BERLIN (dpa-AFX) - Die existenzgefährdeten MV Werften sollen mit weiteren millionenschweren Staatshilfen über die Corona-Krise gerettet werden. Die Schiffbaubetriebe in Wismar, Warnemünde und Stralsund erhalten insgesamt rund 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung, wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier am Donnerstag mitteilte. "Das ist eine wichtige Entscheidung, die den Beschäftigten in der Region und dem Land insgesamt Zuversicht gibt", sagte der CDU-Politiker. Die Werften hätten nun die Chance, aus der pandemiebedingten Krise erfolgreich rauszukommen.

Der Werften-Verbund in Mecklenburg-Vorpommern baut für den asiatischen Mutterkonzern Genting Hongkong Passagierschiffe. Wegen der coronabedingten Unterbrechung der Kreuzschifffahrt Anfang 2020 war eine der wichtigsten Einnahmequellen des Konzerns weggebrochen - mit dramatischen Folgen für die Schiffbauer. Ein Großteil der knapp 3000 Beschäftigten musste in Kurzarbeit, 650 Mitarbeiter sollen in eine Transfergesellschaft ausgegliedert werden. Um eine Insolvenz der MV Werften abzuwenden, waren bereits im Dezember vom Bund verbürgte Kredite von 193 Millionen Euro bewilligt worden.

Mit den erneuten Staatshilfen könnten die Werften nun nicht nur begonnene Schiffe fertigstellen, sondern auch neue Aufträge einwerben, betonte Altmaier. Er gehe davon aus, dass mit dem absehbaren Abklingen der Pandemie auch die Kreuzfahrtindustrie neue Perspektiven bekomme. Das Unternehmen betonte: "Wir blicken optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft." Nun würden, zunächst mit einem kleineren Team, die Aufträge erfüllt, aber auch weiter Schiffe entwickelt und gebaut. Geschäftsführung und Gesellschafter bemühten sich um die Finanzierung weiterer Projekte.

Die Staatshilfen kommen laut Wirtschaftsministerium in Form einer stillen Beteiligung über 60 Millionen Euro und von Nachrangdarlehen in Höhe von 47 Millionen Euro. Dazu kommen die bereits bewilligten 193 Millionen Euro. Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern stockt seine Kreditbeihilfen auf.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) wurde im März 2020 von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie entgegenzuwirken. Mit Garantien und Kapitalhilfen sollen Unternehmen stabilisiert und Arbeitsplätze erhalten werden. Der Fonds hat einen Gesamtumfang von 600 Milliarden Euro. Der WSF hat bereits mehrfach von Corona hart getroffene Unternehmen gestützt, darunter die Lufthansa und Touristik-Veranstalter wie Tui, FTI oder Berge & Meer.

Altmaier betonte die Bedeutung des Schiffbaus für die deutsche Industrie und die des Unternehmens für die Region. Die MV Werften seien der größte Industriebetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und beschäftigten in strukturschwachen Regionen 3000 Menschen. Auch für die maritime Zulieferindustrie in ganz Deutschland seien sie wichtig. Der deutsche Schiffbau müsse sich zwar immer mehr gegen Konkurrenz etwa aus Asien behaupten, sei international aber sehr wettbewerbsfähig. "Wir wissen, was wir an unseren Schiffbauern haben", betonte Altmaier./tam/DP/fba