Der britische Lieferdienst hat sich bislang durch eine besonnene Wachstumsstrategie hervorgetan. Zwar ist das Unternehmen noch nicht profitabel, aber sein kontrolliertes und dennoch beeindruckendes Wachstum hat es ihm ermöglicht, die Fallstricke zu vermeiden, in die seine Konkurrenten Just Eat und Delivery Hero getappt sind, die sich beide übernommen haben.

Allerdings könnte Deliveroos Wachstum nun seinen Zenit erreicht haben. Das Unternehmen verzeichnet einen Rückgang der Bestellvolumina um 3% im Jahr 2023, den es durch eine Preiserhöhung von 6% ausgleicht, was zu einem Umsatzwachstum von 3% führt.

Die Bruttomarge verbessert sich um 13%. Das bedeutet im Klartext, dass die Zusteller die Leidtragenden dieser Entwicklung sind, was das Unternehmen diplomatisch als "Effizienzsteigerungen im Liefernetzwerk" umschreibt.

Das operative Geschäft bleibt defizitär, und Deliveroo verbrennt 38 Millionen Pfund im Jahr, Aktienoptionen nicht eingerechnet. Das bereinigte EBITDA verbessert sich zwar deutlich, dies ist jedoch hauptsächlich auf deutlich niedrigere Rechtskosten als im Vorjahr und teilweise auf reduzierte Werbebudgets zurückzuführen.

Das Management, das bisher eher zur Vorsicht neigte, hat in den letzten zwölf Monaten eine offensivere Gangart eingeschlagen: Die verfügbaren 300 Millionen Pfund an liquiden Mitteln, die einst als Sicherheitspuffer dienten, wurden vollständig für Aktienrückkäufe verwendet. Ist dies möglicherweise ein Indiz für eine bevorstehende Übernahme des Unternehmens?

Zudem ist die Zahl der aktiven Nutzer der Plattform in den letzten zwei Jahren von 7,6 auf 7,3 Millionen gesunken. Dem Unternehmen wird dies nicht allzu sehr angelastet, da sich seine Rentabilität im gleichen Zeitraum deutlich verbessert hat. Es bleibt abzuwarten, ob dieser positive Trend anhält.

Anleger, die weiterhin an Deliveroo glauben, sollten nicht vergessen, dass das Geschäftsmodell insgesamt wenig profitabel ist. Zur Erinnerung: Deliveroo prognostiziert eine bereinigte EBITDA-Marge von lediglich 4% seiner GTV – dem Gesamtwert der über seine Plattform abgewickelten Transaktionen – für das Jahr 2026.

Sollten die Wachstumsprognosen eintreffen, würde dies einem bereinigten EBITDA von rund 300 Millionen Pfund entsprechen. Davon müssten jedoch noch Investitionen in Höhe von 80 bis 100 Millionen Pfund, die Ausgabe von Aktienoptionen – 65 Millionen Pfund im Jahr 2023 – sowie weitere unvermeidliche Sonderposten abgezogen werden.