kunden, die Credit Suisse anvisiert 

Das japanische Konglomerat investiert in Dutzende von Technologieunternehmen weltweit und ist für Wall-Street-Banken eine der ergiebigsten Quellen für Geschäfte und Kredite. Seine Beteiligungen erstrecken sich über die gesamte Tech-Welt, vom Fahrdienst Uber Technologies bis hin zu Medikamentenentwicklern und Chipdesignern. Es gab auch schon größere Stolpersteine, darunter den Bürovermieter Wework.

Credit Suisse hat als Finanzberater für Softbank und Unternehmen gearbeitet, die von dessen 100 Milliarden Dollar schweren Vision Fund unterstützt werden. Die Bank konkurriert mit anderen Banken, um diese Unternehmen an die Börse zu bringen oder andere Finanzierungen zu beschaffen, wie aus behördlichen Unterlagen und Deal-Ankündigungen hervorgeht. In vielerlei Hinsicht sind Softbank und Son genau die Art von Kunden, die die Credit Suisse anvisiert. Die Bank zielt darauf ab, aus persönlichen Krediten an reiche Unternehmer durch größere, lukrativere Geschäfte mit deren Firmenbeteiligungen Kapital zu schlagen.


   Beziehung Credit Suisse/Softbank hat sich wegen Greensill-Pleite verschlechtert 

Die Beziehung zu Softbank hat sich wegen des Zusammenbruchs von Greensill Capital verschlechtert, so die Informanten. Bloomberg berichtete im Mai, dass Credit Suisse das Neugeschäft mit Softbank eingestellt habe. Der Ärger zeigte sich im Sommer 2020, als Credit-Suisse-Manager potenzielle Interessenskonflikte rund um Investmentfonds im Wert von 10 Milliarden Dollar prüften, die die Bank mit Greensill Capital managte.

Eine Softbank-Investition in einen der Credit-Suisse-Fonds machte das japanische Unternehmen im Grunde sowohl zum Kreditgeber als auch zum Kreditnehmer, da andere Unternehmen, in die Softbank investiert war, ebenfalls eine Finanzierung erhielten. Softbank zog seine Fonds-Investition nach der Überprüfung zurück, und Credit Suisse erklärte, die Bank fühle sich dem Schutz der Anleger verpflichtet.

Im März fror Credit Suisse die Greensill-Fonds ein, als Greensill eine wichtige Kreditversicherung verlor, die die Fonds abgesichert hatte. Infolge des Einfrierens rutschte Greensill in die Insolvenz. Seitdem versucht Credit Suisse im Namen der Fondsinvestoren, einschliesslich Pensionskassen und Unternehmens-Treasurer, 10 Milliarden Dollar zurückzubekommen. Nach eigenen Angaben hat Credit Suisse bisher davon mehr als die Hälfte zurückerhalten.


   Credit-Suisse-Forderung an Katerra gelangte in Bremer Greensill Bank 

Ein Teil dieser Rückforderungen konzentriert sich auf Unternehmen, die von Softbank abgesichert werden, darunter das US-Bautechnologieunternehmen Katerra. Das Unternehmen schuldete den Credit-Suisse-Fonds 440 Millionen Dollar. Als Katerra vergangenes Jahr in finanzielle Schwierigkeiten geriet, erließ Greensill das Darlehen, wie das Wall Street Journal berichtet hatte. Softbank wiederum investierte 440 Millionen Dollar in Greensill, in der Erwartung, das Geld werde an die Investoren der Credit-Suisse-Fonds gehen. Stattdessen steckte Greensill die Softbank-Geldspritze in die deutsche Banktochter Greensill Bank AG in Bremen, so der Bericht des Konkursverwalters. Dem Bericht zufolge hat Greensill das Geld von Softbank einschließlich der 440 Millionen Dollar dazu verwendet, die Kapitalposition des Bremer Lieferkettenfinanziers zu stärken und Greensill Capitals Geschäftsbetrieb zu finanzieren.


   Son hat Anteil verpfändeter Softbank-Aktien reduziert 

Von Sons riesigem persönlichen Reichtum stammt ein Großteil aus seinem fast 30-prozentigen Anteil an Softbank. Son und mit ihm verbundene Investmentvehikel insgesamt haben zwischen Februar und Mai die Zahl ihrer verpfändeten Softbank-Aktien auf 197 Millionen von 271 Millionen reduziert, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Derzeit verpfändet Son knapp 40 Prozent seiner Softbank-Beteiligungen als Sicherheiten, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Im März vergangenen Jahres war der Anteil auf bis zu 72 Prozent geklettert. Dann brach der Softbank-Aktienkurs ein, und die Banken verlangten mehr Sicherheiten. Seitdem hat sich der Kurs der Softbank-Aktien verdreifacht.

Forbes listet Son mit einem Nettovermögen von rund 35 Milliarden Dollar als einen Reichsten Japans. Son sei immer schon risikofreudig gewesen und nutze seine Aktien oft, um Kredite abzusichern, sagen Leute, die ihn seit Jahren kennen. Im Laufe der Jahre hat Son eine Reihe von teuren Häusern in Tokio gekauft, darunter eines, das er mit einer Indoor-Golfanlage ausgestattet hat, die Wetterbedingungen wie Regen simulieren kann. 2012 zahlte Son 117 Millionen Dollar für eine Villa in Kalifornien in der Nähe von Oracle-Mitgründer Larry Ellison - damals der höchste Preis je für ein Haus in den USA.

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June 21, 2021 07:16 ET (11:16 GMT)