Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die konjunkturelle Eintrübung dürfte der Deutschen Bank im dritten Quartal einen etwas niedrigeren Gewinn als im Vorjahr beschert haben. Analysten rechnen mit höheren Kosten und einer leicht gestiegenen Risikovorsorge. Die Anleger interessiert darüber hinaus, was das Debakel mit der Migration der Postbank-Kundendaten für die Kennzahlen des Mutterkonzerns bedeutet, vor allem auf der Kostenseite. Am frühen Mittwochmorgen legt der deutsche Branchenprimus seine Zahlen vor.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
POSTBANK: Die Deutsche Bank hat Datensätze der Postbank für 12 Millionen Kunden auf ihre eigenen Systeme überführt. Im Nachhinein zeigten sich massive Probleme im Kundenservice der Postbank. Konzernchef Christian Sewing entschuldigte sich öffentlich und stellte weitere Mitarbeiter für die Problemlösung ab. Die Bafin rüffelte die Bank und setzte ihr einen Sonderbeauftragten ins Haus. Der Rückstau soll Ende des Jahres beseitigt sein. Es stellt sich nun die Frage, welche zusätzlichen Kosten aus dem Debakel erwachsen, ob die Rechtsrisiken zunehmen und ob es personelle Konsequenzen gibt.
KOSTEN: Die Bank hatte angekündigt, die Kosten im laufenden Jahr zum Vorjahr stabil zu halten. Unter anderem soll das mit Filialschließungen und einer Straffung des Hypothekengeschäfts bewerkstelligt werden. Analysten sind skeptisch, sie erwarten einen Anstieg der Kosten. Auch befürchten sie eine höhere Aufwand-Ertrags-Relation, eine wichtige Steuerungsgröße für das Institut.
ERTRÄGE: Auf der Ertragsseite hat sich das Wachstum im dritten Quartal fortgesetzt, allerdings mit einem niedrigeren Tempo. Von den höheren Zinsen profitieren Unternehmensbank und Privatkundengeschäft. In der Investmentbanking-Sparte dagegen sieht es weniger rosig aus. Von einer "Normalisierung" im Vergleich zum guten Vorquartal sprach Finanzvorstand James von Moltke unlängst. Für die Gesamterträge hat die Bank zuletzt das obere Ende der Prognosespanne von 28 bis 29 Milliarden Euro angepeilt.
RENDITE: Analysten trauen der Bank im dritten Quartal eine Eigenkapitalrendite von 6,8 Prozent zu. Das ist von Bedeutung, weil die Bank für 2025 eine Rendite von über 10 Prozent in Aussicht gestellt hat. Das ist zwar noch lange hin, aber der Analystenkonsens, der für das Jahr bereits existiert, rechnet nicht mit einer ausreichenden Renditesteigerung.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und zum Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 3. QUARTAL 3Q23 ggVj Zahl 3Q22 Erträge 7.095 +3% 14 6.918 - Investmentbank 2.247 -5% 14 2.372 - FIC Sales & Trading 1.944 -11% 14 2.193 Aufwand-Ertrag-Relation 72,7 -- 14 71,6 Kosten bereinigt 4.981 +2% 14 4.878 Risikovorsorge 352 +1% 14 350 Eigenkapitalrendite (RoTE) 6,8 -- 10 8,2 Ergebnis vor Steuern 1.584 -2% 15 1.615 Ergebnis nach Steuern 1.099 -12% 14 1.242 Ergebnis nach Steuern/Dritten 1.066 -4% 14 1.115 Ergebnis je Aktie verwässert 0,46 -19% 10 0,57 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Erträge 28.895 +6% 15 27.210 - Investmentbank 9.215 -8% 15 10.016 - FIC Sales & Trading 8.014 -10% 14 8.935 Aufwand-Ertrag-Relation 74,2 -- 15 74,9 Kosten bereinigt 20.261 +2% 14 19.915 Risikovorsorge 1.523 +24% 15 1.226 Eigenkapitalrendite (RoTE) 6,1 -- 11 9,4 Ergebnis vor Steuern 5.926 +6% 15 5.594 Ergebnis nach Steuern 4.131 -27% 15 5.659 Ergebnis nach Steuern/Dritten 4.001 -20% 15 5.025 Ergebnis je Aktie verwässert 1,66 -30% 12 2,37 Dividende je Aktie 0,46 +53% 14 0,30 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Aufwand-Ertrag-Relation und Rendite in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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October 20, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)