FRANKFURT (Dow Jones)--Die Daimler-Aktie notiert am Mittwoch im Mittagshandel mit knapp 3 Prozent im Plus und führt damit die Gewinnerliste im Automobilsektor an. Kurstreibend wirkt ein Handelsblatt-Bericht, wonach der DAX-Konzern sein Lastwagen- und Busgeschäft für einen Börsengang vorbereitet. Das Geschäft mit einem Umsatz von fast 45 Milliarden Euro könnte Ende 2021 vom Rest des Konzerns getrennt werden und an die Börse gehen, so die Zeitung unter Berufung auf Konzern- und Finanzkreise. Wahrscheinlicher sei der Schritt aber im Jahr 2022, so eine Führungskraft.

Ein Sprecher von Daimler lehnte eine Stellungnahme ab. "Medienspekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht", sagte er.

Wirklich neu sind die Gedankenspiele über eine mögliche Trennung und spätere Notierung des Lkw-Geschäfts der Daimler AG nicht. Seit Jahren gibt es Spekulationen darüber, nicht zuletzt nachdem der Volkswagen-Konzern vergangenes Jahr seine Lkw-Tochter Traton mit den Marken Scania und MAN an die Börse gebracht hat. Am Mittwoch sorgt der Bericht trotzdem für ein ordentliches Plus der Daimler-Aktie: Das Papier verteuert sich um 2,9 Prozent auf 58,29 Euro.


   Zeitpunkt attraktiv 

Marktbeobachter werten die Informationen positiv, auch wenn es noch zwei Jahre dauern könnte, bis es konkret werden könnte. Der Zeitpunkt wäre sehr attraktiv für Investoren. Da sich die Branche zyklisch auch ohne Corona am Boden befinde, könnten Anleger das volle Erholungspotenzial der Aktie mitnehmen, so ein Händler.

Dem Handelsblatt zufolge soll Daimlers Lkw-Chef Martin Daum das Truck- und Busgeschäft im Eiltempo börsenreif sanieren. Beim Blick auf die Zahlen erscheint ein Listing zwar derzeit wenig erfolgversprechend. Gebeutelt von der Corona-Krise ist der Betriebsgewinn der Daimler Truck AG von Januar bis Ende September auf 32 Millionen Euro eingebrochen - ein Minus von 99 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Parallel dazu sackte der Umsatz um mehr als ein Fünftel ab, der Absatz sogar um ein Drittel.


   Sonderkonjunktur für Lkw-Branche? 

Auf den zweiten Blick scheine ein Börsengang oder Spin-off der Lkw-Einheit allerdings gar nicht mehr so abwegig, so die Zeitung. 2020 wäre auch ohne Corona ein schwaches Jahr für die Truck-Industrie geworden. Die Branche befindet sich im zyklischen Abschwung, nachdem es zuvor jahrelang aufwärtsging. 2021 dürften die Spediteure aber allmählich mehr Volumen ordern. Nachholeffekte könnten eventuell eine kleine Sonderkonjunktur einleiten - gepaart mit ersten spürbaren Sparerfolgen seien die Aussichten für Daimler Trucks vielleicht besser als gemeinhin angenommen.

Die Frage sei längst nicht mehr, ob Trucks gelistet werde, sondern nur noch wann, so das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Es gelte, den besten Zeitpunkt abzupassen.

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December 23, 2020 06:00 ET (11:00 GMT)